Das Investment: EZB-Chef Draghi will den Fehler von Trichet nicht wiederholen

sjb_werbung_das_investment_300_200Nachdem Mario Draghi sich zunehmenden Druck gegenübersieht, einen Weg aus den expansiven Maßnahmen der Europäischen Zentralbank aufzuzeigen, könnte er auf Lektionen aus Ereignissen in der Vergangenheit verweisen.

In den Wochen vor der EZB-Ratssitzung am heutigen Donnerstag haben die Währungshüter öffentlich debattiert, wann sie mit der Drosselung ihrer Aktiva-Käufe und mit Zinserhöhungen beginnen könnten. Indes ist Notenbankchef Draghi entschlossen, nicht einen Fehler zu wiederholen, den sein Vorgänger Jean-Claude Trichet vor sechs Jahren gemacht hat, als er mit der Straffung der Geldpolitik begann: Der Euroraum rutschte wieder in eine Rezession ab.

Oberflächlich betrachtet erscheint die Euroraum-Wirtschaft nach vier Jahren mit Wachstum robust. Die Arbeitslosigkeit sinkt und die Inflation befindet sich in der Nähe des Zielwerts der EZB. Draghi, der innerhalb seiner ersten zwei Monate als EZB-Präsident die Zinserhöhungen von Trichet zurücknahm, dürfte erneut darauf verweisen, dass die gegenwärtige Konjunkturerholung weiterhin stark von der geldpolitischen Stützung abhängig ist, da der Verbraucherpreisauftrieb in der Kernrate schwach und die politischen Risiken erhöht bleiben.

Erfahrungen aus 2011
“Die Erfahrungen aus 2011 haben Draghi wahrscheinlich bereits ab dem ersten Tag eine Lektion erteilt: besser später als zu früh straffen”, sagte Maxime Sbaihi, Ökonom bei Bloomberg Intelligence in London. “Die Erfahrung hat wahrscheinlich seine ’dovishe’ Haltung bekräftigt, so dass er nun eher zu Vorsicht und Geduld neigen dürfte.”

Von Bloomberg befragte Ökonomen prognostizierten, dass die Notenbank die Zinsen unverändert lassen und bekräftigen wird, dass ihr Anleihekaufprogramm bis mindestens Dezember mit einem bereits reduzierten Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro laufen wird. Die geldpolitische Entscheidung des Rates wird um 13.45 Uhr (MESZ) bekannt gegeben und Draghi wird 45 Minuten später vor die Presse treten.

Anzeichen, dass der Kurs der EZB bald revidiert wird
Anzeichen, dass der Kurs der EZB bald revidiert werden muss, kommen aus der Notenbank selbst. Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré, Draghis Verantwortlicher für die geldpolitische Umsetzung, hat in der vergangenen Woche argumentiert, dass er die Risiken für den Konjunkturausblick als im Großen und Ganzen ausgewogen betrachte und nicht länger nach unten gerichtet. Dennoch bleiben Risiken, insbesondere politische.

Draghi, der Mitglied im EZB-Rat war, als dieser 2011 einstimmig die Zinserhöhung beschloss, und EZB-Chefvolkswirt Peter Praet haben versucht, die Debatte über einen Ausstieg zu drosseln. Die Diskussion flammte Anfang des Jahres stark auf, als die Inflation im Euroraum, angetrieben von den Preisen für Lebensmittel und Energie, sich dem Ziel der Notenbank von knapp 2 Prozent näherte.

“Ich sehe keinen Grund, von den Indikationen, die wir konsequent geliefert haben, abzuweichen”, sagte der EZB-Präsident am 6. April. “Wir haben noch nicht genügend Anhaltspunkte, um unsere Einschätzung zum Inflationsausblick wesentlich zu ändern – der abhängig bleibt von einem sehr erheblichen Ausmaß der geldpolitischen Akkommodierung.”

Quelle: DAS INVESTMENT.

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