Das Investment: Beliebte Denkfehler bei der Geldanlage

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 14.08.2014. Auch bei Geldanlagen bestimmen die Gefühle die Entscheidungen mit. Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity Worldwide Investment, zeigt die beliebtesten Denkfehler auf.

Haben Sie schon mal einen Abend in einer Theatervorstellung verbracht, die Ihnen nicht gefallen hat? In der Sie aber trotzdem bis zum Schluss ausgeharrt haben, weil die Eintrittskarte ja schließlich gutes Geld gekostet hat? Oder sich dazu gezwungen, ein Buch, durch das Sie sich schon bis zur Mitte durchgequält haben, zu Ende zu lesen, weil sonst die bisherige Mühe umsonst gewesen wäre? Jeder von uns hat schon einmal so oder ähnlich gehandelt, denn wir sind Menschen. Und das menschliche Gehirn ist so gestrickt, dass wir Dinge auf eine ganz bestimmte, manchmal unlogische Weise tun.

Die oben beschriebenen Verhaltensweisen sind alles, nur nicht logisch. Denn haben Sie 100 Euro für eine Theaterkarte ausgegeben, sind die 100 Euro unwiederbringlich weg. Fachleute nennen das versunkene oder irreversible Kosten. Nichts bringt diese 100 Euro zurück. Wenn Ihnen die Theatervorstellung also nicht gefällt, könnten Sie ebenso gut gehen und etwas tun, das Ihnen mehr Spaß macht, zum Beispiel etwas Leckeres essen. Was ist besser?

Versunkene Kosten sind nur ein Beispiel für Denkfehler, die die Wissenschaft „kognitive Fehler“ nennt und bei denen Emotionen unser logisches Denken überlagern. Weil wir Menschen sind, passiert uns so etwas ständig. Und weil Anleger, ob Profis oder Amateure, auch nur Menschen sind, passieren ihnen solche Denkfehler auch. In der Welt der Geldanlage ist die Beschäftigung mit diesen Denkfehlern Teil der verhaltensorientierten Finanzierungslehre, auch Behavioural Finance genannt.

Solche Verhaltensmuster zu erkennen und Möglichkeiten zu finden, ihnen aus dem Weg zu gehen – das unterscheidet die erfolgreichsten Anleger der Welt vom Rest. Alle kognitiven Denkfehler zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Deshalb hier nur zwei weitere Beispiele, um das Prinzip zu verdeutlichen.

Wie hält man sich von der Herde fern?

Einer der häufigsten Denkfehler ist der Herdentrieb. Er bringt Menschen dazu, der Masse zu folgen und ist in der Geldanlage ebenso unwiderstehlich wie beispielsweise in der Mode. Er ist die treibende Kraft hinter der Bildung von Blasen und ihrem Platzen. Den Herdentrieb zu verstehen und ihn zu meiden ist eine der besten Anlagestrategien überhaupt. Die Dotcom-Blase Ende der 1990er ist hierfür ein gutes Beispiel.

Vielen Anlegern war es völlig schleierhaft, warum Internetaktien so unglaublich wertvoll sein sollten. Aber mit den Jahren stiegen ihre Kurse weiter und weiter. Schließlich sprangen immer mehr Anleger auf den Zug auf in der Überzeugung, dass all die anderen cleveren Leute schon wüssten, was sie tun. Das aber erwies sich als fatale Fehleinschätzung, wie wir heute wissen.

Warren Buffett, Vorstandsvorsitzender von Berkshire Hathaway, der in diesem Jahr auf der Liste des Forbes-Magazins als viertreichster Mann der Welt steht, versteht dieses Herdenphänomen offensichtlich besser als andere. Er widerstand dem Sog der Dotcom-Blase.

Seine Begründung war so simpel wie einleuchtend: Er verstehe ihr Geschäftsmodell nicht und wisse nicht, wie diese Unternehmen zu bewerten seien. Deshalb werde er die Finger von ihnen lassen. Zwei Jahre musste er sich deshalb von der Presse und den Aktionären verspotten lassen. Am Ende aber behielt er Recht.

Verkaufen, wenn andere kaufen und umgekehrt ist langfristig eine gute Strategie. Dazu aber braucht man Zweierlei: Einerseits einen langfristigen Horizont, denn mitunter dauert es etwas, bis sich eine Strategie als richtig erweist. Andererseits enorme Disziplin und Willensstärke.

Wie entkommt man dem Bestätigungsfehler?

Ein anderer oft zu beobachtender Fehler der Anlegerpsychologie ist der Bestätigungsfehler. Er bezeichnet die menschliche Neigung, Informationen so auszuwählen, dass sie die eigene Erwartung oder Theorie bestätigen. Ein Beispiel: Sie sind überzeugt, dass der Goldpreis steigen wird. Die Theorie des Bestätigungsfehlers besagt, dass Sie nun nach den Beweisen suchen, die Ihre Einschätzung untermauern.

Sie werden beispielsweise Zeitungsartikel genau studieren, in denen positiv über Gold berichtet wird, und solche nur überfliegen, die eine andere Sichtweise vertreten. Mehrdeutige Belege oder ausgewogene Artikel werden Sie im Sinne Ihrer Theorie auslegen. Dieses Phänomen ist tief in unserer Psyche verankert.

Wie aber kann man dem Bestätigungsfehler ein Schnippchen schlagen? Dafür müssen Anleger aktiv werden, wollen sie nicht in diese Falle tappen. Wie das gehen kann, hat Charles Darwin vorgemacht, der berühmte englische Naturforscher, der seine Evolutionstheorie im Buch „Über die Entstehung der Arten“ von 1859 darlegte. Er sammelte seiner Theorie zuwiderlaufende Beweise in einem eigens dafür vorgesehenen Notizbuch. Eine überaus sinnvolle Strategie.

Sinnvoll ist es auch, sich gezielt mit Menschen zu unterhalten, die nicht der gleichen Meinung sind. Und statt zu versuchen, sie von der eigenen Meinung zu überzeugen, ihren Argumenten aufmerksam zuzuhören. Kennt man auch die Gegenargumente und kann sie so rational wie möglich entkräften oder ihnen zustimmen, ist man schon ein ganzes Stück auf dem Weg vorangekommen, die Fallstricke der Bestätigungsfehler zu vermeiden.

Von: Carsten Roemheld

Quelle: DAS INVESTMENT.

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