SJB | Korschenbroich, 29.04.2014. In den vergangenen Jahren haben sich viele Anleger von Gold verabschiedet, wodurch das hübsche Edelmetall bis zu 40 Prozent seines Werts eingebüßt hat. Roland Idecke, Leiter Investmentstrategie bei der Novethos Financial Partners in München, geht für das kommende Jahr davon aus, dass der Goldpreis sich wieder festigt.
Sehr kontrovers wird derzeit die zukünftige Entwicklung des Goldpreises diskutiert. Nach dem Allzeithoch im September 2011 hat der Goldpreis in der Spitze rund 40 Prozent seines Wertes abgegeben, begleitet von einem Abgesang auf die zuvor so stark fokussierte Assetklasse.
Diesem Abgesang schließen wir uns nicht an und rechnen in diesem Jahr mit einer etwas festeren Tendenz des Goldpreises, wobei die Zuwächse nicht mit den Entwicklungen der letzten Jahre schritthalten werden.
Sicherlich sprechen derzeit einige Faktoren gegen einen deutlichen Anstieg des Goldpreises. Mit der Beruhigung in Europa haben sich viele strategisch und vor allem taktisch operierende Anleger aus der Assetklasse Gold verabschiedet und so den massiven Kursrückgang ausgelöst.
Die fortschreitende Beruhigung in Europa, gepaart mit der Erwartung einer sich belebenden Weltkonjunktur inklusive einer Straffung der Geldpolitik in den USA, lassen ein Goldinvestment deshalb derzeit wenig attraktiv erscheinen.
Auf der anderen Seite haben die letzten Wochen aber auch gezeigt, dass Anleger fast reflexartig wieder im Gold investieren, wenn die Datenlage sehr undurchsichtig wird. So sorgte nach dem massiven Abverkauf zunächst die stabile Nachfrage aus Asien für steigende Notierungen, in der Folge führten die Krim-Krise oder anhaltende Diskussionen um die wirtschaftliche Entwicklung in China für steigende Notierungen.
Gold kann mittelfristig Gewinne bringen
Rein technisch betrachtet ist die Ausgangslage für das Gold hingegen wesentlich spannender. Unter langfristigen Aspekten ist der seit 2001 bestehende Aufwärtstrend weiterhin intakt.
Das Verlaufs-Tief bei 1,180 US-Dollar im Juni letzten Jahres, stellt für die Zukunft eine wichtige Unterstützung dar. Erst ein Unterschreiten dieses Niveaus würde weitere erratische Kursverluste bis 700 US-Dollar (Kurzziele aus charttechnischen Projektionszielen) zur Folge haben.
Mit dem erneuten Aufsetzen auf der 1,180 US-Dollar-Marke im Dezember 2013 wurde nun auch unter kurz- bis mittelfristigen Aspekten ein solider Boden für eine zunächst seitwärts gerichtete Konsolidierungsphase geschaffen.
In den ersten Monaten des Jahres 2014 konnte der Goldpreis nun bereits deutlich zulegen und hat sich dabei zwischenzeitlich bis an den oberen Rand der Konsolidierungsrange von 1,200 bis 1,400 US-Dollar heranbewegt.
Zusammenfassend betrachtet sehen wir derzeit ein durchaus günstiges Einstiegsniveau für mittelfristig orientierte Investoren. Den potentiell kurzfristig agierenden Verkäufern bei sich weiter erholenden Kursen und aufgrund einer veränderten Zinserwartung strategisch umdenkenden Investoren, stehen eine stabile physischen Nachfrage und der weiterhin vorhandene Status der „safe haven“-Anlage gegenüber. Wir sehen deshalb die Zeit der massiven Kurs-Ausschläge für beendet an.
Unser mittelfristiges Kursziel liegt im Bereich von 1,500 US-Dollar. Etwas kürzer betrachtet erwarten wir für die kommenden zwölf Monate jedoch zunächst eine vor allem „charttechnisch“ dominierte, volatile Marktbewegung, die den Goldpreis am unteren Ende bis in den Bereich von 1,250 US-Dollar und am oberen Ende bis in den Bereich von 1,400 US-Dollar tragen kann.
Diese eher „tradingorientierte“ Marktphase sollte vor allem taktisch-opportunistisch agierende Anleger genügend Gelegenheiten bieten, einen entsprechenden Performancebeitrag zu erzielen. Erst nach Abschluss dieser Phase sehen wir den Weg für weiteres Aufwärtspotential geebnet.
Von: Roland Idecke
Quelle: DAS INVESTMENT.