Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service, vergleicht im Gespräch sinnvolle Wege, in Silber zu investieren, und erklärt die wichtigen Unterschiede zu anderen Edelmetallen. DAS INVESTMENT: Sie sagen, dass Silber momentan unterbewertet sei. Sie gehen von einem steigenden Silberpreis aus – woher rührt Ihre Annahme? Dominik Lochmann: Grundsätzlich glauben wir an die klassischen marktwirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage. Bei Gold und Silber spielen diese jedoch häufig nur eine untergeordnete Rolle. Der Preis wird vielmehr durch die Interessen und die kurz- und langfristigen Absichten von Spekulanten bestimmt.
Edelmetall wird nur in geringem Maße physisch gehandelt, sodass Großinvestoren den Preis durch Options- und Termingeschäfte beeinflussen, um somit den höchstmöglichen Profit erzielen zu können. Dies funktioniert allerdings nur, solange physische Käufer ebenfalls bedient werden können.
Ansonsten steigen die Preise?
Lochmann: Steigt die Nachfrage an physischem Silber bei Anlegern und in der Industrie, entsteht eine physische Verknappung und ein Aufwärtstrend scheint wahrscheinlich. Aktuell wird die steigende Industrienachfrage durch die geringe physische Investmentnachfrage nach Barren und Münzen gedeckt. Zudem werden durch die gut laufende Konjunktur mehr NE-Metalle wie Zinn, Blei und Kupfer abgebaut. Da Silber überwiegend nicht eigens in Silberminen, sondern meist als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Industriemetalle gewonnen wird, ist der Markt im Moment recht ausgeglichen. Die Investmentnachfrage befindet sich nach Ansicht vieler Prägeanstalten und Marktteilnehmer zurzeit in einer Erholungsphase, sodass der Markt jederzeit wieder umschlagen könnte. Allerdings verbieten sich eindeutige Werteinschätzungen sowie Prognosen bei Edelmetallen ebenso wie bei allen anderen marktüblichen Investments.“
Wieso schwankt der Preis von Silber stärker als der von Gold?
Lochmann: Der Silbermarkt ist erheblich kleiner als der Goldmarkt. Der Kurs kann mit einem weitaus geringeren Einsatz bewegt werden. Daher fallen Marktbewegungen meist wesentlich heftiger aus als bei Gold.
Gold hat bei Liebhabern einen gewissen Nimbus. Würden Sie Anlegern empfehlen, auch in Silber anzulegen – immerhin ist beides wertvolles Metall?
Lochmann: Anders als bei Anlagegold bezahlen Privatinvestoren bei physischen Silberinvestments zusätzlich zu dem Materialwert und den Prägekosten noch die Mehrwertsteuer. Um diese auszugleichen und in eine Gewinnzone zu kommen, muss der Preis bei den meisten Silberanlagen demnach um mindestens 20 Prozent steigen.Ein großer Teil des physischen Edelmetalls wird nicht in reine Investmentprodukte wie Barren verarbeitet, sondern in Münzen – oft sogar Münzen der sogenannten modernen Numismatik, die zusätzlich zu reinen Metallwertinvestoren noch einen gewissen Sammlermarkt ansprechen. Eine Silbermünze für 20 Euro ist schon eine recht große Münze, eine Goldmünze selben Wertes wäre hingegen so klein, dass man sie kaum sehen könnte. Dementsprechend fallen vergleichsweise hohe Lagerkosten an. Ein Silberinvestment empfiehlt sich folglich eher als Beimischung von 10 bis 20 Prozent der gesamten Edelmetallanlage, um das Portfolio zu diversifizieren.
In welcher Form kann man in Silber investieren und wozu würden Sie raten?
Lochmann: Anlegern bieten sich im Wesentlichen folgende Möglichkeiten, in Silber zu investieren – wobei die Entscheidung von den jeweiligen Anlagezielen und letztendlich auch vom persönlichen Geschmack abhängt: In Papierform über ETFs, steuerneutral in Barren, welche in Zollfreilagern verwahrt werden und klassisch physisch in Silberbarren oder Silbermünzen. Letztere sprechen wie bereits erwähnt auch sammelaffine Investoren an und haben in Deutschland zudem den Vorteil, dass sie meist differenzbesteuert und daher etwas günstiger angeboten werden – zumindest sofern sie zuvor bereits gehandelt oder aus einem Drittland importiert wurden.
Und darüber hinaus?
Lochmann: Eine Mischung sind sogenannte Münzbarren, wie sie zum Beispiel von den Cook Islands angeboten werden. Hier kann man unter anderem große 1-Kilogramm- oder 5-Kilogramm-Barren erwerben, die in ihren Heimatländern als offizielle Währung zugelassen sind. Ein weiteres interessantes Investmentprodukt sind Junk-Bags, also mit alten Silbermünzen – etwa alte 5- oder 10-DM-Münzen – gefüllte Säcke. Diese haben außer dem niedrigen Einstandspreis und ihrer Historie den Vorteil, dass sie jederzeit bei der Bundesbank zum Nennwert umgetauscht werden könnten. Man hat somit einen staatlich garantierten Mindestpreis, welcher unabhängig vom Silberwert ist.
Autor Dominik Lochmann ist Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service.
Von: Iris Bülow
Quelle: Das Investment