Das Investment: Die besten europäischen Long-Short-Aktienfonds

sjb_werbung_das_investment_300_200Aktienfonds, die auch in fallenden Märkten Geld verdienen können, sind momentan begehrt. Das zeigt auch der aktuelle Crashtest für europäische Long-Short-Produkte: Jeder dritte getestete Fonds verwaltet mehr als eine Milliarde Euro, zwei der Siegerfonds sind für neue Gelder geschlossen.

Long-Only-Manager können Aktien, die sie nicht mögen, untergewichten oder einfach ignorieren. Long-Short-Manager haben den Vorteil, dass sie aus der negativen Einschätzung Profit schlagen können, indem sie Short-Positionen auf die entsprechenden Aktien aufbauen und an den dann hoffentlich fallenden Kursen verdienen. Da Short-Positionen erst einmal kein Vermögen binden, können Long-Short-Manager – soweit es ihre Anlagerichtlinien erlauben – so ihre Portfolios hebeln und die Chancen erhöhen.

Stehen gute Manager am Ruder, sollten Long-Short-Fonds daher gerade in turbulenten Zeiten einen klassischen Aktienindex schlagen. So wie der Siegerfonds im aktuellen Crashtest: Der Blackrock European Opportunities Extension Fund hat seine Benchmark, den europäischen Aktienindex S&P Europe BMI, seit seiner Auflegung im August 2007 gnadenlos abgehängt.

Tatsächlich verfolgen dieses Ziel der relativen Outperformance aber nur recht wenig Long-Short-Fonds. Der absolute Ertrag steht meist im Vordergrund. Verluste sollen begrenzt werden, aber auch hier gibt es sehr unterschiedliche Risikoausprägungen.

Im aktuellen Crashtest haben wir 31 Long-Short-Aktienfonds untersucht, die sich ganz oder weitgehend auf den europäischen Aktienmarkt konzentrieren. Die Fonds in dieser Gruppe verbindet vor allem, dass sie sowohl Long- als auch Short-Positionen im Portfolio haben. Ihre Strategien und Anlageziele unterscheiden sich jedoch zum Teil erheblich, so dass ein Vergleich mit Vorsicht zu genießen ist.

Das zeigen schon die drei porträtierten Spitzenprodukte. Der Gesamt- und Performance-Sieger von Blackrock strebt eine möglichst hohe Outperformance des Aktienmarkts an. Die Nummer 2 im Bereich Performance, der LM Martin Currie European Absolute Alpha Fund, verfolgt einen Absolute-Return-Ansatz. Der Stresstest-Sieger Absolute Insight Equity Market Neutral Fund will gar jedes Jahr einen positiven Ertrag erzielen – und zwar im Gegensatz zu den beiden anderen Fonds mit einem nahezu komplett marktneutralen Ansatz.

Zwei dieser drei Fonds hat – wie im Bereich der alternativen Strategien nicht unüblich – mittlerweile das Schicksal des zu großen Erfolgs ereilt: Sie wurden mit Geld überschüttet und mussten die Türen für Neu-Investoren vorerst schließen.

Die drei Siegerfonds im Kurzporträt

Der Gesamt- und Performance-Sieger: Blackrock European Opportunities Extension Fund

Basis des von David Tovey und Simon Hunter gemanagten Fonds ist ein voll investiertes Long-Portfolio auf europäische Aktien. Die „Extension“, also die Erweiterung der Strategie, erfolgt über synthetische Short-Positionen auf Einzelaktien. Die daraus erzielten Prämien können die beiden Blackrock-Manager wiederum in synthetische Long-Positionen investieren. Maximal dürfen sie den Fonds so auf 200 Prozent hebeln.

In den vergangenen drei Jahren schwankte die Brutto-Investitionsquote aber weitgehend nur zwischen 130 und 180 Prozent. Die erlaubte Quote für das Long-Portfolio liegt bei 115 bis 145 Prozent, die für das Short-Portfolio bei 5 bis 55 Prozent. Netto ist der Fonds zwischen 90 und 110 Prozent investiert.

Tovey und Hunter nutzen die Ideen des europäischen Aktienteams von Blackrock. Auf der Long-Seite stehen unterbewertete Qualitätsunternehmen mit guten Gewinnaussichten über die nächsten ein bis drei Jahre. Die größten Positionen sind die dänischen Unternehmen Novo Nordisk und Royal Unibrew. Auf der Short-Seite wird in Unternehmen mit gegenteiligen Merkmalen investiert. Insgesamt enthält der Fonds 100 bis 150 Werte. Über 40 Prozent des Volumens stecken in kleineren Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von maximal 5 Milliarden Euro.

Damit die beeindruckende Performance – aufs Jahr umgerechnet 12,5 Prozent seit Auflegung vor knapp neun Jahren – fortgesetzt werden kann, hat Blackrock den Fonds bereits im Juli 2014 für neue Anlegergelder geschlossen.

Der Performance-Zweite: LM Martin Currie European Absolute Alpha Fund

Foto: Michael Browne (links), Steve Frost

Schon zum Oktober 2014 ist der schottische Asset Manager Martin Currie unter das Dach der US-Gesellschaft Legg Mason geschlüpft. Jetzt, Mitte März, wurden die Luxemburger Fonds in die irische Fondspalette von Legg Mason überführt. Am Management oder der Strategie hat sich allerdings nichts geändert. Auch nicht beim European Absolute Alpha Fund, der zu den besten Performern unter den europäischen Long-Short-Fonds zählt.

Michael Browne und Steve Frost nutzen Short-Positionen auf europäische Aktien als zusätzliche Alpha-Quelle neben den Long-Positionen. Sie können ihr Portfolio hebeln, müssen es aber nicht – die Brutto-Investitionsquote soll zwischen 50 und 200 Prozent liegen. Netto können sie von 100 bis runter auf 30 Prozent investiert sein. Seit Start der Strategie 2001 überwogen bislang aber nur 2008 einmal kurz die Short-Positionen im Portfolio.

Die Manager zielen auf einen absoluten Ertrag ab und versuchen, das Abwärtspotenzial in schwachen Marktphasen einzudämmen. In den vergangenen drei Jahren lag der maximale Verlust bei rund 11 Prozent. 40 bis 70 europäische Mid und Large Caps, die über eine fundamentale Analyse ausgewählt werden, befinden sich in der Regel im Fonds.

Per Ende Januar war das Portfolio zu rund 80 Prozent long und 30 Prozent short investiert. Die größten Netto-Long-Gewichtungen gab es in den Bereichen Industrie, Konsum und Finanzen. Energie, Verbrauchsgüter und Gesundheit hatten Browne und Frost leicht geshortet.

Der Stresstest-Sieger: Absolute Insight Equity Market Neutral Fund

Keine hohen, aber stete Erträge strebt der Fonds der zur BNY Mellon gehörenden Investmentboutique Insight Investment an. Über einen rollierenden Zwölf-Monats-Zeitraum will das Manager-Team stets positive Erträge erzielen. Über einen längeren Zeitraum von fünf Jahren soll der Zuwachs 3 Prozentpunkte über dem Geldmarktzins liegen.

Ein Nebenprodukt dieses Ziels ist eine niedrige Volatilität – in den vergangenen drei Jahren lag sie bei nur 1,3 Prozent. Auch der maximale Verlust lag bei unter 2 Prozent. Im Stresstest hievten diese Werte den Fonds auf Platz 1.

Der marktneutrale Ansatz des Fonds wird über sogenannte Pair Trades erreicht. Bei jeder Aktien-Idee, sei es long oder short, werden bestimmte Risiken über eine Gegenposition abgesichert. Zum Beispiel das Marktrisiko: So werden Vodafone und Imperial Brands jeweils gegen den britischen Aktienmarkt gehandelt.

Größter Pair Trade aktuell ist die ohne Stimmrechte, aber mit höherer Dividende ausgestatte B-Aktie des spanischen Pharma-Unternehmens Grifols gegen die A-Aktie mit Stimmrechten. Der Fonds kann global investieren, konzentriert sich aber weitgehend auf Europa inklusive Großbritannien.

Gleich sechs spezialisierte Manager kümmern sich um den Fonds. Jeder ist für einen Teil des Portfolios verantwortlich und entscheidet, wann er welche Pair Trades aufsetzt. Damit nur die besten Ideen ins Portfolio kommen, hat jeder Manager maximal 15 Aktienpaare. Die Brutto-Investitionsquote (long plus short) ist auf 200 Prozent begrenzt. Zu Ende Januar lag sie nur bei knapp 70 Prozent. Das Netto-Engagement liegt entsprechend der marktneutralen Ausrichtung zwischen minus 10 und plus 10 Prozent.

Zurzeit ist der Fonds für neue Gelder geschlossen.

Übersicht: DIE BESTEN EUROPÄISCHEN LONG-SHORT-AKTIENFONDS

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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