Das Investment: Dax 12.000: Kommt der Crash oder jetzt noch einsteigen?

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 SJB | Korschenbroich, 22.04.2015. Es war das beste Quartal für den Dax seit 2003. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex um gut 25 Prozent zulegen können. Die Marke von 12.000 Punkten wurde inzwischen locker genommen. Droht ein Crash oder können Anleger jetzt noch einsteigen, fragt sich Wolfgang Juds, Geschäftsführer der CREDO Vermögensmanagementgesellschaft.

Neun von zehn Analysten sind in diesen Tagen positiv für Aktien gestimmt. „Aktien sind alternativlos“, so ist es von vielen Börsenexperten in diesen Tagen zu hören. Überall wird zum Einstieg in die Aktien geblasen. Vor allem die Mischfonds finden großen Anklang bei den Anlegern. Die Mittelzuflüsse in Investmentfonds nehmen zu. Die Stimmung unter den Anlegern ist sehr gut, denn es gab kaum Anlageklassen im abgelaufenen Quartal, die nicht gut gelaufen sind. Warum also jetzt nicht in Aktien einsteigen? Um diese Frage zu beantworten, sollten zuvor die Ursachen des Börsenanstiegs geklärt werden.

Gründe für den Kursanstieg

Nicht die positive Konjunkturentwicklung in der Eurozone hat die Börsenrally ausgelöst, sondern die Europäische Zentralbank hat mit ihrer lockeren Geldpolitik die Märkte geflutet. Nicht die Ertragslage der Unternehmen bestimmt in diesen Tagen die Börsenkurse, sondern die Aussagen der Notenbanken treiben die Kurse nach oben. Die Initialzündung fand am Donnerstag, den 22. Januar 2015 um 14.25 Uhr statt: EZB-Chef Mario Draghi gibt im Rahmen der EZB-Pressekonferenz die Entscheidung der Notenbank über den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen bekannt.

Seit März 2015 werden monatlich etwa 60 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Anleihen aufgekauft. Niemals zuvor hat die Zentralbank in diesem Umfang am Markt agiert. Da weitere Zinssenkungen kaum noch möglich sind, hat die EZB zu ihrer stärksten Waffe gegriffen. EZB-Chef Draghi möchte unbedingt erreichen, dass die Preise in der Eurozone wieder steigen und die Inflation zunimmt. Außerdem möchte er den Euro schwächen, um die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln.

Die EZB flutet die Märkte und der Euro geht auf Talfahrt!

Bereits eine Woche vorher am 15. Januar 2015 gab die Schweizer Notenbank überraschend bekannt, dass sie den Mindestkurs von 1,20 Euro gegenüber dem Euro aufgibt. Binnen weniger Minuten schoss der Kurs des Franken in die Höhe – gegenüber dem Euro überschritt er zeitweilig sogar die Parität. Auch gegenüber den anderen wichtigen Währungen der Welt wie dem US-Dollar und dem Britischen Pfund sackte der Euro ab. Im Schnitt verlor der Euro im ersten Quartal 2015 im Außenwert etwa zehn Prozent, was vor allem an der lockeren Geldpolitik der EZB liegt.

Immer, wenn es von einer Sache mehr Angebot als Nachfrage gibt, sinkt der Preis – und die EZB hat mit ihrer Geldpolitik das Angebot an Euro erheblich ausgeweitet, denn durch die Anleihekäufe wird neues Geld in Umlauf gebracht. Die wichtigsten Konsequenzen sind fallende Zinsen, die sogar in den negativen Bereich gesunken sind und ein fallender Euro-Wechselkurs.

…und wie haben die Märkte reagiert?

In der Eurozone, die in den vergangenen Jahren gemessen am Wirtschaftswachstum kaum vorangekommen ist, wirkt diese Finanzspritze wie eine Sonderkonjunktur: Die Zinsen sind niedrig wie niemals zuvor, der Euro ist schwach und der Ölpreis hat sich in den vergangenen Monaten halbiert – diese Faktoren wirken zusammengenommen wie ein Turbolader.

Die exportorientierten Unternehmen im Dax konnten besonders stark profitieren. Die deutschen Automobilhersteller wie Daimler, Audi und BMW, die Chemie-Unternehmen und die Maschinenbauer sind die großen Gewinner. Allerdings haben nicht alle gleichermaßen davon profitiert: Die Versorger E.ON und RWE sowie Siemens, die Lufthansa und die Deutsche Post sind am Ende des Dax zu finden.

Auch international haben sich die meisten Indices nicht so gut wie der Dax entwickelt: Der MSCI World, der die Aktienmarktentwicklung in den entwickelten Ländern widerspiegelt, und der MSCI Emerging Markets für die Schwellenländer legten jeweils nur knapp zwei Prozent zu. In den USA, wo die Kurse in den Vorjahren davongezogen sind, traten sie bislang auf der Stelle. Durch den starken Anstieg des US-Dollars war es für den deutschen Anleger auch für auf diesen Märkten in Euro gerechnet ein hervorragendes Jahr!

Ausblick für den Dax

In diesen Tagen beginnt die Berichtssaison, danach folgen die Hauptversammlungen mit den hohen Dividendenausschüttungen für die Eigentümer. Hier schlägt die Stunde der Wahrheit. Bei den Umsätzen und Gewinnen wird sich zeigen, ob und inwieweit die aktuellen Kurse gerechtfertigt sind. Dabei rechne ich bei vielen exportorientierten Werten zwar mit starken Gewinnzuwächsen, die allerdings weniger aus dem originären Grundgeschäft sondern aus Währungsgewinnen stammen dürften. Die Frage ist, wie stark die Umsatz- und Ertragszuwächse tatsächlich ausfallen werden und ob die hohen Erwartungen der Analysten getroffen werden. Es wird auch Enttäuschungen geben. Dadurch kann eine Branchenrotation einsetzen. Defensive Titel könnten stärker zulegen. Bei den zyklischen Werten sind Gewinnmitnahmen möglich.

Zwar rechne ich nicht mit einem Crash, aber eine gesunde Korrektur wäre wünschenswert, denn einige Märkte sind inzwischen deutlich überkauft. Die Dynamik, mit der die Kurse zuletzt gestiegen sind, wird sich in diesem Tempo nicht fortsetzen. Aus meiner Sicht wird das Risikomanagement für den Anlageerfolg eine zunehmend stärkere Bedeutung bekommen. Zwar bleiben Aktien langfristig weiterhin interessant, denn sie generieren ihre Wertschöpfung aus der wirtschaftlichen Betätigung. Aber der Gewinn liegt im Einkauf. Diese einfache Regel gilt noch immer. Wenn die Preise hoch sind, ist eine gesunde Vorsicht angebracht. Anleger dürfen auch einmal Gewinne mitnehmen – daran ist noch niemand gestorben!

Von: Wolfgang Juds

Quelle: DAS INVESTMENT.

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