Nach dem Brexit gewannen Edelmetalle deutlich an Attraktivität. Wer seine Edelmetall-Vorräte aufstocken möchte, aber nicht weiß, ob er lieber Gold oder dessen kleinen Bruder Silber kaufen soll, könnte seinen Vermögensverwalter um Rat bitten. Wir haben das gemacht – und präsentieren nun sechs Vorschläge von Vermögensverwaltern.
Die Brexit-Entscheidung Ende Juni schickte Europa-Börsen auf Talfahrt. Edelmetalle wie Gold und Silber landeten hingegen auf der Gewinner-Seite: Sie nahmen bereits an einem einzigen Tag um mehrere Prozentpunkte zu. Nun decken sich viele Anleger mit Münzen oder Barren ab. Ob sie dabei lieber auf Gold oder auf Silber setzen sollten – sechs Vermögensverwalter wissen Rat.
Andreas Görler, Senior Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm in Berlin
Als Vermögensverwalter investieren wir für unsere Mandanten nicht direkt in Rohstoffe beziehungsweise Edelmetalle, da diese Anlageklasse für uns auch nur eine Form der Spekulation auf eine Preisentwicklung darstellt, die außerdem keine Erträge wie Zinsen oder Dividenden abwirft.
Aufgrund unserer langjährigen Tätigkeit ist uns allerdings auch bekannt, dass Privatanleger damit trotzdem eine Form von Stabilität und Sicherheit verbinden und auch direkt in Edelmetalle in Form von Münzen oder Barren investieren. Wenn hier 5 Prozent bis maximal 10 Prozent vom Gesamtvermögen in Edelmetalle investiert werden, ist das für uns tolerierbar.
Gold hat hier sicherlich eher den Status einer Ersatzwährung und eines Wertaufbewahrungsmittels und sollte dem Silber daher gegebenenfalls vorgezogen werden.
Rainer Beckmann, Geschäftsführer der Ficon Börsebius Invest in Düsseldorf
Etwas spekulativer als eine Anlage in Gold ist für uns das „Gold des kleinen Mannes”, das Silber. Aufgrund des fast historisch hohen Gold-Silber Faktors von aktuell 76 (76 Unzen Silber für eine Unze Gold) steht der Silberpreis vor einer großen Erholungschance. Wichtiger für uns ist aber die Tatsache, dass der Großteil der jährlichen Silberproduktion durch die Industrie verbraucht wird, während der Großteil der Goldförderung der Welt als Wertaufbewahrungsmittel, als Sicherung gegenüber Krisen, als Anlagemittel und als Schmuckstück erhalten bleibt. Dies bedeutet, dass die Vorräte in Silber sukzessive weiter verbraucht werden, und dadurch allein schon der Preis immer weiter steigen sollte. Im Extrem 1980 hatten wir einen Gold-Silber Faktor von nur noch 17. Sollten wir einen solchen Stand wieder erreichen, müsste bei derzeit gleichem Goldpreis von circa 1250 US-Dollar pro Feinunze der Silberpreis bei 73 Us-Dollar pro Unze liegen, also eine mehr als Vervierfachung des heutigen Preises.
In der letzten Woche hat der Vorstand einer der großen kanadischen Silberminen seine Preiserwartung für das Jahr 2019 von 140 US-Dollar pro Unze in die Welt posaunt, vielleicht für 3 Jahre etwas ambitioniert, aber auch nicht total unrealistisch.
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung in Mannheim
Man muss die Frage drehen: Warum will man in Edelmetalle investieren? Wer es als Absicherung sieht, kauft Gold, wer spekuliert, kauft Silber (höhere Volatilität).
Jörg Jubelt, Portfoliomanager der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf
Aus Spekulations-, aber auch Absicherungsgründen, sind beide Edelmetalle derzeit interessant. Während Gold etwas Mystisches hat, sind beim Silber die Einflussfaktoren vielfältiger. Der Preis wird, stärker als beim Gold, durch industrielle Nachfrage verschiedenster Industrien mitbestimmt. Als Portfoliomanager bevorzuge ich Gold, zumal es in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter ist als Silber. Der Kurs lässt sich für Privatkunden leichter verfolgen. Silber ist meist spekulativer, die Schwankungen sind prozentual oft größer.
Frank Krekel, Niederlassungsleiter der Unikat Gesellschaft für Finanz-Management und Vermögensverwaltung in Koblenz
Wir favorisieren in erster Linie Käufe in Gold für unsere Kunden. Vor allem in Krisenzeiten dient Gold als Ersatzwährung und ist auch in physischer Form vor allem bei Schmuckkäufern in Indien und China sehr gefragt. Hingegen wird Silber mehr als Industriemetall wahrgenommen und ist damit extrem konjunkturanfällig.
Joachim Berlenbach, Berater für die Goldfonds Earth Exploration Fund UI und Earth Gold Fund UI
Der Silbermarkt befindet sich momentan im Defizit, was bei einem weiteren Anstieg in der Nachfrage sehr positiv für den Silberpreis sein wird. Investoren sollten auch bedenken, dass der Silberpreis seit 2011 wesentlich stärker gefallen ist als der Goldpreis und dadurch einen höheren Aufholbedarf besitzen dürfte. Oft zeigt der Silberpreis bei hoher Nachfrage aufgrund des engeren Marktes auch eine Outperformance gegenüber dem Goldpreis. Allerdings ist der Silberpreis dadurch auch volatiler.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: Das Investment