Das Investment: Gold: „Nächster Zinsschritt der US-Notenbank ist eingepreist“

sjb_werbung_das_investment_300_200Stefan Breintner, Manager der Goldfonds DJE Gold & Ressourcen und DJE Gold & Stabilitätsfonds über die Goldpreis-Entwicklung, die Korrelation zwischen Gold und anderen Anlageklassen sowie den idealen Gold- und Silberanteil im Portfolio.

DAS INVESTMENT.com: Der Goldpreis kommt aktuell nicht so wirklich vom Fleck. Seit dem Tief gegen Ende 2015 bei etwa 1.040 US-Dollar je Feinunze hat der Goldpreis innerhalb der folgenden sieben Monate kurzzeitig um 32 Prozent aufgewertet. Seitdem bewegt sich der Goldpreis mehr oder weniger seitwärts. Warum?

Stefan Breintner: Der Goldpreis profitierte 2016 von den hohen Zuflüssen in die Gold-ETFs. Diese hatten vor allem in den ersten neun Monaten 2016 deutliche Zuflüsse. Zurückzuführen waren die ETF-Zuflüsse vor allem auf die in diesem Zeitraum rückläufigen (US-)Realzinsen. Nach der Trump-Wahl hatten die Gold-ETFs dann jedoch Abflüsse, was den Goldpreis zusammen mit dem Dollaranstieg und den temporär wieder höheren Anleiherenditen belastete. Mit Blick auf Q1 2017 waren dann die ETF-Zuflüsse zwar positiv, aber dennoch deutlich unter Vorjahresniveau. Positiv ist meiner Meinung nach, dass sich die Goldnachfrage aus Asien, welche längerfristig einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf den Goldpreis sein dürfte, erholt. Von den zahlreichen geopolitischen Krisen konnte Gold bisher im laufenden Jahr kaum profitieren.

Viele Marktbeobachter machen die steigenden Zinsen in den USA für den tiefen Goldpreis verantwortlich. Andere halten diese Begründung für zu kurz gegriffen. Was meinen Sie dazu?

Breintner: Wichtig ist bei Gold immer der Realzins. Wenn die Zinsen steigen, ist dies zwar grundsätzlich negativ für Gold. Steigt aber gleichzeitig die Inflation beziehungsweise die Inflationserwartung, bleibt der Realzins tief, das ist für Gold entscheidend. In den USA ist zum Beispiel der Realzins in der Finanzkrise ab Ende 2008 massiv angestiegen. Dies hat Gold stark belastet. Ferner wurde Gold auch verkauft, weil es eine hochliquide Anlage ist. Das Niedrigzinsumfeld, das wir heute haben, ist zwar generell positiv für Gold, aber dem stehen nun mal auch tiefe Inflationsraten gegenüber.

Welche politischen oder geopolitischen Ereignisse, die in diesem Jahr noch anstehen, werden die größten Auswirkungen auf den Goldpreis haben?

Breintner: Das ist schwer zu sagen. Meiner Meinung nach hat die Wahl in Deutschland kaum einen Einfluss. Sollte es zu einem Krieg mit Nordkorea kommen, würde dies wohl aber Gold begünstigen. Schwer zu prognostizieren im Hinblick auf den Goldpreis ist, inwiefern sich ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der EZB auf den Goldpreis auswirken würde. Einerseits dürften in diesem Fall zwar die europäischen Zinsen etwas steigen, aber andererseits sollte auch der Euro zur Stärke neigen, was wiederum in der Historie positiv für Gold war. Ein schwacher US-Dollar ist generell positiv für Gold.

Und welche Ereignisse werden den Goldpreis nicht oder kaum beeinflussen?

Breintner: Ein nächster Zinsschritt der US-amerikanischen Notenbank im Juni dieses Jahres scheint weitgehend eingepreist zu sein.

Bitte beschreiben Sie ein realistisches Szenario, in dem es in den kommenden Monaten zu stark steigenden Goldpreisen kommen würde.

Breintner: Die US-amerikanische Notenbank macht nur noch einen Zinsschritt dieses Jahr. Gleichzeitig zieht die US-Inflation an und der Realzins in den USA fällt. In diesem Szenario würden die ETF-Zuflüsse stärker ansteigen. Wenn sich dann noch die asiatische Goldnachfrage so robust wie im ersten Quartal 2017 entwickelt und die Minenproduktion im zweiten Halbjahr 2017 zurückgeht, sollte Gold stärker ansteigen.

Und was müsste passieren, damit der Goldpreis sinkt?

Breintner: Ein schneller als erwartet verlaufender Zinssteigerungszyklus in den USA bei gleichzeitig fallenden Inflationsraten würde Gold sicher belasten. Kommt dann noch eine Cross-Boarder-Tax in den USA hinzu, würde wohl der US-Dollar aufwerten und Gold zusätzlich unter Druck setzen.

Was ist Ihrer Meinung nach der ideale Gold-Anteil in einem defensiven, einem ausgewogenen und einem chancenorientierten Portfolio?

Breintner: Diese Frage ist schwer zu beantworten und muss eigentlich für jeden Investor unter Berücksichtigung des Anlagezeitraums individuell beantwortet werden. Ganz allgemein würde ich sagen: Defensiv: 20-30 Prozent, ausgewogen 10 bis 20 Prozent, chancenorientiert 5-10 Prozent.

Der kleine Bruder: Ist Silber nicht das bessere Gold, schließlich wird es verbraucht?

Breintner: Silber gehört zwar zur Gruppe der Edelmetalle, hat aber natürlich deutlich stärker einen Industriemetallcharakter als Gold. Es ist in erster Linie ein Nebenprodukt der Minenproduktion von Gold und einiger Industriemetalle. 75 Prozent des weltweit produzierten Silbers fallen aktuell als Nebenprodukt an vor allem bei der Förderung von Zink & Blei. Dagegen fallen nur circa 20 Prozent des weltweit produzierten Goldes als Nebenprodukt an. Der weltweite Silbermarkt ist zwar eng und verharrte 2016 bereits das vierte Jahr in Folge in einem Angebotsdefizit. Das ist eigentlich positiv für Silber, nur leider ging bei Silber zuletzt die Nachfrage noch stärker zurück als das Angebot. Meiner Meinung nach ist Silber sicher nicht das bessere Gold. Zudem ist der Silberpreis auch deutlich volatiler als der Goldpreis.

Was ist Ihrer Meinung nach der ideale Silber-Anteil in einem defensiven, einem ausgewogenen und einem chancenorientierten Portfolio?

Breintner: Im DJE Gold & Stabilitätsfonds liegt die Silbergewichtung aktuell bei 2 Prozent.

Wo steht Gold Ende 2017? Und in zehn Jahren?

Breintner: Genaue Preisprognosen darf ich rein schon aus rechtlichen Gründen nicht geben. Mit Blick auf die nächsten zehn Jahre erachte ich das Chance-/Risikoverhätlnis für Gold als attraktiv. Auf der Angebotsseite bin ich fest davon überzeugt, dass die Goldmenge aus laufender Minenproduktion in den nächsten Jahren fallen wird, was den Goldpreis auf jeden Fall stützen sollte.

Für wen ist die Anlage in ein Multi-Asset-Produkt mit einem Anteil an physischem Gold attraktiv?

Breintner: Vor allem für Anleger, die eine gewisse Goldaffinität haben und dabei die Bestände nicht selbst lagern wollen. Gleichzeitig besteht durch den breiten Investmentansatz auch die Möglichkeit an den Aktien- und Anleihenmärkten zu partizipieren. Generell sollten solche Produkte in einem inflationären Umfeld einen guten Vermögensschutz darstellen.

Wie steht Gold in Korrelation zu anderen Anlageklassen?

Breintner: Gold profitiert vor allem von fallenden Realzinsen (allgemein: Rendite 10-jähriger Bonds minus der Inflationsrate). Das heißt, fallende Anleiherenditen resultieren oft in steigenden Goldpreisen. „Risk – on“ an den Aktienmärkten und steigende Risikoneigung der Investoren belasten Gold hingegen tendenziell.

Nach welchen Kriterien erfolgt die Gewichtung der Fondsbestandteile im DJE Gold & Stabilitätsfonds?

Breintner: Goldanlagen können maximal 50 Prozent des Net Asset Values (NAV) ausmachen. Maximal 30 Prozent des gesamten NAVs können in physisch hinterlegtes Gold investiert werden. Dieses erwerben wir in Form von 12,5 kg Standardbarren und lagern es in Tresoren in der Schweiz. Edelmetalle insgesamt, also Gold, Silber, Platin/Palladium, dürfen maximal 60 Prozent des gesamten NAVs ausmachen. Normalerweise variiert die Goldgewichtung des Fonds zwischen 25 Prozent und circa 49 Prozent, je nach Markteinschätzung. Die physisch vorhandenen Goldbestände sehen wir als Kernbestandteil des Fonds. Hier nehmen wir meist keine großen Umschichtungen vor. Aktien und Anleihen sind neben Gold die weiteren Kern-Asset-Klassen des Fonds. Im Hause DJE werden regelmäßig Strategiemeetings abgehalten, bei welchen wir stets das Chance-/Risikoverhältnis von Anleihen versus Aktien diskutieren und neu bewerten. Aktuell halten wir gute Aktien als die klar attraktivere Anlagemöglichkeit. Daher sind Anleihen aktuell nur mit 12 Prozent gewichtet, Aktien dagegen mit über 50 Prozent.

Wie funktioniert die Qualitätskontrolle?

Breintner: Das Vorhandensein unserer physischen Goldbestände (alle Barren haben uns zugeordnete Nummern) prüfen wir mindestens einmal pro Jahr durch einen Besuch vor Ort.

Welche Richtlinien und Besonderheiten gibt es bei DJE Kapital zur Anlage von physischem Gold?

Breintner: Wir haben mehrere Lagerstellen, so dass wir für den Fall der Fälle auch stets verkaufen könnten. Die Abwicklung der Barrenkäufe erfolgt über unser Handelssystem. Hier gab es nie Schwierigkeiten.

Autor: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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