Das Investment: Crashtest-Sieger Lateinamerika-Fonds: Herr Damgaard, ist Brasiliens Erfolgsgeschichte am Ende?

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 30.09.2014. Wachstumsschwäche und Wahlkampf-Krimi in Brasilien, Staatspleite in Argentinien – wie geht es weiter in Lateinamerika? DER FONDS sprach mit Anders Damgaard, Manager des ISI Latin America Equities.

Nur 17 Millionen Euro schwer, aber der Beste seines Fachs: Der ISI Latin America Equities der dänischen Fondsgesellschaft Sydinvest ist Sieger des jüngsten Crashtests „Aktienfonds Lateinamerika“.

DER FONDS: Brasilien hat den größten Aktienmarkt in Lateinamerika und spielt daher auch mit Abstand die wichtigste Rolle in Lateinamerika-Fonds. Doch das einstige Wachstumswunderland kämpft schon seit längerem mit einer schwächelnden Wirtschaft. Ist die Erfolgsgeschichte am Ende?

Anders Damgaard: In den Jahren vor der Finanzkrise glänzte Brasilien mit Wachstumsraten, die fast an jene der asiatischen Tiger erinnerten. Vorangetrieben wurden sie von den rapide steigenden Preisen für Rohwaren wie Nahrungsmittel und Metalle, die Brasilien in großem Stil exportiert. Die Folge: eine gesunde Handelsbilanz, sinkende Zinsen und eine starke Währung. Die Arbeitslosenrate sank auf ein Rekordtief, zumindest für brasilianische Verhältnisse. Leider hat die Politik diese Zeit nicht genutzt, um Wirtschaftsreformen durchzuführen.

Wo liegen die größten Probleme?

In einem zu großen und kostspieligen öffentlichen Sektor, großzügigen Wohlfahrtsleistungen und einem unflexiblen Arbeitsmarkt. Zudem gibt es Engpässe im Transportsektor. Mieten und Löhne folgen der Inflation, die noch immer sehr hoch ist. Die Zinsen sind ebenfalls hoch, der Produktivitätszuwachs ist gering. Hinzu kommt, dass die Chinesen nicht länger im gleichen Tempo Rohstoffe konsumieren wie bisher. Das beeinträchtigt Brasiliens Exportbilanz.

Warum hat die Börse in den vergangenen Monaten trotzdem zugelegt?

Vor allem in der Erwartung darauf, dass Amtsinhaberin Dilma Rousseff Anfang Oktober die Präsidentschaftswahl verlieren wird.

Ist Herausforderin Marina Silva besser für die Märkte?

Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass bei einer Wiederwahl Rousseffs größere Reformen vermutlich ausbleiben und dass das Wachstum dann weiter niedrig bleibt. Marina Silva verspricht dagegen eine gewerbe- und marktfreundlichere Politik. Ohne Zweifel würden entsprechende Reformen der Wirtschaft und auch dem Aktienmarkt helfen. Bislang verfügt Silva im Parlament jedoch nur über eine recht schwache Machtbasis. Außerdem würden marktwirtschaftliche Reformen auch ihre Kernwähler treffen. Hat sie die Kraft und den Mut dazu? Die Antwort auf diese Frage ist ungewiss. Derzeit liegen beide Kandidatinnen gleichauf. Keiner kann daher mit Gewissheit vorhersagen, wer die Wahl gewinnt.

Ein anderes Sorgenkind in Lateinamerika ist Argentinien. Das Land ist technisch pleite, trotzdem notiert der Aktienindex Merval auf Rekordhoch. Wie reagieren Sie darauf?

Solange dem Land ein Bankrott droht, investieren wir nicht in Argentinien – auch wenn einzelne Unternehmen wie der Erdöl-Produzent YPF vielversprechend aussehen.

Entspannter ist die Lage in Lateinamerikas zweitgrößter Volkswirtschaft Mexiko. Wie beurteilen Sie diesen Markt?

Die mexikanische Regierung hat mehrere Reformen durchgeführt, welche die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit fördern sollen. Die Energiereform erlaubt es beispielsweise auch ausländischen Unternehmen, sich an der Ölsuche in Mexiko zu beteiligen. Weil es an Investitionen und technischer Ausrüstung fehlte, ging es in diesem Sektor lange Zeit nicht voran. Im Vergleich zum großen Konkurrenten China hat Mexiko inzwischen bei Löhnen und Gehältern und auch bei der Währung aufgeholt, davon profitiert der wichtige Export in die USA. Wir sehen den Markt daher positiv, auch wenn mexikanische Aktien nicht mehr billig sind.

Und wie sieht es im Rest Lateinamerikas aus?

Unsere Benchmark umfasst neben Brasilien und Mexiko noch Chile, Kolumbien und Peru. Diese drei Staaten sind ähnlich wie Brasilien relativ stark davon abhängig, wie sich die Preise von Erdöl, Metallen und Nahrungsmitteln entwickeln. Hier sehen wir zurzeit einen Abwärtstrend. Zusammen mit anderen Faktoren hat das dazu geführt, dass wir Mexiko recht deutlich mit 12 Prozentpunkten übergewichten und in den übrigen vier Ländern entsprechend untergewichtet sind.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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