Das Investment: DNB-Manager Karl G. Høgtun über Chancen in Skandinavien: „Norwegens Exporteure profitieren von der schwachen Krone“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 04.08.2015. Die Aktienmärkte in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland ergänzen sich bestens, meint Karl G. Høgtun. Auch nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Jahre sieht der Manager des DNB Scandinavia die nordische Kombination weiter im Aufwind.

DER FONDS: Der dänische Aktienindex OMX Copenhagen 20 hat allein in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 35 Prozent zugelegt. Was treibt ihn an?

Karl G. Høgtun: Auch die anderen nordischen Märkte haben sich gut entwickelt. Der OMX Stockholm 30 stieg um 18 Prozent, der OMX Helsinki 25 um 16 Prozent und der Oslo OBX um 5 Prozent über die vergangenen zwölf Monate. Angetrieben wurden die Börsen durch fallende Risikoprämien und einen stärkeren US-Dollar. In Dänemark haben einige große Unternehmen besonders gut abgeschnitten, zum Beispiel Genmab, Pandora, Vestas, Danske Bank und DSV. Vor allem aber hat das Pharmaunternehmen Novo Nordisk mit einem Kursplus von 60 Prozent und einer starken Gewichtung im Index den OMX Copenhagen 20 nach oben befördert.

Sind skandinavische Aktien jetzt zu teuer?

Wir halten sie für fair bewertet. Auf der einen Seite liegen sie gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis und am Kurs-Gewinn-Verhältnis 15 beziehungsweise 22 Prozent über dem langfristigen Mittel. Auf der anderen Seite liegt die Dividendenrendite mit 3,4 Prozent deutlich über dem Langfristdurchschnitt von 2,5 Prozent. Und im Vergleich zu den Anleihemärkten sind die nordischen Aktienmärkte nahezu günstig.

Norwegen leidet unter dem niedrigen Ölpreis. Gibt es dort trotzdem attraktive Anlagemöglichkeiten?

Rund ein Fünftel des norwegischen Bruttoinlandsprodukts basiert auf der Ölindustrie, und fast ein Drittel der an der Osloer Börse gehandelten Aktien stammt aus dem Ölbereich. Auf der anderen Seite profitieren jedoch die exportorientierten Unternehmen von der schwachen Norwegischen Krone. Wir finden zum Beispiel attraktive Titel im Bereich der Fischfarmen.

Bieten Norwegens Ölwerte keine interessanten Einstiegschancen?

In unserem Investment-Universum hat der Energiesektor einen Anteil von unter 4 Prozent, das ist noch niedriger als der Anteil im europäischen oder globalen Markt. Wir haben den Sektor untergewichtet, weil wir ein Überangebot im Ölmarkt sehen. Zudem bedeutet der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen über das iranische Atomprogramm, dass rund 40 Millionen Barrel Öl, die zurzeit in Tankschiffen lagern, auf den Markt kommen können. Zudem könnte die iranische Ölproduktion in den nächsten zwei Jahren um eine halbe Million bis eine Million Barrel steigen. Und schließlich hat in unserem Modell der Energiesektor bereits einen höheren Ölpreis berücksichtigt, als die Forward-Kurve erwarten lässt.

Ist die Griechenland-Debatte auch im hohen Norden zu spüren?

Die Auswirkungen dort sind genauso negativ wie für europäische oder globale Aktien. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die griechische Volkswirtschaft klein ist und weniger als 2 Prozent der Wirtschaft der Eurozone ausmacht. Zudem ist die EU diesmal besser vorbereitet, und wir glauben nicht an irgendwelche Ansteckungsgefahren, selbst wenn Griechenland den Euro doch noch verlässt. Leider muss man sagen, dass wir – auch wenn ein weiterer Deal mit Griechenland zustande kommt – die Probleme nur vor uns herschieben, ohne sie wirklich zu lösen.

Welche Länder sind zurzeit besonders interessant?

Aktuell haben wir keine großen Länderwetten.

Und im Branchenbereich?

Wir haben Energie und Versorger untergewichtet. Unser einziges Übergewicht ist der nicht-zyklische Konsum. Dieser Sektor profitiert von dem positiven gesamtwirtschaftlichen Umfeld, der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken und einer vernünftigen Bewertung.

Was könnte die skandinavischen Märkte weiter antreiben?

Das globale Wirtschaftswachstum ist ein wichtiger Antriebsmotor für das Gewinnwachstum der Unternehmen, da die Märkte vergleichsweise klein und offen sind. Das Exportgeschäft ist wichtig für sie. Wir sind ziemlich optimistisch für die globale Marktlage und rechnen für das kommende Jahr mit einem besseren Makro-Umfeld.

Was könnte die Aussichten trüben?

Wir sehen durchaus Gefahren im geopolitischen Bereich. Zudem haben alle vier Bric-Länder Herausforderungen zu meistern. China ist aufgrund seiner Größe sicherlich das größte Einzelrisiko.

Was unterscheidet die nordischen Länder voneinander und was sind ihre Gemeinsamkeiten?

Tatsächlich ergänzen sich die nordischen Märkte sehr gut. Sie bilden eine sehr interessante Kombination und eine gut diversifizierte Sektor-Allokation. Alle Länder überzeugen mit stabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen, einem hohem Bildungsniveau und dem Willen und der Fähigkeit, neue Technologien zu nutzen. Aus Investorensicht könnte man etwas vereinfachend sagen, dass Dänemark mehr stabile, nicht-zyklische Unternehmen hat, während in Schweden Industrie und Finanzen die größten Sektoren sind. Norwegen hat einen großen Energiesektor und Finnland viele Unternehmen für Nischenproduktionsgüter sowie starke Verflechtungen mit Russland.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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