Was heute noch utopisch scheint, kann schnell Realität werden. Wir durchlaufen momentan eine große Umwälzung – die digitale Industrialisierung, sagen die Finanzberater und Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich.
„Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien“ sagte bereits Oscar Wilde. Was uns heute noch utopisch erscheint, kann in Kürze bereits Realität sein. Ob wir es möchten oder nicht, der Fortschritt war niemals und ist auch heute nicht aufzuhalten. Die Erde „dreht“ sich immer schneller. Früher erlebte man in seinem Leben eine Welt – heute sind es drei, vier, vielleicht sogar fünf Welten. Uns allen sollte bewusst sein, dass die nächste große Industrialisierung – die digitale Industrialisierung – gerade stattfindet. Eine Industrialisierung, welche ebenso extreme Auswirkungen auf unser Leben haben wird wie die Industrialisierung vor knapp 250 Jahren. Google, PayPal, Amazon, Facebook, WhatsApp, Uber, Carsharing sind erst der Anfang und selbstlernende Computer das nächste ganz große Ding.
Während wir uns insbesondere in Deutschland auf unserem Exportweltmeistertitel ausruhen und die Politik Steuergelder aus Rekordsteuereinnahmen verprasst, welche wir in Kürze bitter benötigen werden, während Arbeitnehmer sich der Work-life-balance, der 35-Stundenwoche, der Rente mit 65 und der Elternzeit erfreuen, rollt ein gigantischer – für die meisten noch vollkommen unsichtbarer – Tsunami auf uns zu: die Welle der Digitalisierung, das Ersetzen menschlicher Arbeit durch Maschinen und Computerprogramme. Die Industrialisierung 4.0 wird die Welt komplett aus den Angeln heben und damit grundlegend verändern.
Bis vor kurzem haben wir dem Computer alles beigebracht. Dies ist äußerst mühsam und zeitintensiv. Wesentlich schneller geht es, wenn Computer selber lernen. Selbstlernende Systeme sind längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern Realität, und sie werden unsere Welt massiv verändern. Das IBM-Computersystem Watson – ein Computerprogramm aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz – versteht die menschliche Sprache, lernt durch Interaktion, analysiert die Daten und liefert Antworten für bessere Ergebnisse. Es hat sich beispielsweise selbst beigebracht, das in den USA populäre Quiz „Jeopardy!“ zu spielen und die besten Spieler der Welt geschlagen. Programme wie Watson, AlphaGo von Google oder die beliebte Siri von Apple ziehen aus sehr großen Datenmengen ihre eigenen Schlüsse. Sie können zum Beispiel binnen Sekundenbruchteilen 100 Millionen MRI-Bilder „anschauen“ und so ihr Kreuzband mit einer riesigen Sample-Gruppe vergleichen.
Die künstliche Intelligenz ist im echten Leben angekommen: Heute lösen Algorithmen Computerprobleme, suchen und finden Tumore, sind im Investmentbanking nicht mehr wegzudenken. Sie lernen kontinuierlich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit dazu. Kein Mensch kann da mehr mithalten.
Quelle: Das Investment