Das Investment: Emerging Markets: „Indonesiens Wirtschaftsstärke könnte bis 2030 die Volkswirtschaften aller EU-Staaten überholen“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 27.11.2014.  Südostasien ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Tek Khoan Ong, CFA der Templeton Emerging Markets Group, erläutert, weshalb der neue Präsident Indonesiens große Hoffnungen für die Region weckt und wo er gute Anlagemöglichkeiten sieht.

Es gibt vieles, auf das man in Indonesien gespannt sein darf. Das Land hat eine große und junge Bevölkerung, die sich zunehmend urbanisiert. Das heizt den Einkommenszuwachs und den Verbrauch an. Indonesien hat mit mehr als 240 Millionen Einwohnern die viertgrößte Bevölkerung der Welt (Stand: 2013). Über 40 Prozent der Menschen sind jünger als 25 Jahre. Indonesiens ressourcenreiche Wirtschaft ist die sechzehntgrößte der Welt und wird bis 2030 auf den siebten Platz vorrücken, sofern sich der BIP-Wachstumstrend von jährlich 5-6 Prozent fortsetzt.

Erwartungen zufolge wird die indonesische Stadtbevölkerung von 110 Millionen bis 2030 auf über 200 Millionen wachsen. Auch die Konsumausgaben der geschätzten 45 Millionen Indonesier mit mittleren Einkommen steigen rasant. Das bedeutet, die indonesische Wirtschaftsstärke könnte bis 2030 sogar die Volkswirtschaften aller EU-Staaten, einschließlich Deutschland und Großbritannien, überholen. Als bevölkerungsreichste Nation Südostasiens wird der zunehmende Wohlstand des Landes unserer Meinung nach der ganzen Region zugutekommen.

Große Hoffnungen für den „Präsidenten des Volkes“

Der aufgrund seines bescheidenen Hintergrunds und seiner soliden Arbeit als Bürgermeister von Solo und Gouverneur Jakartas als „Präsident des Volkes“ ins Amt gewählte Präsident Joko Widodo (oder „Jokowi“, wie er weithin genannt wird) hat große Hoffnungen geweckt, dass er die Erfolge in diesen Städten auch landesweit erzielen wird. Wir glauben, sein Herz und seine Absichten sind an der richtigen Stelle und er hat ein gutes Kernteam um sich geschart, das ihn unterstützt.

Jokowi, der als politischer Außenseiter gilt, steht allerdings auch einer Reihe von Herausforderungen gegenüber. So auch aus seiner eigenen Partei, der Demokratischen Partei des Kampfes Indonesiens (PDI-P), und einem fragmentierten Parlament. Ein Beispiel ist die Kabinettsbildung: Eine pragmatische Zusammenstellung und eines der stärksten Regierungsteams seit Jahren. Aber einige Kabinettsmitglieder waren nicht seine erste Wahl. Probleme gibt es darüber hinaus mit Korruption und einem Konjunkturrückgang mit doppeltem Defizit (Haushalt und Leistungsbilanz).

Jokowis größte Herausforderung wird es wohl sein, die Erwartungen des Volkes zu erfüllen. Die Kraftstoffzuschüsse, eine Hinterlassenschaft seines Vorgängers Suharto, sind bereits Gegenstand heftiger Debatten. Diese Zuschüsse belaufen sich auf insgesamt etwa 20-25 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das macht etwa 20 Prozent des Haushalts aus. Dem stehen ungefähr 10 Prozent für Infrastruktur und 5 Prozent für das Gesundheitswesen gegenüber. Die Kraftstoffzuschüsse sollten bei ihrer Einführung den Armen zugutekommen. Aber auch die Reichen profitierten, sie haben sich also abgenutzt.

Unserer Meinung nach dürfte eine Reduzierung der Kraftstoffzuschüsse helfen, das Haushaltsdefizit zu verbessern. Die Mittel könnten viel besser für dringend erforderliche Reformen in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheitswesen und Bildung aufgewendet werden. Es kam bereits in den Haushaltsjahren 2005/2006 und 2008/2009 sowie erst vor kurzem 2013 zu Erhöhungen der Kraftstoffpreise. Diese wurden über einen Zeitraum von zwei bis neun Monaten von Barzuschüssen für die ärmsten Haushalte begleitet. Wir denken, die politischen Folgen solch einer Reduzierung oder Abschaffung dürften nur kurzfristiger Natur sein – insbesondere angesichts der Popularität des Präsidenten und seiner Fähigkeit die Massen in seinen Bann zu ziehen.

Korruption und bürokratische Ineffizienzen: Es gibt noch viel zu tun

Indonesien hat durch die Einrichtung der Anti-Korruptions Kommission, offiziell Komisi Pemberantasan Korupsi (KPK), einen ersten Schritt bei der Korruptionsbekämpfung unternommen. Die KPK wurde 2002 nach dem Beispiel der „Independent Commission Against Corruption“ (ICAC) in Hongkong geschaffen. Die KPK hat bereits Hunderte von Fällen mit ausgezeichnetem Erfolg verfolgt, darunter erfolgreiche Verfahren gegen den vorsitzenden Richter eines indonesischen Verfassungsgerichts und den Polizeichef des Landes. Prominente Geschäftsleute, Minister und sogar der Sohn des ehemaligen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono konnten den Ermittlungen nicht entgehen.

Unserer Meinung nach gibt es noch viel zu tun. Denn Gesetze werden nur nachlässig durchgesetzt und aufgrund der regionalen Autonomie ist Korruption nach wie vor weit verbreitet. Wir glauben, Präsident Jokowi wird die Arbeit der KPK weiter unterstützten und stärken. Es ist bekannt, dass Korruptionsbekämpfung zunächst ein Umdenken erfordert. Er hat daher eine Revolution des Denkens im Bildungssystem gestartet. Dabei wird von klein auf, bereits ab der Grundschule, großer Wert auf Charakterformung gelegt.

Die Beseitigung bürokratischer Ineffizienzen muss unserer Ansicht nach verschiedene Formen annehmen. Hierzu gehört die Einstellung fähiger Leute und die Schaffung eines auf Leistungen beruhenden Beurteilungssystems, das Verantwortlichkeit und wesentliche Leistungsmerkmale berücksichtigt. Dazu gehören auch stichprobenartige Inspektionen durch leitende Beamte, mehr Onlinesysteme zur Verbesserung von Transparenz und Fairness und eine Haushaltsallokation auf Grundlage gezielter Prioritäten.

Investmentausblick: “Optimismus ist gerechtfertigt”

Der indonesische Aktienmarkt hat sich aufgrund der soliden Performance im bisherigen Jahresverlauf recht gut entwickelt. Manch einer schreibt diese Entwicklung der neuen Regierung zu. Präsident Jokowi ist anders als alle seine Vorgänger im Präsidentenamt seit der Unabhängigkeit 1945. Wir denken daher, ein gewisser Optimismus ist gerechtfertigt, obwohl die Lage, wie bereits angesprochen, nicht ganz einfach ist. Angesichts der Marktentwicklung ist es heute in der Tat teurer als noch vor ein, zwei Jahren. Vorausgesetzt, das makroökonomische Klima bleibt stabil, glauben wir aber nicht, dass der indonesische Markt bereits überbewertet ist.

Wir finden in vielen Sektoren potenzielle Anlagegelegenheiten, die von den Bevölkerungsstatistiken und erwarteten Reformen profitieren. Hierunter sind Banken, die sowohl Kredite an schnell wachsende Unternehmen als auch Hypotheken vergeben, sowie Kreditkarten und Bankprodukte an Verbraucher und Unternehmen in den Sektoren Verbrauch, Ressourcen und Infrastruktur anbieten.

Wir denken, es besteht auch Potenzial für zunehmende Aktienanlagen im Inland. Indonesien verfügt traditionell über hohe Zinsen und eine hohe Inflation. Viele Indonesier legen ihre Ersparnisse daher bevorzugt in bar und angesichts der hohen Erträge als Bankeinlagen an. Oder sie investieren sie als Absicherung gegen die Inflation in Immobilien. Die Tatsache, dass viele indonesische Anleger während der Asienkrise 1997-1998 Geld im Aktienmarkt verloren haben, war der Wahrnehmung der Anlageklasse Aktien nicht unbedingt zuträglich. Aber obwohl Aktien mit einer gewissen Volatilität verbunden sind, denken wir, es handelt sich mittel- bis langfristig um eine attraktive Anlageklasse.

Während der vergangenen zehn Jahre lieferte der Jakarta Composite Index (JCI) zum Beispiel in US-Dollar einen jährlichen Ertrag von annähernd 20 Prozent. Wir glauben, mit vermehrter Investmentkenntnis, einer jüngeren Anlegerschaft, niedrigeren Zinsen und stabilerem Zins- und Inflationsklima wird es zu einem größeren Interesse an Aktien kommen – in Indonesien und auch bei der globalen Anlegerschaft insgesamt.

Von: Tek Khoan Ong

Quelle: DAS INVESTMENT.

Siehe auch

FondsProfessionell: Stimmen zur Fed: “Aktienmarkt findet Auslöser für Korrektur”

Die US-Notenbank Fed senkt wie erwartet zum dritten Mal in Folge die Zinsen. Doch die Währungshüter rücken nun die Inflation wieder in den Fokus – die Finanzmärkte reagieren mit Kursverlusten. Wie Investmentprofis den Kursschwenk der Fed beurteilen. Die US-Notenbank hat das geldpolitische Jahr zwar mit einer dritten Zinssenkung in Folge beendet, dabei jedoch am Mittwoch …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert