Das Investment: Crashtest-Sieger Tilo Wannow im Interview: „Wir sehen noch keine Blase am Aktienmarkt“

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 SJB | Korschenbroich, 01.04.2015. Tilo Wannow ist weiter positiv für Aktien gestimmt. Im Interview erklärt der Manager des Crashtest-Siegerfonds BHF Value Balanced FT, welche Unternehmen er mag und wo er für den Mischfonds noch interessante Anleihen findet.

DER FONDS: Der Dax hat in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres über 20 Prozent zugelegt. Laufen wir in eine Blase hinein?

Tilo Wannow: Wir sehen noch keine Blase an den Aktienmärkten. Euphorie ist noch nicht zu spüren, vielmehr herrscht Anlagenotstand aufgrund der niedrigen Zinsen. Vergleicht man zum Beispiel die Dividendenrenditen mit Anleiherenditen, können wir dort noch keine große Überbewertung erkennen.

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Sie dürfen bis zu 60 Prozent des Fondsvermögens in Aktien halten. Nutzen Sie das zurzeit voll aus?

Wir sind für Aktien positiv gestimmt. Der Aktienanteil im Portfolio liegt bei 55 bis 56 Prozent, also am oberen Rand unserer Bandbreite. Auch die jüngsten Mittelzuflüsse haben wir wieder in Aktien investiert. Schon seit etwa 2011 liegt die Aktienquote bei über 50 Prozent.

Was könnte ein Auslöser sein für eine deutliche Absenkung der Aktienquote?

Das ist aus heutiger Sicht schwer zu sagen. Wir steuern die Quoten nicht auf Wochen- oder gar Tagesbasis wild hin und her. Das ist nicht unser Ansatz. Auch als es im vergangenen Herbst kurz an den Aktienmärkten heftig nach unten ging, ist der Aktienanteil trotzdem bei über 50 Prozent geblieben. Ans untere Ende der Bandbreite, das bei 35 Prozent liegt, würden wir nur gehen, wenn wir eine längerfristige Baisse an den Aktienmärkten erwarten. Das ist momentan nicht der Fall.

Was ist wichtiger für Ihren Anlageerfolg – die Allokation oder die Titelauswahl?

Beides ist wichtig. Unsere Allokationsmöglichkeiten sind in diesem Fonds nicht das einzig Entscheidende. Meist halten wir ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktien und Renten, so dass ein guter Teil unserer Performance durch die Titelselektion kommt.

Wie wählen Sie die Titel aus?

Wir haben einen nachhaltigen Value-Ansatz. Nachhaltig nennen wir den Ansatz deshalb, weil nicht nur die klassischen Bewertungskennziffern stimmen müssen, sondern auch die fundamentale Qualität der Unternehmen und die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle. Bei den Dividenden sind neben der Höhe auch die Sicherheit der Zahlung und der Ausblick auf Dividendenwachstum entscheidend. Wir wägen zwischen Bewertung und Qualität der Aktie ab, oder plakativer gesagt: Wir betrachten ihr Preis-Leistungs-Verhältnis.

Und wo stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis zurzeit?

Wir haben einen globalen Ansatz mit Schwerpunkt auf Europa. Das am stärksten gewichtete Einzelland ist zurzeit USA. Dort ist rund ein Viertel des Aktienanteils investiert.

Sind US-Aktien nicht viel zu teuer für Ihren Ansatz?

Für den Gesamtmarkt mag eine Überbewertung zutreffen. Aber wir finden dort immer noch Aktien, die wir für aussichtsreich halten und die attraktiv bewertet sind. Gerade erst habe ich zum Beispiel Oracle gekauft. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie liegt bei 13 bis 14. Im Jahr 2000 hatten solche Werte ein KGV jenseits von 100. Davon sind wir jetzt weit entfernt.

Wo sehen Sie auf der Anleiheseite noch Chancen?

Wir investieren vor allem in Unternehmensanleihen. Staatsanleihen sind uns zu teuer. Allerdings machen wir auf der Rentenseite keine Experimente. Wir streben keinen Rendite-Kick über High Yields, Emerging-Market-Bonds oder Nachranganleihen an. Unsere Kunden sollen sich darauf verlassen können, dass auf der Rentenseite nichts anbrennt, wenn es auf der Aktienseite kracht.

Können die Renditen der Unternehmensanleihen mit den Dividendenrenditen auf der Aktienseite mithalten?

Nein. Bei Investmentgrade-Unternehmensanleihen mit Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren können Sie froh sein, wenn bei der Rendite noch eine 1 vor dem Komma steht. Die Dividendenrenditen liegen eher bei 2 bis 3 Prozent oder auch höher.

Wie hoch ist das Risiko bei den Unternehmensanleihen, dass die Renditen wieder anziehen und die Kurse sinken?

Wir erwarten keinen Kurs-Crash aufgrund von steigenden Marktzinsen oder einer extremen Spread-Ausweitung. Durch die EZB-Politik sollte das Zinsniveau bis auf weiteres niedrig bleiben. Kursverluste können einzelne Anleihen dadurch erleiden, dass sie zurzeit über pari handeln, weil ihre Kupons höher sind als die aktuellen Renditen. Eine von uns gehaltene Anleihe von Anheuser Busch beispielsweise notiert zurzeit bei etwa 108 Dollar und läuft noch bis 2019. Weil es am Ende nur 100 Euro pro Anteil zurückgibt, wird sie zwangsläufig Kursverluste machen. Das stört uns aber nicht, da der Kupon das ausgleicht.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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