Das Investment: Evy Hambro über Rohstoffe: „Wer wartet, könnte Chancen verpassen“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 15.09.2014. Nach einigen Veränderungen im Minensektor sollten Investoren zugreifen, bevor es zu spät ist, meint Evy Hambro, Investmentchef des Rohstoffteams bei Blackrock und Co-Manager des World Mining Fund (WKN: A0M9SC).

DAS INVESTMENT.com: Im April waren Sie sehr zuversichtlich, dass die Rohstoffmärkte sich 2014 stabilisieren. Hat das geklappt?

Evy Hambro: Wir haben das laufende Jahr damals als Übergangsjahr für den Minensektor betrachtet, und die aktuellen Renditen unterstützen diese These. Die Nachfrage nach vielen Minenrohstoffen verhält sich robust, das Angebotswachstum hat sich abgeschwächt, und im Zuge dessen sind die Lagerbestände zurückgegangen.

Unter den Industriemetallen war Nickel gewissermaßen der Vorreiter, angetrieben durch den Export-Stopp aus Indonesien. Der Zinkpreis hat sich angesichts zurückgehender Lagerbestände gut entwickelt, und der Markt schaut auf die großen Zinkminen, die in absehbarer Zukunft geschlossen werden sollen. Kupfer erweist sich zwar gewissermaßen als Nachzügler. Der mittelfristige Ausblick sieht jedoch günstig aus, da in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts erneut Angebotsengpässe auftreten könnten.

Die industrielle Entwicklung in Südafrika und die wieder steigende Nachfrage nach Auto-Katalysatoren haben Platin und Palladium Rückenwind verliehen, und der Goldpreis hat sich von seinen Tiefständen aus dem Jahr 2013 erholt. Schüttgüter wie Eisenerz und Kraftwerkkohle haben sich bislang nicht so gut entwickelt. Darin spiegelt sich das anhaltend hohe Angebot wider.

Vor allem in den vergangenen zwei Monaten legte Ihr BGF Mining Fund wieder etwas zu. Was sind momentan die größten Treiber?

Juni und Juli waren in der Tat starke Monate. Dazu haben einige der zuvor angesprochenen Themen beigetragen. Ein weiterer helfender Faktor war der Stimmungsumschwung in Bezug auf China, den größten Konsumenten von Minenrohstoffen. Die chinesische Regierung hat versucht, die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Im Zuge dessen ist der Einkaufsmanagerindex PMI – ein wichtiger Frühindikator – im Juli auf den höchsten Wert seit 18 Monaten gestiegen.

Welche Unternehmen sind für Sie momentan besonders interessant?

Kupfer ist ein großes Thema für uns. Denn große neue Kupfervorkommen sind rar gesät, und die Pipeline neuer Projekte ist angesichts abnehmender Metallgehalte in den Erzen und höherer Entwicklungskosten nicht gerade voll. Wir mögen speziell Unternehmen, die bei hoher Qualität und geringen Kosten wachsen und damit von einem mittelfristigen Marktengpass profitieren können.

Auch andere Industriemetalle wie Zink und Nickel nehmen zurzeit einen höheren Stellenwert in unseren Portfolios ein. Dabei investieren wir sowohl in große, breit aufgestellte Gesellschaften als auch in solche, die sich ausschließlich den entsprechenden Rohstoffen widmen.

Können Investoren jetzt Minenaktien kaufen, oder muss sich die Branche doch erst einmal neu erfinden?

Der Minensektor hat viele Veränderungen zum Guten hin erlebt. Dieser Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen. Im nächsten Schritt sollten die Unternehmen schauen, wie sie die höheren Erträge am besten an die Anteilseigner weitergeben – über Dividenden oder Aktienrückkäufe. Unsicherheiten bestehen zwar nach wie vor. Aber die Vergangenheit zeigt, dass Wertzuwachs gerade in solchen Phasen der Ungewissheit entstehen kann. Wer wartet, bis die Stimmung am Markt durchweg optimistisch ist, könnte also Chancen verpassen.

Trotz niedriger Zinsen am Markt kommt das krisensichere Gold nicht richtig in die Gänge. Haben die Menschen den Glauben daran verloren?

Der Markt preist die Wahrscheinlichkeit ein, dass die Zinsen steigen und die Geldpolitik sich normalisiert. Für Gold bedeutet das Gegenwind. Zwar liegt der Preis im Vergleich zum Jahresanfang im Plus. Dabei hat er von stabileren Zuflüssen in Goldfonds, der Suche nach sicheren Häfen angesichts der Ereignisse in der Ukraine und dem Nahen Osten sowie der einsetzenden Geschenksaison in Indien profitiert. Allerdings könnte eine Rückkehr zu normalen geldpolitischen Verhältnissen dazu führen, dass der Goldpreis sich vorerst in einem Korridor bewegt – vor allem dann, wenn ein starker US-Dollar hinzukommt.

Wenn Ihr Patenkind Geburtstag hätte, was würden Sie ihm schenken: Physisches Gold oder Goldminenaktien im selben Wert?

Physisches Gold ließe sich auf jeden Fall leichter als Geschenk verpacken. Aber Spaß beiseite: Wenn es sich um ein langfristig angelegtes Geschenk handelt, sollten sowohl Gold als auch Minenaktien eine Rolle spielen – das haben wir gegenüber unseren Investoren immer wieder betont.

Zwar liefert das Edelmetall in physischer Form einen größeren Beitrag zur Risikostreuung im Portfolio. Aber Goldminenaktien haben den großen Vorteil gegenüber dem Goldpreis, dass sie höheren Wertzuwachs erbringen können.

Das war in den vergangenen Jahren aber nicht so.

Goldminenaktien haben nicht einmal mit dem Goldpreis Schritt gehalten – sehr zum Verdruss der Investoren. In diesem Jahr hat sich das geändert: Die Aktien reagieren wieder auf den Preis des Metalls und haben bislang besser abgeschnitten. Denn ein disziplinierter Kapitaleinsatz und ein effizienter laufendes Geschäft haben zu höheren Margen beigetragen und die Stimmung unter den Investoren verbessert.

Von: Annika Teerling

Quelle: DAS INVESTMENT.

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