Das Investment: 5 Experten: Darum stieg der Dax nach dem Italien-Referendum

sjb_werbung_das_investment_300_200Nach dem Scheitern des Verfassungsreferendums droht Italien eine Regierungskrise. Der italienische Leitindex FTSE MIB rutschte kurz nach der Eröffnung um 2,02 Prozent ab. Den deutschen Aktienmarkt hingegen scheint das nicht zu tangieren: Der Dax steigt um 1,68 Prozent. Fünf Experten erklären warum.

Mit dem Verfassungsreferendum am Sonntag wollte der italienische Regierungschef Matteo Renzi die Macht des Senats beschränken, um so schneller Reformen auf den Weg bringen zu können. Jedoch misslang ihm das: Nachdem eine deutliche Mehrheit der Italiener gegen die Verfassungsänderung stimmte, kündigte Renzi seinen Rücktritt an. Damit droht Italien eine Regierungskrise.

Den italienischen Aktienmarkt traf diese Nachricht schwer: Der Aktienindex FTSE MIB rutschte kurz nach der Eröffnung um 2,02 Prozent ab. Der Dax hingegen zeigte sich unbeeindruckt: Der deutsche Leitindex kletterte kurz nach dem Handelsauftakt um 1,68 Prozent auf 10.689,61 Punkte.

Antizipiert und eingepreist
Das negative Italien-Votum sei schon im Vorfeld antizipiert und quasi „eingepreist“ gewesen, erklärt Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Investmentchef von Feri diese Entwicklung. So gab der Dax bereits in der vergangenen Woche 1,8 Prozent nach.

Es war „fast egal, was herauskam“, zitiert die F.A.Z. den Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Der Dax habe alle politischen Ereignisse mit der Wahl in Italien hinter sich gelassen.

EZB würde für Stabilität sorgen
Auch die Erwartungen der Marktteilnehmer in Bezug auf die EZB, die an diesem Donnerstag ihren Zinsentscheid bekannt geben wird, dürften eine Rolle gespielt haben. Die EZB würde bei Bedarf Liquidität in Form von weiteren QE- oder TLTRO-Maßnahmen bereitstellen und so wieder einmal für politische Stabilität sorgen, meint Patrice Gautry, Chef-Volkswirt der Union Bancaire Privée (UBP). Das könnte systemische Risiken verringern.

Dirk Gojny von der National-Bank sieht das ähnlich. Vermutlich werde es nun aus dem EZB-Tower “den Auftrag geben, italienische Staatsanleihen einzukaufen, auch mehr als üblich”, zitiert Finanzen.net den Marktexperten.

Wiederaufflammen der Euro-Krise wie 2010/11
Und wie geht es weiter mit Italien und der Eurozone? „Die wirtschaftliche Lage Italiens ist schlecht, und vielfach herrschen Wut und Perspektivlosigkeit“, sagt Rapp. Ein Vormarsch EU-kritischer Kräfte sei vorprogrammiert und könne zum politischen Zerfall in Italien führen. Und dann? „Genau wie andere Teile Europas bewegt sich Italien auf einem gefährlichen Pfad, der den Zerfall des Euro immer wahrscheinlicher macht“, so Rapp.

Noch drastischer drückt das Neil Dwane, Globaler Stratege bei Allianz GIobal Investors aus. „Wenn das Nein ein politisches Erdbeben in Italien auslöst, droht ein Ausverkauf bei italienischen Bankaktien. Im schlimmsten Fall könnte dies Schockwellen durch den europäischen Bankensektor senden und zu einem Wiederaufflammen der Euro-Krise führen – ähnlich der in den Jahren 2010/2011.“

Etwas optimistischer sieht das Valentijn van Nieuwenhuijzen, Chefstratege bei NN Investment Partners. Er glaubt daran, dass die neue Regierung eine Lösung für das Problem der notleidenden Kredite im Bankensystem finden wird. „Ansonsten könnten nach zunächst ein bis zwei Tagen mit stärkeren Kursschwankungen dauerhaftere Nachteile für die Märkte eintreten. In einem solchen, unwahrscheinlichen Fall könnten sich die ungünstigen Wechselwirkungen zwischen politischer Lähmung und geringer Wachstumsdynamik verstärken, was den Populisten noch mehr Zulauf verschaffen könnte.“

Quelle: Das Investment

Siehe auch

TIAM FundResearch: Anleger trennen sich von ESG-Fonds

Lange Zeit waren grüne Fonds bei Investoren heiß begehrt. Aber der Wind hat gedreht. Das vierte Quartal 2023 war kein gutes Quartal für aktiv verwaltete Artikel-8- und Artikel-9-Fonds in der EU, wie die Analysten von Morningstar berichten. Insbesondere Artikel-8-Fonds mussten zum dritten Mal in Folge Nettomittelabflüsse hinnehmen, im vierten Quartal mit minus 26,7 Milliarden Euro …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert