SJB | Korschenbroich, 26.01.2017.
Über die letzten zwei bis drei Jahre fristeten Osteuropa-Fonds ein Schattendasein – unter kräftigen Schwankungen ging es mit den Notierungen vorwiegend abwärts. Doch seit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA sind die Karten plötzlich neu gemischt: Russische Aktien feierten ein fulminantes Comeback und zogen die osteuropäischen Aktienmärkte mit nach oben. Die Hoffnung, Trump als US-Präsident werde das Verhältnis zu Russland verbessern und dessen wirtschaftliche Isolierung beenden, sorgte für einen kräftigen Kursanstieg an der russischen Börse. Ebenfalls positiv wirkte sich die Drosselung der Ölfördermenge durch die OPEC und Russland Ende November aus. Der Abbau des Überangebots an Erdöl kam dem russischen Markt sehr zugute und trieb besonders die Kurse von Ölproduzenten und Energieversorgern nach oben. In der Konsequenz konnte der russische Markt im vierten Quartal 2016 ein stolzes Plus von +23,80 Prozent auf Eurobasis erzielen und andere osteuropäische Börsen mit nach oben ziehen: Der ungarische Markt wuchs um +15,56 Prozent in Euro, während der polnische eine Wertentwicklung von +11,18 Prozent verzeichnete.
Nicht ganz so kräftig zulegen, aber doch in positives Terrain vordringen konnten die Märkte in Tschechien (+6,72 Prozent) und Rumänien (+0,04 Prozent). In diesem freundlichen Marktumfeld legte auch der Nestor Osteuropa Fonds stark zu und schloss das letzte Quartal 2016 mit einer Performance von +17,59 Prozent in Euro ab. FondsManager Peter Elek, der seit dem 1. Juli 2016 für den Nestor Osteuropa zuständig ist, erwartet eine Fortsetzung dieser positiven Entwicklung und sieht bei den Rohstoffen gar das Potenzial zu einem neuen Superzyklus. Denn neben der Stabilisierung des Erdölmarkts ist auch das vom neuen US-Präsidenten Trump angekündigte Wirtschaftsprogramm mit umfangreichen Infrastrukturausgaben ein Kurstreiber für Rohstoffaktien. Konkreten Angaben zufolge will die US-Regierung in den kommenden zehn Jahren mehr als 500 Milliarden US-Dollar für Rohstoffe wie Kupfer, Palladium, Platin, Eisenerz und Nickel ausgeben, weshalb die Rohstoffpreise stark anzogen. Trotz des herausragenden Abschneidens russischer Rohstofftitel 2016 sieht Osteuropa-Experte Elek das Potenzial für eine noch bessere Entwicklung in 2017.
Der Nestor Osteuropa Fonds B (WKN 930905, ISIN LU0108457267) hat seinen Anlageschwerpunkt bei Rohstofftiteln und nutzt Bankenwerte und Versorgeraktien als weitere Eckpfeiler des Portfolios. Das Investmentprodukt wurde im Februar 2000 aufgelegt, besitzt den Euro als FondsWährung und verfügt aktuell über ein Volumen von 10,0 Millionen Euro. FondsManager Peter Elek ist gebürtiger Ungar und kann auf über 18 Jahre Anlageerfahrung zurückblicken. Er beobachtet, dass die osteuropäischen Schwellenmärkte wieder positive Mittelzuflüsse von internationalen Investoren aufzuweisen haben. Die niedrigen Bewertungen der Länder, die sowohl aus historischer als auch aus relativer Sicht vorherrschen, stützen diese Entwicklung. Die jüngsten Performanceergebnisse des Nestor-Fonds überzeugen: Seit Auflegung wurde eine kumulierte Wertentwicklung von +110,27 Prozent in Euro erzielt, im Gesamtjahr 2016 konnte ein Plus von +35,08 Prozent generiert werden. Wie sieht die Investmentstrategie des Osteuropafonds im Detail aus?
FondsStrategie. Bewertung. Analysiert.
Der Nestor Osteuropa hat sich die nachhaltige Wertsteigerung des Kapitals seiner Anleger zum Ziel gesetzt und legt hauptsächlich in Aktien und Aktienzertifikate von Unternehmen mit Sitz oder Geschäftsschwerpunkt in den Staaten Osteuropas an. Das FondsPortfolio wird aktiv gemanagt und orientiert sich an keiner Benchmark; FondsManager Peter Elek, der seit Juli 2016 Zoltan Koch abgelöst hat, berücksichtigt insbesondere Werte aus Russland. Wie der Osteuropaspezialist betont, sprechen die langfristig positiven wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die tiefgreifenden politischen Veränderungen in Russland für diese Schwerpunktlegung. Auch die Annäherung des Landes an den Westen sowie der enorme Reichtum Russlands an fossilen Energieträgern sind für den Nestor-FondsManager entscheidend. Russland sei im Vergleich zu anderen ost- und mitteleuropäischen Märkten unterbewertet, führt Elek aus, was den operativen Gewinn, die Dividendenrendite oder das Kurs/Buchwert-Verhältnis angehe. Bei den osteuropäischen Märkten sieht er die Bewertung als das wichtigste Kriterium für die FondsAllokation. So sei der polnische Markt trotz der schlechten Entwicklung in den letzten beiden Jahren nach wie vor nicht günstig und lasse eine weiter unterdurchschnittliche Entwicklung erwarten. Russland indes besitze das Potenzial für eine überdurchschnittliche Entwicklung, genauso wie Rumänien. Von seinem Heimatland Ungarn ist Elek weniger überzeugt, die Tschechische Republik ist für ihn vom Aktienmarkt her zu klein, um interessant zu sein. Bei der Branchengewichtung legt der Osteuropaexperte den Fokus auf Öl- und Gasproduzenten, Versorger sowie Energieunternehmen. Die Auswahl der einzelnen Wertpapiere erfolgt nach Stockpicking-Kriterien und ist der sich rasant verändernden Situation in der Region angepasst. Wie ist das Portfolio von Marktstratege Elek im Einzelnen strukturiert?
FondsPortfolio. Rohstoffwerte. Favorisiert.
In der Länderallokation des Nestor Osteuropa Fonds ist Russland mit 68,89 Prozent des FondsVermögens das klare Schwergewicht. Aktien aus Polen besitzen einen Portfolioanteil von 16,14 Prozent, Dividendentitel aus Ungarn sind mit 6,18 Prozent vertreten. Abgerundet wird die geographische Allokation des Nestor-Fonds durch Aktien aus der Tschechischen Republik mit 3,22 Prozent Anteil am FondsVolumen. Titel aus Jersey, deren Geschäftsschwerpunkt in Osteuropa liegt, komplettieren die Portfoliostruktur.
In der Branchenallokation des Nestor-Fonds sind Titel aus dem Bergbau- und Rohstoffsektor der Favorit und nehmen 25,87 Prozent der FondsBestände ein. Knapp dahinter liegen Bankentitel mit 21,28 Prozent, Gas- und Wärmeversorger repräsentieren 14,15 Prozent des FondsPortfolios. Platz vier in der Branchenstruktur belegen Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie mit 7,95 Prozent des FondsVermögens. Durchschnittlich stark vertreten im Branchenmix des Osteuropa-Fonds sind Groß- und Einzelhändler (4,92 Prozent), Telekommunikationstitel (4,80 Prozent) sowie öl- und gasverarbeitende Unternehmen (4,52 Prozent). Stromversorger (4,20 Prozent) sowie Finanzwerte (3,23 Prozent) runden die Branchenstruktur ab. FondsManager Elek hat nach dem OPEC-Deal seine Gewichtung bei russischen Erdölunternehmen wie Lukoil und Rosneft erhöht – zudem ist der russische Öl- und Gasriese Gazprom die größte Einzelposition im Portfolio. Unter den Top 5 befinden sich auch die russische Sberbank sowie der Minenkonzern Norilsk Nickel. Selektiv eingekauft wurden zuletzt einzelne polnische Banken, während bei Titeln wie der Bank of Georgia, Rossetti und Rushydro Gewinne mitgenommen wurden. Neu im Portfolio ist die ungarische Billigfluggesellschaft Wizzair.
FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.
Für unsere unabhängige SJB FondsAnalyse haben wir den Nestor Osteuropa Fonds dem MSCI EM Eastern Europe EUR NETR als Vergleichsindex gegenübergestellt. Die Korrelation über drei Jahre ist mit 0,89 stark ausgeprägt, für ein Jahr fällt sie mit 0,84 ebenfalls deutlich aus. Damit weisen der Nestor-Fonds und die von der SJB gewählte Benchmark einen ähnlichen Verlauf der Kursbewegungen auf, beide Elemente bewegen sich weitgehend synchron. Die Parallelität der Kursverläufe des aktiv gemanagten FondsProduktes und der MSCI-Benchmark unterstreicht auch die Kennzahl R². Für drei Jahre liegt sie bei 0,80, über ein Jahr nimmt die Kennziffer einen Wert von 0,70 an. Damit haben sich mittelfristig 20 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 30 Prozent. FondsManager Elek hat die Unabhängigkeit seiner Länder- und Branchengewichtung vom Gesamtmarkt zuletzt gesteigert und verstärkt eigene Schwerpunkte gesetzt. Der Tracking Error zeigt, dass der Osteuropastratege dabei keine ausgeprägten Risiken eingeht: Über drei Jahre beträgt die Spurabweichung des Fonds vom Index 12,65 Prozent, auf Jahressicht geht sie auf 9,28 Prozent zurück. Mit welchen Kursschwankungen hat das FondsPortfolio aufzuwarten?
FondsRisiko. Volatilität. Geringer.
Der Nestor Osteuropa Fonds weist über drei Jahre mit 25,16 Prozent eine deutlich niedrigere Volatilität als der MSCI-Vergleichsindex auf, der eine Schwankungsbreite von 30,64 Prozent zu verzeichnen hat. Über ein Jahr kehrt sich das Szenario um: Jetzt beträgt die „Vola“ des Fonds 23,90 Prozent, wohingegen sich der MSCI EM Eastern Europe EUR NETR mit einer Schwankungsneigung von 20,62 Prozent begnügt. Da die langfristig geringere Schwankungsanfälligkeit stärker zu gewichten und zugleich intensiver ausgeprägt ist, ist der aktiv gemanagte Nestor-Fonds der Gesamtsieger mit Blick auf die Risikostruktur. Die kurzfristige Volatilitätserhöhung gegenüber dem Gesamtmarkt geht auf die Aufstockung der vergleichsweise schwankungsintensiven russischen Rohstofftitel im Zuge der letzten Portfoliooptimierung zurück.
Das Beta des Nestor-Fonds liegt mit 0,75 für drei Jahre klar unter Marktniveau und bestätigt die positive Einschätzung mit Blick auf die Schwankungsneigung. Für ein Jahr nimmt die Kennzahl einen Wert von 1,06 an und demonstriert, dass der Fonds kurzfristig stärker auf Marktentwicklungen reagierte. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte über drei Jahre beweist, dass FondsManager Elek mit seinem Osteuropa-Portfolio mit großer Regelmäßigkeit eine niedrigere Schwankungsanfälligkeit erreichte. Die Risikokennziffer verzeichnet in 35 der letzten 36 betrachteten Einzelzeiträume einen Wert unterhalb der neutralen Ausprägung von 1,00 und markiert 0,58 im Tief. Lediglich in dem jüngsten Einjahres-Intervall fällt das Beta größer als der Marktrisikofixwert aus und legt auf 1,06 zu. Das Risikoprofil des Nestor Osteuropa Fonds ist damit deutlich günstiger als das des Gesamtmarkts – FondsManager Elek gelingt es mit seinem auf Rohstoffaktien fokussierten Portfolio, die Schwankungen im Zaum zu halten. Welche Renditen kann er auf dieser Basis generieren?
FondsRendite. Outperformance. Langfristig.
Über drei Jahre hat der Nestor Osteuropa Fonds eine Wertentwicklung von +11,57 Prozent in Euro aufzuweisen – dies entspricht einer Rendite von +3,71 Prozent p.a. (Bewertungstag 15.01.2017). Mit dieser Performance lässt der Fonds mit Russland-Fokus den SJB-Vergleichsindex hinter sich: Der MSCI EM Eastern Europe EUR NETR konnte im selben Zeitraum eine Gesamtrendite von +10,33 Prozent auf Eurobasis erwirtschaften, die über drei Jahre erzielte Rendite p.a. beträgt +3,33 Prozent. Beim Wechsel auf die kurzfristige Betrachtung ändert sich das Bild – zwar weist der Nestor-Fonds eine beeindruckende Performance von +48,28 Prozent in Euro auf, liegt aber dennoch hinter der Benchmark. Der ausgezeichneten Wertentwicklung des aktiv gemanagten Fonds für ein Jahr steht ein noch größerer Wertzuwachs von +65,36 Prozent beim MSCI-Referenzindex gegenüber. Langfristig vermag Elek den Gesamtmarkt zu schlagen, auf Jahressicht sind die Konsequenzen seiner jüngsten Umstrukturierungen vorerst negativ gewesen. Nichtsdestotrotz bleibt eine in absoluten Zahlen hoch attraktive Performance von fast 50 Prozent!
Die Renditestruktur des Nestor Osteuropa Fonds drückt sich konsequenterweise in einem positiven Alpha aus, das über drei Jahre bei 0,06 liegt. Über ein Jahr rutscht die Performancekennzahl mit einem Wert von -1,14 ins Minus. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Alpha-Werte über drei Jahre beweist, dass die Phasen der schwächeren Performance insgesamt in der Mehrzahl sind: In 22 der letzten 36 Einjahreszeiträume wurde ein negatives Alpha bis zutiefst -1,14 verzeichnet. Dem stehen 14 Einzelperioden gegenüber, in denen es dem Nestor-Fonds gelang, einen positiven Alpha-Wert bis 0,48 in der Spitze zu generieren – hier ging die spezielle Sektorengewichtung des FondsProduktes mit seinem Fokus auf Rohstofftitel auf. Insgesamt ist bei einer Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung im Rohstoffsektor mit einem Ausbau der Outperformance zu rechnen – angesichts der überzeugenden Risikostruktur befindet sich die Information Ratio des Fonds über drei Jahre, die das Chance-Risiko-Verhältnis klassifiziert, schon jetzt mit 0,03 knapp im Plus.
SJB Fazit. Nestor Osteuropa Fonds.
Der steigende Ölpreis sowie die optimistischen Zukunftsaussichten für den Rohstoffsektor durch das gigantische Infrastrukturprogramm in den USA sind zwei gute Gründe, für den osteuropäischen und insbesondere den russischen Aktienmarkt in 2017 positiv gestimmt zu sein. Gerade das von FondsManager Elek favorisierte Russland ist im Vergleich zu den etablierten Märkten sehr günstig bewertet und bietet ein langfristig hohes Entwicklungspotenzial. Kommt der neue Rohstoffsuperzyklus, dürfte der Nestor Osteuropa Fonds erheblich profitieren. Aber auch sonst sind die osteuropäischen Schwellenländer für antizyklische Investoren eine attraktive Depotbeimischung.
Die FondsGesellschaft Nestor mit Sitz in Luxemburg wurde am 08.12.1993 gegründet. Die insgesamt acht verwalteten Fonds konzentrieren sich auf wachstumsstarke Marktsegmente und sind auf Regionen wie Afrika, Australien, Osteuropa und Fernost fokussiert. Zu verwaltetem Vermögen, Umsatz und Gewinn sowie zur Anzahl der Mitarbeiter werden keine Angaben gemacht. Geschäftsführer: Dr. Detlef Kohlhase und Dr. Michael Kohlhase. Stand: 31.12.2016.