SJB | Korschenbroich, 23.01.2015. Für Rohstoffe war 2014 ein turbulentes Jahr. Vor allem im Energiesektor gab es heftige Schwankungen. Frederick Fromm, Manager des Franklin Natural Resources Fund, glaubt aber, dass sich die Märkte über kurz oder lang beruhigen werden.
DER FONDS: Alle Welt spricht über den Ölpreis – wie lautet Ihre Prognose?
Frederick Fromm: Wir glauben, dass er sich über die nächsten Quartale stabilisiert. Die Nachfrage wird steigen und das Angebot sinken, sodass es sich besser managen lässt. Wann genau, lässt sich allerdings kaum vorhersagen. Das Interessante ist, dass viele Energieaktien stärker korrigiert haben als erwartet. Das macht sie deutlich attraktiver als noch vor einigen Monaten.
Das heißt, Sie kaufen jetzt zu?
Der Ölpreis kann durchaus noch weiter fallen, deshalb agieren wir momentan eher vorsichtig. Bei qualitativ guten Unternehmen kann es sich aber durchaus lohnen, Aktien nachzukaufen. Vereinzelt tun wir das, und wir halten Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie es durch diese schwierige Phase schaffen werden, die Treue.
Welche Sektoren stehen dabei im Vordergrund?
Vor allem Explorations- und Produktionsunternehmen, aber auch Öl-Servicegesellschaften. Das hat uns kurzfristig etwas Performance gekostet, aber wir glauben, dass diese Sektoren langfristig die besten Wachstumschancen im Bereich der natürlichen Ressourcen bieten. Der langfristige Wachstumstrend des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und der steigende Pro-Kopf-Verbrauch haben sich nicht geändert. Dies führt zu wachsendem Konsum – und damit auch zu einem höheren Verbrauch von natürlichen Ressourcen. Deshalb müssen die Unternehmen erschöpfte Lagerstätten weiter erforschen und erneuern – und das bietet wiederum neue Investmentmöglichkeiten.
Und wie sieht es bei den Basismetallen aus?
Viele Faktoren, die momentan den Ölpreis belasten – insbesondere das langsamere Wirtschaftswachstum und der starke US-Dollar – drücken auch in diesem Bereich auf die Preise. Die Minengesellschaften schauen sehr genau auf die Kosten und kürzen teure Projekte. Letztlich finden wir jedoch auch im jetzigen Umfeld Unternehmen, die relativ gut performen und in einem Erholungsszenario wachsen können.
Warum kommt der Goldpreis nicht vom Fleck?
Auch das liegt zum Teil am starken US-Dollar. Daneben belastet natürlich, dass es weltweit kaum starke Inflationstreiber gab. Das hat viele Gold-Investoren auf dem falschen Fuß erwischt – sie hatten nach den massiven Maßnahmen der Notenbanken etwas anderes erwartet. Der Inflationsdruck wird jedoch kommen, und davon profitiert früher oder später auch der Goldpreis.
Auch die Minenaktien?
Die Minenunternehmen haben zwar ihre Kosten gesenkt, leiden aber immer noch unter hohen absoluten Kosten. Trotzdem glauben wir, dass sich die neue Bescheidenheit positiv auf den Verschuldungsgrad auswirkt und dass die Kurse bei einer Goldpreis-Rally entsprechend steigen. Außerdem gehen wir davon aus, dass es in diesem Sektor zu weiteren Fusionen und Übernahmen kommen wird – auch wenn der niedrige Goldpreis kurzfristig die eine oder andere Verhandlung verkomplizieren könnte.
Warum investieren Sie vor allem in US-Titel? Gibt es in anderen Teilen der Welt keine interessanten Rohstoff-Investments?
Das hohe US-Gewicht von derzeit 70 Prozent rührt vom jeweiligen Hauptsitz der Unternehmen her, in die wir investieren, das hat nichts mit der wirtschaftlichen Beteiligung selbst zu tun. Viele US-Unternehmen aus dem Bereich der natürlichen Ressourcen sind stark international aufgestellt – so betrachtet liegt der reine USA-Anteil unseres Portfolios nur bei rund 35 Prozent. Viele der auf die USA fokussierten Unternehmen arbeiten im Moment an der Erforschung und Förderung von Schiefergas – ein enorm spannendes Investmentthema!
Von: Annika Teerling
Quelle: DAS INVESTMENT.