Das Investment: Fondsgesellschaften im Porträt: Pioneer Investments – von der Fischerinsel Nantucket zum 300-Milliarden-Euro-Investmenthaus

sjb_werbung_das_investment_300_200Was haben Fonds, positives Denken und Walfang miteinander zu tun? Die Antwort lautet Pioneer Investments. DASINVESTMENT hat das Unternehmen nach seiner Geschichte, seinen Persönlichkeiten, Anekdoten und vor allem nach der Symbolik seines Namens befragt und die interessantesten Antworten hier für Sie zusammengefasst.

Die Persönlichkeit hinter dem Unternehmen: Philip L. Carret, Gründer von Pioneer Investments.

Nomen est Omen

Pioneer Investments – Pioneer bedeutet auf Deutsch „Vorreiter“ oder „Pionier“ – macht seinem Namen alle Ehre. Philip L. Carret, der den Pioneer Fund 1928 in Boston gründete, übernahm bei vielen Gelegenheiten eine Vorreiterrolle: Er ist der Gründer eines der ersten Publikumsfonds, den er dank seines Prinzips des Value Investment über ein halbes Jahrhundert lang erfolgreich verwaltete. Später war seine Gesellschaft in Italien, Deutschland und Polen die erste, die Investmentfonds und Fondsgesellschaften mit Fondsvertrieb einführte.

Fernerhin wird der Pioneer Fund heute oft als der erste wirkliche Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds bezeichnet, denn er verzichtet konsequent auf Investitionen in Glücksspiel, Prostitution sowie die Alkohol- und Tabakindustrie. Stattdessen zeichnet sich die Investment-Strategie Carrets durch Qualität und langfristiges Denken aus…

Philip L. Carret: „Kauft Werte, nicht schicke Namen“

Denn trotz des klangvollen Namens seiner Fondsgesellschaft glaubte Carret selbst eher an Substanz. „Kauft Werte, nicht schicke Namen“, sagte er laut einer Management-Aufzeichnung aus dem Jahr 1952. Das Prinzip des Value Investing (Deutsch: Wert-orientierte Kapitalanlage) ist eine weitere Neuerung, der die Investment-Legende Carret den Weg bereitet hat. Er bestand stets darauf, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die sich durch stetig wachsenden Gewinn, starke Bilanzen und engagierte Führungskräfte auszeichneten, die einen bedeutenden Anteil an den jeweiligen Gesellschaften hielten – eine Strategie, die dazu beigetragen hat, dass Pioneer Investments in über 50 Jahren stetiges Wachstum erwirtschaftet hat…

Das alte und das neue Logo von Pioneer Investments: auf beiden ist ein Segelschiff abgebildet.

Ein Segelschiff auf Walfang

Ähnlich wie der Name beinhaltet das Logo von Pioneer Investments eine starke Aussagekraft. Seine Symbolik ist Teil des Gründungsmythos der Fondsgesellschaft und ist eng mit der Persönlichkeit Philip L. Carrets verbunden. Sowohl Pioneer Investments, als auch Carret Asset Management, Carrets zweite, 1963 gegründete Firma, zeigen Segelschiffe neben ihren Namen.

Ein Schiff, das mit vollen Segeln über die Wellen fährt, ist das Firmenzeichen, das schon 1928, bei der Gründung von Pioneer, das Symbol der Fondsgesellschaft wurde. Zunächst als detaillierte schwarz-weiße Abbildung eines großen Schiffes mit weißen Segeln, später elegant vereinfacht zu einem weißen Schiff auf blauem Hintergrund, assoziiert man es mit Dynamik und Handel. Man könnte meinen, dass die Abbildung etwas mit den Entdeckern und Siedlern in der Neuen Welt zu tun hat und die Mayflower könnte dem einen oder anderen in den Sinn kommen. Doch die Geschichte ist ganz anders…

Die Insel Nantucket

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten die Bewohner der Insel Nantucket vor Boston ausschließlich von Walfang. Jede Fahrt war voller Gefahren, ein einzelnes Walfangschiff konnte beeindruckende Erträge bringen oder aber – nicht selten – ganz verloren gehen. Die Fischer von Nantucket verteilten daher ihr eingesetztes Kapital, indem sie Anteile an verschiedenen Schiffen kauften. Gemeinsam erzielten sie mit ihren über 70 Schiffen eine Rendite von knapp 30 bis 40 Prozent im Jahr. Damit verteilten sie – ähnlich wie ein Fonds – sowohl die Gewinnmöglichkeiten als auch das Risiko auf die Gemeinschaft. Die Fischer demokratisierten sozusagen den Kapitalismus und förderten so das Gemeinwohl.

Philip L. Carret legte am 13. Februar 1928 den Grundstein für Pioneer Investments in Sichtweite der alten Fischerinsel Nantucket. Die Idee der Fischer von Diversifizierung und Risikostreuung spiegelten sich bei der Gründung des ersten Investmentfonds von Pioneer Investments wider…

Eine gute Idee

Schon 1922, als Reporter in der renommierten Bostoner Finanzzeitung „Barron’s,“ berichtete der damals 26-jährige Philip L. Carret über die zu der Zeit brandneuen Investmentpools, die Vorläufer der heute bekannten Fonds. In der Redaktion unter Clarence W. Barron war Carret Zeuge, wie sich die Idee für den ersten Investmentfonds der Welt, den Massachusetts Investors Trust, bildete, als der Herausgeber Barron und Sherman Adams, ein damals bekannter Aktienhändler, sich über die Idee unterhielten.

Seinen eigenen Fonds gründete Carret zwei Jahre später mit 25 000 US-Dollar, die er sich von Freunden und Verwandten lieh. Zwar brachte der Börsenkrach 1929 und die darauf folgende Depression auch dem Pioneer Fund Verluste, doch ab Mitte der 1930er Jahre bis zum Ausscheiden Carrets Anfang der 1980er Jahre erreichte der Fonds die besten Langzeit-Gewinne in der Geschichte der Fondsindustrie…

Mit 101 im Büro

Heute verwaltet Pioneer Investments weltweit fast 300 Milliarden Euro, ist in 28 Ländern weltweit vertreten und beschäftigt über 2000 Menschen – das Erbe kann sich sehen lassen. Die positiven Prinzipien, die Pioneer Investments kennzeichnen, sind eine Spiegelung der Persönlichkeit Carrets. Dieser zeichnete sich durch ständige Neugierde, Offenheit gegenüber neuen Ideen, Optimismus, Geduld, Witz und gesunden Menschenverstand aus und bekam sogar den „Norman Vincent Peale Award“ für Positives Denken verliehen. Die Liebe für seinen Beruf führte dazu, dass die Wall-Street-Ikone auch noch kurz vor seinem Tod am 28. Mai 1998 im Alter von 101 Jahren regelmäßig in seinem New Yorker Büro von Carret & Company arbeitete – und zwar ohne Bezahlung.

Von: Elena Ekkert

Quelle: DAS INVESTMENT.

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