SJB | Korschenbroich, 16.09.2011.
Die Kurs rückschläge der vergangenen Wochen sind logischerweise auch an den lateinamerikanischen Aktienmärkten nicht spurlos vorübergegangen. Aktuell kann man gut 20 Prozent günstiger als zu Jahresbeginn 2011 in so aussichtsreiche Märkte wie Brasilien einsteigen.
Dabei sind die dortigen fundamentalen Voraussetzungen weiterhin sehr gut: Als der bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Staat Südamerikas ist das Land für Anleger besonders attraktiv und hat auch den am besten entwickelten Aktienmarkt. Argumente für eine Investition in brasilianische Aktien sind unter anderem die geringe Staatsverschuldung, der auf breiter Basis zunehmende Wohlstand und die Fortsetzung des Rohstoffbooms. Die auf hohem Niveau verbleibende Nachfrage nach Öl, Eisenerz und Kupfer treibt die Exportindustrie an, wobei Brasiliens Börse generell sehr rohstofflastig ist: rund 25 Prozent der Marktkapitalisierung machen Rohstoffwerte aus.
Der am 31. August 2004 aufgelegte HSBC GIF Brazil Equity Fund (WKN A0DNSL, ISIN LU0196696701) bietet Investoren Zugang zu den langfristigen Anlagechancen des brasilianischen Aktienmarktes und wird seit Juni 2011 von Natalia Kerkis gemanagt. Zuvor war José Cuervo aus dem Lateinamerika-Team von HSBC für den Fonds verantwortlich. Der Fonds betreibt aktives Portfoliomanagement und nutzt als Benchmark den MSCI Brazil 10/40 Index. Damit ist gewährleistet, dass kein einzelner Titel mehr als 10 Prozent des Fondsvermögens ausmacht. Zudem darf die Gesamtzahl der Titel mit einer Gewichtung von über 5 Prozent insgesamt 40 Prozent des Fondsvermögens nicht übersteigen. Ziel ist es, langfristig eine höhere Rendite als der Vergleichsindex zu erwirtschaften. Das FondsVolumen ist mit umgerechnet 1,5 Milliarden Euro beträchtlich und auf rund 50 Positionen verteilt. Abrechnungswährung des Fonds ist der US-Dollar. Welche Renditen vermag der schwergewichtige Brasilien-Fonds für seine Anleger zu erwirtschaften?
FondsEntwicklung. Übersichtlich.
In den nunmehr sieben Jahren seit Auflegung konnte der Brasilien-Fonds von HSBC eine Rendite von +16,32 Prozent p.a. in Euro erzielen – eine ganz ausgezeichnete Wertentwicklung, die so nur mit Schwellenländerfonds zu erzielen ist. Der Vergleichsindex MSCI Brazil 10/40 brachte es im selben Zeitraum auf ein Plus von +21,35 Prozent p.a. In dem marktbreiten internationalen Referenzindex MSCI World war im selben Zeitraum nur eine durchschnittliche Jahresrendite von +3,05 Prozent zu erreichen. Auf Sicht von drei Jahren hat der HSBC GIF Brazil Equity zum Bewertungstag 13. September 2011 eine Rendite von +3,61 Prozent p.a. in Euro zu verzeichnen. Der Vergleichsindex MSCI Brazil 10/40 konnte im selben Zeitraum ein jährliches Plus von +7,51 Prozent auf sich vereinen. Damit ist mittel- wie langfristig eine geringere Renditeentwicklung des Fonds gemessen an seiner Benchmark zu konstatieren. Auf Jahressicht schafft es Natalia Kerkis mit ihrem HSBC Brazil Equity jedoch, zum Referenzindex aufzuschließen: Einem Minus des HSBC-Fonds von -17,66 Prozent steht eine praktisch identische Wertentwicklung des MSCI Brazil 10/40 von -17,65 Prozent gegenüber.
Kurzfristig geht die relative Performanceentwicklung des Fonds damit in die richtige Richtung. Wie sieht es mit der Schwankungsintensität des Portfolios aus? Nicht zu vermeiden ist bei Investitionen in Lateinamerika eine verhältnismäßig hohe Volatilität. Auch der HSBC GIF Brazil Equity bleibt nicht von dieser verschont. Zudem liegt die annualisierte Volatilität des HSBC-Fonds regelmäßig oberhalb derjenigen des Vergleichsindex. Auf Jahressicht steht einer Schwankungsbreite des HSBC GIF Brazil Equity von 22,83 Prozent eine Volatilität von 21,21 Prozent bei seiner Benchmark gegenüber, mit Blick auf drei Jahre beträgt sie 39,71 Prozent anstatt von 34,30 Prozent. Auch seit Auflegung im August 2004 übertreffen die durchschnittlichen jährlichen Schwankungen des Fonds diejenigen des MSCI Brazil 10/40; die Volatilität beträgt hier 31,67 anstelle von 29,05 Prozent. In der Gesamtschau erzielt der HSBC GIF Brazil Equity damit eine auf oder unter Marktniveau liegende Performance bei einer ungünstigeren Risikostruktur. Sind die Gründe hierfür in der FondsStrategie zu suchen?
FondsStrategie. Entschlüsselt.
FondsManager Natalia Kerkis verfolgt einen fundamental orientierten Investmentansatz und betreibt aktives Portfoliomanagement. Dabei ist sie an keinerlei Vorgaben hinsichtlich der Sektorenallokation gebunden. Auch mit Blick auf die Marktkapitalisierung der im Portfolio enthaltenen Unternehmen ist sie frei. Mit 123 Prozent ist die jährliche Portfolioumschlagshäufigkeit recht hoch – damit wird (statistisch gesehen) jeder Einzeltitel innerhalb eines Jahres mehr als einmal ausgetauscht. Das Ziel, den MSCI Brazil 10/40 langfristig zu übertreffen, konnte der Fonds trotz seiner häufig wechselnden Investments nicht erreichen. Blickt man auf die Portfoliostruktur und hier besonders auf die Branchengewichtung, ahnt man schnell, woran dies liegen könnte.
Mit 34,35 Prozent des Gesamtportfolios sind Finanzwerte der mit Abstand größte Einzelsektor des Fonds. Erst mit deutlichem Abstand dahinter folgen Aktien von Rohstoffunternehmen, die 15,78 Prozent des FondsVolumens einnehmen. Die relative Untergewichtung von Rohstoffaktien dürfte sich performancemindernd auf die FondsEntwicklung ausgewirkt haben, auch wenn andere Brasilien-Fonds ebenfalls der Finanzbranche den ersten Platz im Portfolio einräumen. Öl- und Gasproduzenten besitzen einen Portfolioanteil von 10,07 Prozent, Hersteller von Konsumgütern sind mit 9,04 Prozent gewichtet. Durchschnittlich stark ist der HSBC-Fonds in Industrieunternehmen (6,62 Prozent) und Telekomtitel (4,86 Prozent) investiert. Kleinere Bestände im Dienstleistungssektor (4,47 Prozent) und im Gesundheitswesen (3,57 Prozent) runden das Portfolio ab.
Bei den Einzeltiteln liegen innerhalb der Top-10 des Fonds logischerweise die Finanztitel vorn. Größte Einzelposition ist die brasilianische Itau Unibanco mit 5,89 Prozent, die jüngst als beste Privatbank Lateinamerikas ausgezeichnet wurde. Nur knapp dahinter auf Platz zwei befindet sich der Finanzdienstleister BR Malls Participaes (5,46 Prozent Portfolioanteil). Drittgrößte Einzelposition des Fonds ist die CCR, der größte Mautstraßenbetreiber Brasiliens, mit 5,37 Prozent. Weitere Banken im Portfolio von Natalia Kerkis sind die Banco do Brasil (5,28 Prozent) sowie die Banco Bradesco (3,41 Prozent). Auf Platz fünf der Top-10-Holdings des Fonds liegt der Öl- und Gasproduzent Petroleo Brasileiro (Petrobras), der im brasilianischen Bovespa-Aktienindex auf einen Anteil von rund zehn Prozent kommt, im Fonds aber mit lediglich 5,09 Prozent gewichtet ist. Auf Platz sieben folgt die auf Industriemetalle und Eisenerz spezialisierte Vale-Gruppe mit 3,84 Prozent, die ebenfalls einen zweistelligen Anteil an Brasiliens Aktienindex besitzt. Die nur unterdurchschnittliche Gewichtung von Rohstofftiteln wird an diesen Zahlen nochmals sehr deutlich. Auf den hinteren Plätzen der Top 10 rangieren der Nahrungsmittelproduzent BRF Foods (3,78 Prozent) sowie die Telekomfirma Telesp TLPP (3,32 Prozent).
SJB Fazit. HSBC GIF Brazil Equity.
Der HSBC GIF Brazil Equity bietet ein breit diversifiziertes Portfolio, in dem der boomenden Finanzbranche Vorrang vor den ebenfalls aussichtsreichen Rohstofftiteln eingeräumt wird. Die Performance in absoluten Zahlen überzeugt, gemessen am Referenzindex ist sie noch ausbaufähig. Insgesamt eine gute Investition für antizyklische Anleger, die das derzeit lukrative Einstiegsniveau im langfristig attraktiven Wachstumsmarkt Brasilien nutzen wollen.
HSBC. Hintergründig.
HSBC Global Asset Management Deutschland wurde 1989 gegründet. Publikumsfonds der HSBC Trinkaus & Burkhardt Gruppe in Deutschland: 116. Verwaltetes Vermögen: 7,1 Mrd. Euro. Zu Umsatz und Gewinn keine Angaben. Anzahl der Mitarbeiter weltweit: 2.150. Geschäftsführer: Dr. Rudolf Apenbrink, Dr. Michael Böhm, Christian Heger, Dr. Martin Scholz und Heiner Weber. Stand: 30.04.2011. SJB Abfrage: 16.09.2011.