Das Investment: Gold oder Technologie? Eine klare Sache …

Timing bei der Geldanlage funktioniert nicht, schon klar. Dennoch gibt es eher gute und eher schlechte Zeitpunkte zum Fondskauf, weiß DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. Renditehungrigen Anlegern rät er deshalb dringend zum Hoch-Tief-Test Peter Lynch, Manager des legendären Fidelity Magellan, prägte einst den Begriff des Tenbagger. Darunter versteht man eine Aktie, deren Wert sich in einem überschaubaren Zeitraum mindestens verzehnfacht. Lynch selbst hatte zwischen 1977 und seinem Ausstieg 1990 etliche dieser Kursraketen im Portfolio – mit der Folge, dass der Anteilspreis des Fidelity Magellan in nur 13 Jahren um 2.700 Prozent in die Höhe schoss. Fast ein Thirtybagger also.

Technologie-Jünger dürften bei dem Thema nur müde abwinken. Sie rattern eine Auswahl der aus „ihrem“ Sektor hervorgegangenen Ten- und Twentybagger der vergangenen zwei Jahrzehnte im Schlaf herunter: Adobe Systems, Alphabet, Amazon, AMD, Apple, ASML, Atoss Software und so weiter und so fort bis Xilam Animation, Yaskawa Electric und Zooplus. Selbst ein Anleger, der Anfang 2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise das Einzelkursrisiko scheute und lieber einem breit streuenden Branchenfonds vertraute, kratzt elfeinhalb Jahre später mit Produkten wie DNB Technology, Franklin Technology oder JPM US Technology an der magischen 900-Prozent-Marke.

Ganz nebenbei bemerkt: Wer am schnellen Fonds-Euro angesichts der damit selbst ohne Einzelkursrisiko verbundenen Gefahren nicht interessiert ist, muss nach diesem Absatz nicht weiterlesen. Auch ein branchenneutral und weltweit aufgestellter Aktien- oder Mischfonds wird sich nämlich – ein schlüssiges Konzept und solides Management vorausgesetzt – früher oder später zum Tenbagger entwickeln. Er benötigt dafür nur mehr Zeit: Bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 6 Prozent dauert es 40 Jahre, bei 8 Prozent Rendite 30 Jahre. Jeder Tausender, den ein heute 30-Jähriger mit der entsprechenden Weitsicht angelegt, kann so bei Renteneintritt 10.000 Euro wert sein.

Soll es losgelöst von der privaten Vorsorge deutlich schneller gehen, bleibt freilich nur der Griff zu stark spezialisierten Produkten wie eben Technologiefonds. Was viele Anleger momentan sehr gerne tun: Allein der mit 7,1 Milliarden Euro Volumen größte Technologiefonds mit deutscher Vertriebszulassung, der Fidelity Global Technology, zog im ersten Halbjahr 2020 netto 1,2 Milliarden Euro neue Mittel an. Unter Tenbagger-Gesichtspunkten gut investiertes Geld?

Vermutlich eher nicht. Zwar wird es auch in den kommenden Jahren immer wieder einzelne Tech-Firmen geben, die mit Innovationen und schnell wachsenden Umsätzen und Gewinnen den Aktienmarkt rocken. Das dürfte jedoch kaum ausreichen, einen derzeit aus mehr als 50 Titeln bestehenden Aktienkorb auf Sicht der nächsten 10 bis 15 Jahre noch einmal um 900 Prozent in die Höhe zu heben.

Die größte Chance auf einen kein halbes Menschenleben in Anspruch nehmenden Fonds-Tenbagger bieten Märkte, die bei langfristig guten Zukunftsaussichten von sehr niedrigem Niveau aus starten. Beispiel Technologie Anfang 2009, Beispiel Thailand im Herbst 1998: Wer damals nach überstandener Asienkrise beim am Boden liegenden Fidelity Thailand zugriff, war im Frühjahr 2013 am Ziel. Ganz ähnlich beim auf Minenaktien spezialisierten Blackrock World Gold: Im Sommer 1998 zu 1.000 gekauft, im Herbst 2010 für 10.000 verkauft.

Ein Aufruf, die Märkte zu timen? Keineswegs, das schaffen schließlich nicht einmal die Profis. So ging der frühere Templeton-Star-Manager Mark Mobius mit dem extra neu aufgelegten Templeton Thailand schon im Sommer 1997 auf vermeintliche Schnäppchenjagd. Zwölf Monate später musste er seinen Anlegern ein Minus von 70 Prozent erklären. Ein Appell, vor dem Kauf eines extrem spezialisierten Fonds die vorigen Hoch- und Tiefpunkte der entsprechenden Kategorie etwas genauer zu analysieren, ist es jedoch allemal. Womit in meinen Augen die aktuell in manchen Anleger-Foren diskutierte Frage „Gold oder Technologie?“ eindeutig geklärt wäre.

Das sieht übrigens seit annähernd einem Jahr auch Mark Mobius so. Mit seinem im August 2019 via Bloomberg geäußerten Rat, Gold „zu jedem Preis“ zu kaufen, war er dieses Mal ganz sicher nicht zu früh. Aber mit der Wiederholung dieser Empfehlung Mitte Juli 2020 sehr wahrscheinlich auch nicht zu spät.

Von: EGON WACHTENDORF
Quelle: Das Investment

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