Das Investment: „China hat gerade auf dem Zahnarztstuhl Platz genommen: Dirk Müller: 5 Gründe, warum wir auf eine schlimmere Krise als 2008 zusteuern

sjb_werbung_das_investment_300_200Die Finanzwelt steuert gerade auf eine globale Finanzkrise zu. Davon ist Dirk Müller überzeugt. Und diese Krise werde noch viel schlimmer als die von 2008 sein, sagt der als Mr. Dax bekannte Börsenexperte. Fünf Gründe sprechen dafür – und eins dagegen.

Der Finanzkrise 2008 läge lediglich eine Immobilien-Krise in den USA zugrunde, erklärte der als Mr. Dax bekannte Börsenexperte Dirk Müller auf dem ersten Anlegertreffen seines Aktienfonds im Heidelberger Schloss. Zurzeit jedoch schwelen in vielen Regionen der Welt Konflikte an, die zu einer viel schlimmeren Krise als 2008 führten könnten, sagt Müller. Welche das sind – und was Müller Anlass zur Hoffnung gibt.

1. Krisenherd Europa

Alle reden derzeit von der Flüchtlingskrise, sagt Müller. Das einzige Problem, mit dem sich Europa derzeit konfrontiert ist, seien die Flüchtlingsströme aber nicht. So sei die Griechenland-Krise, über die derzeit niemand mehr spricht, noch lange nicht gelöst. Durch den Flüchtlingszustrom breche zusätzlich zu den bereits zuvor bestehenden Problemen auch noch die Tourismus-Industrie der Hellenen zusammen.

2. Krisenherde Russland und Türkei

Ein weiterer Krisenherd auf dem eurasischen Kontinent ist laut Müller Russland. Das Land befinde sich derzeit in einem Drei-Fronten-Krieg – und zwar in der Ukraine, in Syrien und in Bergkarabach. Hinzu kämen Sanktionen des Westens und der fallende Ölpreis, die die rohstoffreiche Region bedrohen.

Das einstige Wachstumswunder Türkei leide massiv unter dem Bürgerkrieg und den Terroranschlägen, so Müller weiter. Die Tourismus-Industrie sei beinahe zum Erliegen gekommen.

3. „Der Nahe Osten steht in Flammen“

Ein weiterer Konfliktherd ist laut Müller die Nahost-Region. „Der Nahe Osten steht in Flammen“, sagt er. So leide Saudi-Arabien unter dem niedrigen Ölpreis. „Jeden Tag verbrennen Saudis mehr Geld als sie verdienen“, sagt Müller. Wenn es so weitergeht, halten die Währungsreserven von Saudi-Arabien keine drei Jahre, ist Müller überzeugt.

Auch die Gesetze in dem Land ähneln aus Müllers Sicht denen der IS. Dass die Bürger bislang noch nicht richtig dagegen aufbegehrt hätten, liege daran, dass die Regierung ihre Bevölkerung finanziell unterstützt. Stellt die Regierung diese Unterstützung ein, würden die Saudis auf die Straßen gehen und bürgerliche Freiheiten – „Frauen würden auch gerne Auto fahren“ – sowie Religionsfreiheit fordern.

Außerdem drohe eine Eskalation mit Iran. Schließlich seien die Sanktionen gegen Iran aufgehoben worden, obwohl das Land weder grundlegende Reformen umgesetzt noch das Existenzrecht Israels anerkannt hätte. Mit seinem Erzfeind Saudi-Arabiens führt Iran einen Stellvertreter-Krieg in Yemen, erklärt Müller. Dabei gehe es vor allem um die Meerenge Bab al-Mandab. Würde Iran die Kontrolle darüber übernehmen, würde es Saudi-Arabien mit seinem Erdöl vom Weltmarkt abschneiden. „In diesem Fall würde der Ölpreis um das Dreifache steigen“.

4. „China hat gerade auf dem Zahnarztstuhl Platz genommen“

Auch China steht derzeit laut Müller vor einer großen Krise. „Chinas Wirtschaftsdaten sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen“, sagt der als Mr. Dax bekannte Börsenexperte und nennt mehrere Beispiele, warum die von der Zentralregierung durchgegebenen Daten nicht stimmen können. Das erste Beispiel ist die Schnelligkeit, mit der die Behörden des Riesenlandes ihre Quartalszahlen melden. Gerade einmal zwei Wochen brauchen chinesische Behörden, um die Konjunkturdaten zu veröffentlichen. Nachträgliche Korrekturen? Fehlanzeige. US-Behörden brauchen dafür hingegen vier, deutsche Behörden sogar sechs Wochen. Zudem korrigieren sie die Daten meist im Nachhinein.

Auch ein Vergleich zwischen den Exporten von China nach Honkong und den Importen Hongkongs aus China zeigt, was von chinesischen Angaben zu halten sei: Die Differenz zwischen Angaben Chinas und Hongkongs beträgt mehr als 13 Milliarden US-Dollar.

China habe 20 Jahren Aufschwung hinter sich, so Müller weiter. In dieser Zeit habe die Volksrepublik Exzesse aufgebaut. Ein Beispiel dafür sei die Geisterstadt New Ordos.

Die Blase werde bald platzen, ist der Börsenexperte überzeugt. Nach der US-Zinserhöhung hätten die Kapitalströme gedreht. Die Großanleger aus den USA ihr Geld ziehen nach und nach Geld aus der Volksrepublik ab und legen es im heimischen Anleihemarkt an. So hätten Investoren im vergangenen Jahren bereits 1,5 Billionen Dollar aus China abgezogen.

Die Vorgehensweise der chinesischen Zentralregierung vergleicht Müller mit der Zahnpflege. „Wenn Sie jedes Jahr zur zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung gehen, ist es keine große Sache“, sagt Müller. Waren Sie hingegen seit 20 Jahren nicht mehr beim Zahnarzt, könnte es hässlich werden. „Und China nimmt gerade auf dem Zahnarztstuhl Platz“.

5. USA: Rezessions-Wahrscheinlichkeit 100 Prozent

Auch in den USA sieht es laut Müller derzeit alles andere als rosig aus. „Die Industrie-Produktion fällt seit Monaten“, sagt er. Die Auslastung von Schiffscontainern sei desaströs: Es verließen so viele leere Container Los Angeles in Richtung Asien wie seit 2008 nicht mehr, sagt Müller und zitiert den Star-Investor Jim Rogers: „Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten liegt bei 100 Prozent“.

Chancen in China

Allerdings werde sein Horror-Szenario nur dann zutreffen, wenn sich die derzeitige Entwicklung linear fortsetzt, sagt Müller. Das müsse aber nicht sein, es könne auch ganz anders kommen. So sieht Müller beispielsweise große Chancen im Infrastruktur-Bereich Chinas. Die Chinesen bauen einen globalen Infrastruktur-Netz, eine Art neue Seidenstraße, die von dem Reich der Mitte bis nach Europa führt. Vor rund zwei Wochen sei der erste Zug aus China nach Frankreich gestartet, berichtet der Börsen-Experte. Das Projekt habe „unglaubliches Potenzial“.

Allzu optimistisch gibt sich Müller aber trotzdem nicht. „Im Fonds haben wir die Absicherung gegen fallende Märkte noch nicht aufgelöst“.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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