FondsAnalyse: SJB FondsPortrait. Nestor Australien Fonds (WKN 570769, ISIN LU0147784119). SJB-MiFID-Risikoklasse: 5.

Gerd Bennewirtz, Gesellschafter der SJB FondsSkyline OHG

SJB | Korschenbroich, 12.08.2011. 

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Die Vereinigten Staaten verlieren das Triple-A, Europas Finanz stabilität wackelt ebenfalls, die hochnervösen Börsen fahren Achterbahn und Gold knackt eine Rekordmarke nach der anderen. Wir leben in historischen Zeiten.

A propos Geschichte: Welcher Aktienmarkt hat in den letzten 111 Jahren am besten abgeschnitten: Die USA, Japan, Deutschland oder Australien? Sieger mit einer inflationsbereinigten Rendite von 7,4 Prozent p.a. ist der fünfte Kontinent. Auch in den letzten zehn Jahren ließ der MSCI Australia mit einem Plus von 10,24 Prozent p.a. den MSCI All Country World mit nur 0,22 Prozent weit hinter sich. Grundlage war und ist Down Under´s Rohstoffreichtum, gepaart mit stabilsten Finanzen.

Entsprechend solide und „down to earth“ sieht es auch in den Portfolien der meisten Australien-Fonds aus. Schwergewichte aus dem Bergbausektor wie BHP Billiton oder Rio Tinto sowie Großbanken wie die Commonwealth Bank of Australia tummeln sich meist unter den Top-10. Einen anderen Schwerpunkt wählt die luxemburgische FondsGesellschaft Nestor. Der Nestor Australien Fonds – B (ISIN LU0147784119) investiert ausdrücklich auch in kleinere Firmen. Sein Ziel: Überdurchschnittliche Renditen. Der Weg: Aggressive Sektorgewichtungen. Mit welchem Ergebnis?

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FondsEntwicklung. Übersichtlich.

Seit seiner Auflage am 21. Mai 2002 hat der von Dr. Detlef Kohlhase unter Beratung von Wilhelm Schröder gemanagte Fonds eine Rendite auf Eurobasis von 13,92 Prozent p.a. erzielt. Für die SJB FondsAnalyse haben wir den Nestor Australien dem MSCI Australia als Vergleichsindex gegenübergestellt. Mit überzeugendem Ergebnis: Über die gesamte FondsHistorie übertrifft der Nestor den Länderindikator um 5,53 Prozentpunkte. Über ein Jahr per 09.08.2011 macht der Fonds ein Plus von 9,16 Prozent, der MSCI Australia rutscht dagegen mit -6,21 Prozent in die roten Zahlen. In den letzten drei Jahren lag der Nestor Australien mit 13,69 Prozent ebenfalls weit vor dem Index mit 4,80 Prozent. Kein Wunder: Die Volatilität des Fonds seit Auflage liegt mit 33,23 Prozent deutlich über der des MSCI Australia mit 23,67 Prozent.

Eine besonders rasante Achterbahnfahrt erlebten die FondsInvestoren in den letzten drei Jahren aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise mit einer Volatilität von 46,85 Prozent. Von den Grundübeln der Krise – toxischen Papieren und Problembanken – blieb Australien zwar verschont, wurde aber indirekt in Mitleidenschaft gezogen: Durch tiefe Einbrüche in wichtigen Exportländern wie den USA, Japan und der EU sowie durch den Verfall der Rohstoffpreise. Hier hatte der Nestor Australien seinen Schwerpunkt gelegt: Insgesamt waren 61,9 Prozent des FondsKapitals in Edelmetalle, Öl, Gas, Kohle und Stahl investiert. Die Konsequenz: -74,96 Prozent im Jahr 2008. Das FondsVermögen schmolz von 45,3 Millionen Euro im Januar auf nur noch 10,9 Millionen Euro Ende Dezember. Unverdrossen hielt das FondsManagement dennoch an seiner Marktstrategie fest. 2009 erholten sich die Rohstoffpreise, China wurde zum wichtigsten Handelspartner des Kontinents. Erforderliche Konjunkturprogramme finanzierte die australische Regierung dank komfortabler Haushaltsüberschüsse aus der Portokasse. Der Nestor Australien schaffte einen Wertzuwachs von 194,29 Prozent und machte so sein Vorjahresminus mehr als wett. Die Investoren kehrten zurück, das FondsVolumen übertraf bereits Ende Oktober mit 47,9 Millionen Euro den alten Stand.

Bis heute ist es weiter gewachsen, auf 67,2 Millionen Euro per 09.08.2011. „Vor allem die Nähe zu Asien, der Rohstoffreichtum und die gesunden Staatsfinanzen begründen den Erfolg Australiens“, bestätigt Schröder die grundlegende Investmentidee. Zugleich dämpft die FondsGesellschaft übertriebene Investorenerwartungen: „Erfolge in dieser Höhe [gemeint sind die fast 200 Prozent aus dem Jahr 2009] sind schwer wiederholbar. Das langfristige Renditeziel: 10 bis 15 Prozent Performance per annum“. Wie kann der Fonds das ambitionierte selbst gesteckte Ziel erfüllen?

FondsStrategie. Entschlüsselt.

Der Nestor Australien fokussiert auf Titel mit Sitz oder Geschäftsschwerpunkt in Australien und behält auch Nachbar Neuseeland im Auge. Erscheint es opportun, dürfen bis zu 10 Prozent des FondsVermögens auch in Investments außerhalb dieser Länder gehalten werden. Per Ende Juni 2011 sind 5,05 Prozent des FondsVermögens im ebenfalls rohstoffreichen Kanada investiert, marginale Bestände werden darüber hinaus in den USA, Afrika, Lateinamerika und Großbritannien (zwischen 0,84 und 0,03 Prozent) gehalten.

Wegen des anhaltenden Rohstoffhungers der Schwellenländer bleibt der FondsFokus Bergbau der stärkste Wachstumsmotor für Maschinenbau, Bauwirtschaft und Umwelttechnik. 38,58 Prozent (per Ende Juni 2011) des FondsVermögens sind in diesem Bereich investiert, 27,35 Prozent in Stahl und Nichteisenmetallen. Der Dienstleistungssektor folgt mit 8,22 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz. Weitere Sektoren wie z.B. Elektrotechnik und Elektronik (3,99 Prozent), Handel (3,26 Prozent) sowie Pharma, Biotechnologie und Kosmetika (2,52 Prozent) spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Unter den Top-Positionen sucht man die großen Minen-Player vergeblich, denn Kohlhase und Schröder betreiben aggressives Stockpicking im Bereich kleiner und mittelgroßer Unternehmen. Besonders achten sie dabei nach eigener Aussage auf die Qualität des Managements der ausgewählten Betriebe und suchen gezielt nach sogenannten „Value-Stocks“, die sich durch ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis, einen hohen freien Cashflow und eine gute Dividendenrendite auszeichnen. In Nestors Gunst aktuell ganz oben: Der Gold- und Erzförderer Catalpa Resources mit 5,20 Prozent FondsAnteil, der Gold- und Nickelproduzent Panoramic Resources mit 3,80 Prozent sowie das australische Unternehmen Finders Resources mit 3,48 Prozent, das sich auf die Kupfer-, Silber- und Goldförderung in Indonesien konzentriert.

Obwohl dem FondsManagement in „nachgeordnetem Umfang“ auch Investitionen in variabel und festverzinslichen Wertpapieren gestattet sind, ist der Nestor Australien aktuell zu 97,03 Prozent in Aktien investiert. Investmentfonds machen 2,64 Prozent aus, die Cash-Quote ist mit 0,33 Prozent verschwindend gering. Das erklärt die deutlichen Wertverluste im laufenden Jahr von -24,39 Prozent, bedingt durch Produktionsausfälle nach den verheerenden Zyklonen und Überschwemmungen zu Jahresbeginn und die anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten weltweit. Dass der Nestor Australien voll investiert ist, zeigt zugleich, welch große Zuversicht die FondsVerantwortlichen in ihren Markt setzen – und in das eigene Gespür auf der Suche nach kleinen, aber kräftigen Wachstumsbringern.

SJB Fazit. Nestor Australien Fonds.

Gerd Bennewirtz im SJB Vortrag zu aktuellen Marktereignissen

Die Geschichte gibt Australien recht. Umsichtige Politik, komfortable Finanzpolster und ein starkes Exportgeschäft sind glänzende Voraussetzungen für künftiges Wachstum auf der Basis immensen Rohstoffreichtums. Der Nestor Australien ruht sich auf dieser günstigen Grundlage aber nicht aus. Bewusst schlägt er sich abseits ausgetretener Pfade ins Outback und lässt sich auch durch Rückschläge nicht von seiner Strategie abbringen: Der Jagd nach günstigen, eher unbekannten Small Cap-Titeln mit Potenzial. Gut geeignet für Investoren, die sich in einem extrem soliden Markt ein wenig Abenteuerlust bewahren möchten.

Nestor. Hintergründig.

NESTOR_FONDS_F1580Die FondsGesellschaft Nestor mit Sitz in Luxemburg wurde am 08.12.1993 gegründet. Fonds: 10. Zu Verwaltetem Vermögen, Umsatz und Gewinn sowie zur Anzahl der Mitarbeiter werden keine Angaben gemacht. Geschäftsführer: Dr. Detlef Kohlhase und Dr. Tobias Spies. Stand: 09.08.2011.

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Siehe auch

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