Das Investment: Fondsanleger reagieren auf Konjunktursorgen

sjb_werbung_das_investment_300_200Das deutsche Wirtschaftswachstum dürfte 2016 verhaltener ausfallen, als vor dem Brexit-Votum zu erwarten war. Das deutet auch der aktuelle Ifo Geschäftsklima-Index an. Weil unter der Wachstumsschwäche auch heimische Aktien leiden dürften, tauschen jetzt viele Anleger ihre Fonds aus.

„Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich merklich verschlechtert“, kommentiert Clemens Fuest das Sinken des Ifo Geschäftsklimaindex von 108,3 Punkten im Juli auf 106,2 Punkte im August. „Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch“, so der Präsident des Münchner Ifo Instituts weiter. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate beurteilten die Unternehmen schlechter als im Vormonat.

Pessimismus nach Brexit-Votum

Grund zur Sorge bereitet den Analysten der öffentlich-rechtlichen Förderbank KfW beispielsweise der vom Rückgang bedrohte Außenhandel mit Großbritannien: Direkt nach dem Brexit-Referendum am 23. Juni, bei dem eine knappe Mehrheit der Wahlberechtigten für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union stimmte, hatte auch KfW Research ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 1,5 Prozent gesenkt.

EU-Austritt bremst Wachstum

„Alles in allem hat die deutsche Wirtschaft zurzeit ordentlich Rückenwind“, erklärt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Er gibt aber zu bedenken: „Ohne das Brexit-Votum wäre ein deutlicher Aufschwung drin gewesen.“ Denn das Vereinigte Königreich werde im kommenden Jahr nach KfW-Prognose ein Wirtschaftswachstum von unter einem halben Prozent erreichen. „Das bremst über den Exportkanal auch die deutsche Konjunktur.“

Anleger verkaufen Aktienfonds

Auf die bereits nach Bekanntwerden des Brexit-Votums zu erwartende Wachstumsschwäche der Nachbarländer reagierten auch viele Fondsanleger hierzulande: Die jüngste Monatsstatistik des deutschen Fondsverbands BVI verzeichnet Nettomittelabflüsse bei Aktienfonds in Höhe von 720,7 Millionen Euro. Europaweit haben Investoren nach Angaben der Rating-Agentur Morningstar im Juni mehr als 21 Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen.

Einen so heftigen Aderlass gab es zuletzt während der Eurokrise vor fünf Jahren. Die höchsten Abflüsse seit September 2011 verzeichnen auch diejenigen Aktienfonds, mit denen Anleger auf Standardwerte aus ganz Europa (knapp 2,8 Milliarden Euro) setzen. Es folgen Fonds mit Aktien der Börsenschwergewichte der Anlageregionen Europa ohne Großbritannien sowie USA (jeweils etwa 1,8 Milliarden Euro), Japan (1,5 Milliarden Euro) und die Eurozone (knapp 1,4 Milliarden Euro).

„Flucht aus dem Risiko“

Die Nettomittelabflüsse bei Aktienfonds aller Kategorien, die sich seit dem verlustreichen Jahresbeginn auf knapp 56,2 Milliarden Euro summieren, seien laut Morningstar als eine Art Flucht aus riskanten Anlageklassen zu interpretieren. Allerdings flossen den typischen Krisenanlageformen Rentenfonds und Alternative Investments seit Januar gerade einmal rund 21,5 beziehungsweise knapp 27,5 Milliarden Euro zu. Geldmarktfonds sammelten bislang knapp 26,4 Milliarden Euro ein.

Von: Christian Hilmes

Quelle: Das Investment

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