SJB | Korschenbroich, 04.08.2015. Bei der Auflegung seines Aktienfonds versprach Dirk Müller seinen Anlegern absolute Transparenz. Jeder, der dem Fonds sein Geld leiht, sollte erfahren, welche Aktien Müller ins Portfolio nimmt – und warum. Doch die Transparenz-Offensive, die Müller auf Facebook fährt, ruft geteilte – teilweise alberne – Reaktionen hervor. Sind die deutschen Privatanleger noch nicht bereit für so viel Offenheit?
Verbraucherschützer fordern von der Fondsbranche vor allem eins –Transparenz. Doch wollen die Privatanleger wirklich wissen, wie ihre Fonds gemanagt werden? Die Transparenz-Offensive von Dirk Müller ruft ernsthafte Zweifel daran hervor.
Als der als Mr. Dax bekannte Börsenexperte Müller vor rund drei Monaten seinen ersten Aktienfonds auflegte, versprach er Anlegern vor allem zwei Sachen, die in der Branche eher ungewöhnlich sind. Zum einen sollten die Verwaltungskosten für den einzelnen Anleger mit zunehmendem Fondsvolumen sinken. Zum anderen sollen alle Investoren jederzeit nachvollziehen können, welche Strategie Müller mit seinem Fonds verfolgt.
Um sein Transparenz-Versprechen einzuhalten richtete Müller auf Facebook eine Seite speziell für den Dirk Müller Premium Aktien Fonds ein. Dort postet er regelmäßig in einer lockeren, für jeden Laien verständlichen Sprache, wie sich der Fonds entwickelt, welche Aktien er kauft oder verkauft und berichtet auch über andere Aktivitäten, die in einem Zusammenhang mit dem Fondsmanagement stehen.
Anlegertreffen in Planung
Ein lobenswerter Ansatz. Doch die Reaktionen der Facebook-Nutzer und (potenzieller) Anleger sind gespalten. „Einfach klasse für alle Beteiligten, Herr Müller und Team“, kommentiert beispielsweise Dominik Huber. Anschließend fragt er, wann es das erste Anlegertreffen gibt – und erhält sofort eine Antwort. „Wir planen für das 1.HJ 2016, sind gerade in der Abstimmung der Lokalität, davon hängt der Termin ab“, schreibt Müller.
Andere Facebook-Nutzer sind da skeptischer. So auch Herwig Hintzen. „Ist nur die Frage, wem diese Transparenz nützt, ich habe immer mehr das Gefühl das jeder Müller-Jünger einfach einsteigt weil der Dirk das schon wippen wird…aber das – Sorry Herr Müller – muss erst noch bewiesen werden“, schreibt er. Auch hier reagiert Müller professionell-sachlich und erklärt, dass sich die Leistung eines Fondsmanagers ja erst nach einiger Zeit zeigt und die Informationen eben dazu da seien, damit Anleger eine qualifizierte Entscheidung treffen können.
Zivilkleidung und Taxikosten
Doch nicht mit allen Facebook-Nutzern ist eine vernünftige Diskussion möglich. Das dürfte auch Müller bei seiner Ankündigung, er habe in Edinburgh die Einrichtungskette Dunelm besucht, deren Aktien er im Portfolio hat, festgestellt haben. Denn nur die wenigsten Kommentare befassen sich mit der Aktie oder dem Unternehmen an sich. Den meisten geht es um das Foto, in dem Müller seine „Zivilkleidung“ trägt: „Ungewohnt, sonst sieht man sie ja nur in ihrem Blaumann“. Andere befürchten, Müllers Urlaub mit ihren Verwaltungsgebühren finanziert zu haben „Da gehen die Fondsgebühren für einen kleinen Urlaub drauf: Herr Müller hat sich schon den richtigen Job ausgesucht“. Daraufhin versichert Müller, die Reise komplett aus der eigenen Tasche bezahlt zu haben. „Ich setze noch nicht mal die Taxifahrt zu Dunelm von der Steuer ab. Zufrieden?“
Doch so leicht zufriedenzustellen sind Facebook-Nutzer natürlich nicht. „Bring a paar Steaks, Bratwürstl und Bier mit“, fordert ein weiterer Nutzer auf. Auch hier bleibt Müller cool: „Ne, die haben nur Einrichtungsgegenstände“. Ein weiterer kritisiert, dass Müller von „unserem“ Dunelm schreibt, obwohl dem Fonds noch nicht einmal ein Prozent des Unternehmens gehört. „Müssen wir hier wirklich jedes Wort rechtfertigen, das jemand falsch interpretieren könnte?“ antwortet Müller zunehmend genervt.
Sozialverhalten in sozialen Medien gewöhnungsbedürftig
Fressen solche kleinen Facebook-Rumalbereien nicht zu viel Zeit, die Müller besser in die Verwaltung seines Fonds investiert hätte? Und sind deutsche Privatanleger einfach noch nicht bereit für so viel Transparenz?
Das kann man so natürlich nicht sagen. Schließlich finden auf der Facebook-Seite ja auch sachliche Auseinandersetzungen mit dem Fonds, mit Müllers Strategien und mit den Aktienmärkten allgemein statt. Wer mündige, finanzinteressierte Anleger will, sollte also kleine Rumalbereien und Zeitfresser in Kauf nehmen. Und wenn man die Besonderheiten des zwischenmenschlichen Umgangs in sozialen Medien berücksichtigt – DAS INVESTMENT.com berichtete – geht es auf Müllers Facebook-Seite ja mehr als sachlich zu. Daher: Hut ab vor Müllers Transparenz-Offensive!
TER zwischen 1,60 und 1,69 Prozent, keine Erfolgsgebühr
Und was ist mit dem zweiten Versprechen, den Kosten? Die Gesamtkostenquote für Müllers Fonds, TER, liegt derzeit bei 1,60 bis 1,69 Prozent, abhängig von der Anlagesumme. Der Ausgabeaufschlag beträgt maximal 4 Prozent, eine Erfolgsgebühr gibt es nicht. Für einen aktiv gemanagten Aktienfonds gar nicht so übel. Weiter so, Herr Müller! Die Taxi-Rechnungen schön selbst bezahlen – und die Erfahrungen mit den Anlegern teilen.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.