Das Investment: Experten-Meinungen: Wie stark fällt der Dax, wenn es zum Grexit kommt?

sjb_werbung_das_investment_300_200

 SJB | Korschenbroich, 16.06.2015. Nach dem entnervten Rückzug des Internationalen Währungsfonds aus den jüngsten Griechenland-Verhandlungen wird die Möglichkeit eines Grexit greifbar. Welche Auswirkungen hätte ein Euro-Austritt Griechenlands auf den deutschen Markt – wie reagiert der Dax? Fünf Expertenmeinungen.

Dirk Gojny, Kapitalmarktstratege bei der Essener National-Bank, sieht laut Online-Portal deraktionaer.de durch ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion zunächst eine unmittelbare Stärkung des Euro und auch der Aktienmärkte voraus. Mit Griechenland würde ein vermeintlicher wirtschaftlicher Belastungsfaktor wegfallen. Die kommenden Kreditausfälle jedoch und weitere Hilfen, die die Euroländer nach Gojnys Voraussicht ihrem langjährigen Mitglied Griechenland in der Folge leisten würden, könnten den Euro in Mitleidenschaft ziehen. Und auch die Börsenmärkte des Euroraums wären betroffen: Nach einer kurzfristigen Stärkung erwartet Gojny mittelfristig wieder eine Schwächung von Währung und europäischem Börsenhandel.

Die Research-Spezialistin Claudia Windt von der Landesbank Helaba sieht einen starken Aufwind für den Dax voraus, falls es am Donnerstag zu einer Einigung Griechenlands mit seinen Geldgebern kommen sollte. Das hätte bereits der kurze Aufwärtstrend am vergangenen Mittwoch gezeigt, als schon einmal die Hoffnungen auf ein Ende des Finanzhilfen-Streits aufkeimten und den Dax an nur einem Tag um 2,5 Prozent nach oben katapultierten, sagte Windt dem Finanzportal boerse.de. Andernfalls, im Falle eines „Grexits“, sieht die Analystin dagegen eine weitere Talfahrt des deutschen Leitindex bevorstehen. Stabilisierend auf den Dax wirkten momentan allerdings die guten Konjunkturdaten aus den USA.

Ralf Zimmermann, Aktienstratege bei der Privatbank Bankhaus Lampe in Düsseldorf, sieht den Dax im Falle eines „Grexit“ noch einmal stark abrutschen. Bis auf 10.000 Punkte könnte es hinuntergehen. Und selbst im Falle einer Einigung im Griechenlands mit seinen Gläubigern sieht Zimmer eine eher negative Entwicklung: Auch in dem Fall könnte der deutsche Leitindex noch auf 10.500 Punkte absinken. Den Kursverfall seit dem Dax-Hoch im April sieht Zimmer eher den Turbulenzen am Anleihenmarkt geschuldet. Ein Grexit würde dem Markt noch einen zusätzlichen Abwärts-Impuls bescheren.

Aktienstratege Christian Stocker von der Unicredit Bank in München rechnet im Falle eines Euro-Austritts Griechenlands mit einem Dax-Rückgang auf 10.000 Punkte. Diese Marke hält nach Ansicht Stockers jedoch auch Gutes bereit: Stocker sieht hier den idealen Zeitpunkt, um in den Aktienmarkt neu einzusteigen. Trotz Griechenland-Krise – die europäische Wirtschaft befinde sich insgesamt im Aufwind, so dass der Dax auch nach einem kurzfristigen Einbruch wieder in Fahrt kommen würde. Bei 10.000 Punkten hätte der Leitindex zudem mit 12,6 das niedrigste Kurs-Gewinn-Verhältnis seit Jahresbeginn erreicht, hat der Experte aufgrund der Unternehmensgewinne errechnet: Ein Grund mehr, genau dann in den Dax zu investieren.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sieht für den Sommer 2015 volatile Märkte voraus, falls Griechenland die Eurozone verlässt. Das sagte der auch durch Fernsehen und Internet bekannte Kommentator dem Finanzportal sharewise.de. Erhebliche Kurseinbrüche an Renten- und Aktienmärkten wären der Preis für einen Austritt. Insgesamt bewertet der Analyst ein Ausscheiden des krisengeschüttelten Landes jedoch als sehr positiv für die Eurozone. Das würden auch die Finanzmärkte mittelfristig begreifen. Mit Unterstützung der Europäischen Zentralbank könnte sich die Aufregung an den Finanzmärkten und damit auch im Dax zum Herbst wieder legen.

Von: Iris Bülow

Quelle: DAS INVESTMENT.

Siehe auch

Fundview: Jörg Held von ETHENEA: „Bei vielen Investment-Häusern ist aktives Management in Vergessenheit geraten“

Im Wettbewerb überzeugen derzeit vor allem passive Produkte mit vielen Zuflüssen. Jörg Held, Head of Portfolio Management bei ETHENEA, sieht vor allem die eigene Inflexibilität und Benchmark-Fokus vieler Mischfonds als Grund dafür.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert