Das Investment: Geht dem Bullenmarkt die Puste aus?

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 20.02.2014. Der US-Aktienmarkt hat 2013 ein weiteres gutes Jahr zurückgelegt. Viele Anleger fragen sich jedoch, wie lange der Bullenmarkt noch dauern kann, ehe ihm die Luft ausgeht. Kurt Feuerman, Investmentchef des ACMBernstein Select US Equity Portfolios, glaubt an sein Durchhaltevermögen. Den kräftigen Kursgewinnen in 2013 stand eine Steigerung des Gewinns je Aktie um circa 6 Prozent gegenüber.

Somit hat sich das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) am US-Aktienmarkt, also der Betrag, den der Markt je Dollar Unternehmensgewinn im S&P 500 zahlt, deutlich erhöht. Aber wie viel Spielraum ist für einen weiteren Anstieg der KGVs und damit für weitere Kursgewinne vorhanden? Einige Anleger bezweifeln, dass sich erstere überhaupt weiter erhöhen werden.

Ihre Sorge scheint eher zu sein, dass sich die KGVs negativ entwickeln könnten, wenn die Zinssätze steigen. Anhänger dieser Auffassung verweisen auf die moderate Korrekturbewegung, die einsetzte, nachdem Ben Bernanke, ehemaliger Chef der US-Notenbank Fed, im Mai 2013 eine Drosselung der Anleihekäufe durch die Fed erwähnt hatte. Zinssensitive Sektoren – inklusive dem Wohnungsbau – bekamen die Folgen dieser Äußerungen besonders stark zu spüren.

Wir sind allerdings der Auffassung, dass diese Marktteilnehmer die eindrucksvollen neuen Börsenhöchststände übersehen, die in den letzten Monaten von 2013 vor dem Hintergrund steigender Zinssätze, besserer Konjunkturdaten und des tatsächlichen Tapering-Beginns erreicht wurden.

Auch wenn einige von einer „Blase” im Markt sprachen, betrug das durchschnittliche KGV im S&P 500 zum Jahresende circa das 16-fache. Dieser Wert ist zwar höher als vor zwei oder drei Jahren, bedeutet aber immer noch ein moderates Bewertungsniveau von Aktien. Außerdem ist er wesentlich niedriger als die Aktienhöchststände von 2000 und 2007.

Unserer Ansicht nach wird dem mächtigen US-Bullenmarkt die Kraft noch nicht ausgehen, wenn wie erwartet die Zinssätze allmählich steigen, und das Wirtschaftswachstum in Schwung kommt.

Was sind die Grundlagen für unseren positiven Ausblick?

1.    Relatives Bewertungsniveau von Aktien: Auch nach fünf aufeinanderfolgenden Jahren mit teils kräftigen Kursgewinnen sind Aktien im Vergleich zu Renten immer noch günstiger zu haben als im historischen Durchschnitt – selbst wenn man etwas höhere Zinssätze einrechnet.

2.    Nachfrage nach Aktien: Ausgehend von unserer Sicht der relativen Attraktivität von Aktien und aufgrund der Tatsache, dass viele institutionelle Investoren und Privatanleger in Aktien immer noch untergewichtet sind, gehen wir vorsichtig davon aus, dass die Aktienmärkte Zuflüsse verzeichnen werden. Viele Unternehmen kaufen außerdem in großem Stil eigene Aktien zurück und heizen so die Nachfrage weiter an.

3.     Vermögenslage und Schuldenabbau: Seit der Finanzkrise sind wir schon ein gutes Stück weiter gekommen: Die Nettovermögen der US-Haushalte und die freien Cashflows befinden sich auf Rekordhöhe. Die Verschuldung der Verbraucher hält sich in Grenzen, und die Kosten der Schuldenbedienung sind sehr niedrig. Das Bankensystem profitiert derzeit von moderaten Kreditkosten und verfügt über reichlich überschüssiges Kapital.

Eine Konjunkturbelebung ist für eine positive Entwicklung am Aktienmarkt nicht zwingend notwendig. Wir sehen aber tatsächlich eine solche Beschleunigung – und die könnte dem Aktienmarkt weiter Auftrieb geben.

Die Börsenturbulenzen zu Beginn dieses Jahres wurden durch die Besorgnis über die Fundamentaldaten der Schwellenländer und etwas schwächere Wirtschaftsdaten aus den USA ausgelöst.

Unserer Meinung nach mindern mögliche Probleme in den Schwellenländern nicht die Attraktivität von US-Aktien, und wir glauben nicht, dass der Trend in den USA auf eine Wachstumsverlangsamung hinweist.

Wir meinen, dass der zunehmende Konsum und der sich erholende Immobiliensektor zu den Triebfedern eines stärkeren Wachstums gehören werden.

Dies deutet auf Anlagechancen bei konjunktursensitiven Bereichen hin, insbesondere im Finanz- oder Industriesektor, sowie dem Sektor für langlebige Konsumgüter. Wir sind dagegen in eher defensiven Bereichen, wie dem Versorgungssektor und dem Sektor für Güter des täglichen Bedarfs, vorsichtiger.

Natürlich gibt es bestimmte Faktoren, die eine vorsichtigere Haltung zu Aktien nahelegen würden. Zum Beispiel könnte der Inflationsdruck zunehmen, auch wenn wir damit in der näheren Zukunft nicht rechnen.

Des Weiteren scheint sich die Situation des US-Bundeshaushalts in den nächsten Jahren zwar zu verbessern, aber der Schuldenberg bewegt sich immer noch auf 18 Billionen US-Dollar zu und langfristige strukturelle Probleme sind bislang ungelöst.

Außerdem könnten die Zinsen schneller als erwartet steigen, und so Schwung aus dem Aktienmarkt nehmen. Aber auch wenn man diese potenziellen Risiken ohne Frage im Auge behalten sollte, geht unsere Gesamteinschätzung dahin, dass sich der Bullenmarkt noch eine ganze Weile fortsetzen könnte.

Von: Kurt Feuerman

Quelle: DAS INVESTMENT.

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