Das Investment: 22 Fragen an Max Otte: „Ich möchte der erste Diener meiner Unternehmen sein“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 15.05.2014. Der Fragebogen als Gesellschaftsspiel – wenn Tageszeitungen oder Hochglanzmagazine Prominente zum teils heiteren, teils heiklen Kreuzverhör bitten, kommen Fondsmanager nur höchst selten zu Wort. DER FONDS ändert das – dieses Mal mit Max Otte.

1. Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?

Ein schwunghafter Arbitragehandel mit China-Böllern ungefähr im achten Schuljahr. Vor Silvester gekauft, gelagert und nach Schulbeginn verkauft, waren sie so begehrt, dass sie mehrere 100 Prozent Gewinn brachten

2. Wie haben Sie Ihr Studium finanziert? Meine Halbwaisenrente war eine gute Basis. Dazu kam Büchergeld der Konrad-Adenauer-Stiftung und ich hatte Praktika oder Jobs in den Ferien. Insgesamt war das recht komfortabel

3. Haben Sie ein berufliches Vorbild? Friedrich der Große. So wie er der erste Diener seines Staates war, möchte ich der erste Diener meiner Unternehmen sein

4. Die unsinnigste Börsen-Theorie, die Ihnen je untergekommen ist? Finanzmärkte sind effizient

5. Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben? On Human Nature von Edward O. Wilson

6. Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben? Das interessiert mich kaum. Ich halte es mit Warren Buffett: Betrachten Sie das Spielfeld, nicht die Anzeigetafel

7. Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben? Ich messe mich nicht mit anderen, sondern versuche, meinen Job ordentlich zu machen und die angestrebten Renditeziele für unsere Anleger zu erreichen

8. Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager? Fonds zu beraten ist ein Beruf – schöne Erlebnisse hole ich mir normalerweise woanders

9. Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert? Über die Position des Westens in der Ukraine-Krise und die Kritiklosigkeit der westlichen Medien

10. Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen? Angela Merkel und Barack Obama

11. Was sammeln Sie? Bücher und E-Gitarren

12. Wann schalten Sie Ihr Handy aus? Es ist fast immer aus

13. Wem folgen Sie auf Twitter? Was ist Twitter?

14. Ihre liebste TV-Serie? Magnum, p.i.

15. Und wo schalten Sie sofort ab? Ich habe seit Jahren keinen Fernseher mehr und ziehe seitdem Lesen dem TV-Programm generell vor

16. Was weckt eher Ihre Leidenschaft – Fußball oder Rockmusik? Rockmusik – insbesondere ursprüngliche, Blues-nahe Gruppen wie Status Quo, ZZ Top und AC/DC, aber auch Deep Purple. Von den moderneren Bands vielleicht Metallica

17. Welches Konzert haben Sie jüngst besucht? Status Quo in der Originalbesetzung bei einem ihrer wohl letzten Konzerte in Stuttgart

18. Auf welchen Luxusartikel würden Sie nur ungern verzichten? Auf Materielles kann ich gut verzichten. Auf meinen Fahrer nur schwer

19. Und wofür würden Sie notfalls sogar Ihr Konto überziehen? Das passiert hoffentlich nie wieder. Wenn meine Kinder oder die Familie in Not sind, würde ich es aber natürlich sofort tun

20. Wein oder Bier zum Essen? Wein – meistens rot, und meistens aus Frankreich. Aber auch gerne aus Deutschland, zum Beispiel vom Fluss, an dessen Mündung ich meinen Landsitz habe, der Ahr

21. Welches Hilfsprojekt haben Sie jüngst finanziell unterstützt? Etliche – insbesondere im Bereich Geistes- und Kulturwissenschaften. Da geht nämlich immer weniger Geld hin. Dabei ist es so wichtig, dass sich die Menschheit mit sich selbst befasst

22. Wo wollen Sie leben, wenn Sie einmal nicht mehr Fondsmanager sind? Irgendwo in Deutschland in der Provinz auf dem Dorf – zum Beispiel in der Eifel, wo ich mein Landhaus habe

Max Otte

Der 1964 in Plettenberg geborene Westfale studiert nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und politische Wissenschaften in Köln und Washington. Von 1989 bis 1992 besucht er als Doktorand die Princeton University, wo er unter anderem an Vorlesungen des späteren U.S.-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke und dessen Vor-Vorgänger Paul Volcker teilnimmt.

Nach seiner Promotion arbeitet Otte unter anderem kurzfristig als Berater im Bereich Mergers & Acquisitions, bevor er 1998 an der Boston University seine erste Stelle als Hochschulprofessor antritt. Seit 2001 unterrichtet er Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms, seit 2011 zudem quantitative und qualitative Unternehmensführung an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird Otte durch sein 2006 veröffentlichtes Buch Der Crash kommt, das bereits mehr als ein Jahr vor dem Platzen der USImmobilienblase vor deren Folgen für die Weltwirtschaft warnt. Mit der von ihm Ende 2006 gegründeten Privatinvestor Verwaltungs AG in Zug berät Otte zudem den im März 2008 aufgelegten Mischfonds PI Global Value (WKN: A0NE9G).

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.             

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