Zwar wurden in der vergangenen Woche auch asiatische Aktien nicht von der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, verschont. Letztlich bleiben jedoch andere Faktoren Dreh- und Angelpunkt für diese Kategorie, wie die Ergebnisse des jüngsten Crashtests zeigen.
Chinesische Unternehmen machen bereits ein Viertel des MSCI Emerging Markets Index aus. Diese Quote hätte noch einmal deutlich steigen können, Richtung 40 Prozent. Doch daraus wird vorerst nichts: MSCI hat sich Mitte Juni entschlossen, weiter keine an den Festlandsbörsen notierten A-Aktien in seine großen Indizes aufzunehmen.
Grafik Crashtest Asiatische Aktienfonds
In den meisten asiatischen Aktienfonds spielen diese Aktien auch keine zentrale Rolle – kaufen doch viele Fondsmanager über den Markt in Hongkong. Dieser ist nicht nur besser zugänglich, sondern auch weniger volatil als der zum Teil durch staatliche oder andere Anreize getriebene Festlandsmarkt. Mit der schrittweisen Öffnung, auch durch das Shanghai-Hongkong-Stock-Connect-System, wächst ihre Bedeutung jedoch langsam in den Portfolios.
Bei den drei Siegern des jüngsten Crashtests für asiatische Aktienfonds spielen chinesische Titel allerdings sowieso nicht die Hauptrolle. Hier dominieren schon seit einiger Zeit indische Titel. Durchgesetzt gegen 134 Mitbewerber haben sich – wieder einmal – drei First-State-Fonds, die vom schottischen Stewart-Investors-Team gemanagt werden.
Die beiden erstplatzierten Fonds, der Stewart Investors Asia Pacific Sustainability und der Stewart Investors Asia Pacific, unterliegen allerdings einem Soft-Closing. Deshalb wurden sie bei den folgenden Fondsporträts nicht berücksichtigt. Soft-Closing heißt in diesem Fall, dass die Fonds keine neuen Gelder wollen und daher bei allen Käufen ausnahmslos der volle Ausgabeaufschlag fällig wird. Der dritte und mit über 10 Milliarden Euro größte Fonds des Trios, der Stewart Investors Asia Pacific Leaders, ist dagegen weiter offen.
Auch im Performance-Bereich liegt das Trio vorn. Genauer angeschaut haben wir uns daher den Fidelity Asian Aggressive Fund, der sich hier ebenso wie in der Gesamtwertung mit einem sehr konzentrierten Portfolio den vierten Platz sicherte.
Im Stresstest setzte sich – wie auch schon im vorangegangenen Crashtest dieser Fondskategorie – der DJE Asia High Dividend durch. Der Fonds der Münchner Dr.-Jens-Ehrhardt-Gruppe setzt nicht nur auf dividendenstarke, defensive Titel, sondern kann das Risiko auch über die Cash-Quote steuern.
Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt
Der Dritte im Gesamtklassement: Stewart Investors Asia Pacific Leaders
Zum Stichtag 1. Juli 2016 hat der Schotte David Gait diesen Fonds endgültig übernommen. Seit Mitte 2015 war er bereits Co-Manager an der Seite seines Landsmanns Angus Tulloch, der sich jetzt nach 13 Jahren aus dem Management des Fonds zurückgezogen hat. Stattdessen hat Gait künftig Unterstützung von Sashi Reddy. Alle drei gehören dem Stewart-Investors-Team an, das weitgehend in Edinburgh ansässig ist und recht unabhängig innerhalb der First-State-Gruppe diverse Fonds managt.
Im Fokus des Fonds stehen große Unternehmen mit mindestens einer Milliarde Dollar Marktkapitalisierung, die in der Praxis aber deutlich höher ist. Schließlich ist der Fonds mittlerweile über 20 Milliarden Euro schwer und konzentriert sich dennoch auf 30 bis 60 Unternehmen. Anlagegebiet ist der asiatisch-pazifische Raum ohne Japan. Der Anlagestil von Stewart Investors ist langfristig. Auf der Einkaufsliste stehen qualitativ hochwertige Unternehmen mit soliden Wachstumsaussichten und einem guten Management, die zu einem angemessenen Preis zu haben sind.
Wie schon zu Jahresanfang führt die Bottom-up-Auswahl der Manager dazu, dass indische Aktien mit gut 25 Prozent den größten Anteil am Portfolio haben und gegenüber der Benchmark deutlich übergewichtet sind. So zählen zum Beispiel Tata Consultancy und Kotak Mahindra Bank zu den Top-Ten-Positionen. Bei den Sektoren dominieren IT-Werte, die knapp ein Viertel des Portfolios ausmachen, gefolgt von Finanzwerten. Größter Einzelwert ist allerdings mit knapp 7 Prozent der australische Logistik-Dienstleister Brambles, der weltweit Paletten, Kisten und Container verleiht und managt.
Der Performance-Vierte: Fidelity Asian Aggressive
Fondsmanager Anthony Srom, der seit Juni 2014 für den Fonds verantwortlich ist, verfolgt einen High-Conviction-Ansatz und konzentriert sich demzufolge auf wenige Titel, von denen er wirklich überzeugt ist. Insgesamt sind nicht mehr als 25 bis 35 Aktien im Fonds. Das Risiko soll sich durch das konzentrierte Portfolio nicht erhöhen. Beim Portfolioaufbau achtet Srom daher auf die Korrelationen der einzelnen Aktien zueinander. Die Investitionen erfolgen losgelöst von Indexvorgaben, der Active Share liegt bei über 90 Prozent.
Im Crashtest punktete der Fonds vor allem im Performance-Bereich, wo er hinter den drei Stewart-Investors-Fonds den vierten Platz belegt. In der Ein-Jahres-Performance ist er ungeschlagen und gehört zu jenen zwei Fonds, die überhaupt ein Plus erzielt haben.
Bei der Suche nach neuen Ideen kann Srom auf Fidelitys großes Research-Netzwerk in Asien zurückgreifen. Neben der Fundamentalanalyse schaut er auf die Marktstimmung und nimmt hier gerne eine antizyklische Haltung ein. Er mag Aktien, die der Markt nicht mag. Drittens muss die Bewertung stimmen. Chancen, ins Portfolio zu kommen, hat eine Aktie in der Regel nur, wenn sie bessere Erträge verspricht als eine der Bestandsaktien.
Srom investiert im asiatisch-pazifischen Raum, aber nicht in Japan. Er kann auch A- und B-Aktien an den chinesischen Festlandsbörsen kaufen. Australische Aktien machen zurzeit rund 22 Prozent des Portfolios aus. Das Land ist zum Beispiel mit TPG Telecom, Fairfax Media und Macquarie Atlas Roads im Fonds vertreten. Aktien aus Hongkong und China kommen auf einen Anteil von fast 40 Prozent.
Größter Einzelwert ist mit 8 Prozent der chinesische Spirituosen-Hersteller Kweichow Moutai. Finanzen und Industrie sind mit je rund 20 Prozent die größten Sektoren im Fonds, dabei ist der Finanzsektor deutlich schwächer und der Industriesektor deutlich stärker im Index vertreten.
Der Stresstest-Sieger: DJE Asia High Dividend
Anlageberater Jan Ehrhardt investiert in Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite, bei denen zu erwarten ist, dass die Dividende einen hohen und zuverlässigen Anteil an der Gesamtperformance ausmacht. Zudem sollten die Unternehmen mit gesunden, defensiven Bilanzen und guten Geschäftsaussichten überzeugen. Er konzentriert sich auf den asiatisch-pazifischen Raum inklusive Japan, das einen Anteil von rund 11 Prozent am Fondsvermögen hat.
Das gute Abschneiden im Stresstest ist nicht nur der konservativen Aktienauswahl, sondern auch dem aktiv gemanagten Baranteil zu verdanken. „Wir sind mit einer Cashquote von knapp 17 Prozent ins Jahr gestartet. Im Lauf des Halbjahres haben wir Einstiegschancen bei ausgewählten Unternehmen genutzt und den Anteil auf rund 6 Prozent reduziert“, erklärt Ehrhardt.
Zum Beispiel hat er die Position bei Champion Real Estate aus Hongkong aufgestockt: „Der Immobilienkonzern überzeugt derzeit durch eine sehr günstige Substanzbewertung, eine gute Perspektive bei der Gewinnentwicklung dank deutlich reduzierter Leerstands-Quote und durch eine attraktive Dividendenrendite.“
Weitere neue Werte im Portfolio sind der günstig bewertete Telekommunikationskonzern China Mobile, der ebenfalls attraktiv bewertete chinesische Chemiewert Kingboard Laminates und der Hotel- und Casinobetreiber Sands China, bei dem Ehrhardt gute Chancen auf besseres Wachstum ab dem zweiten Halbjahr 2016 erwartet. Insgesamt hat er Immobilien- und Versorgeraktien übergewichtet. Banken und andere Finanztitel sind hingegen deutlich untergewichtet. Sein größter Einzeltitel ist der Hotel- und Immobilienkonzern Great Eagle aus Hongkong, der im ersten Halbjahr seinen Beitrag zur recht deutlichen Outperformance der Benchmark geleistet hat.
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Von: Sabine Groth
Quelle: Das Investment