Das Investment: Anleihen-Crash: „Wir mischen Anleihen in Fremdwährung bei“

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 SJB | Korschenbroich, 03.07.2015. Deutscher Anleihemarkt in Aufruhr: Die Zinsen schnellen in die Höhe, die Kurse fallen so schnell wie selten. Ist das schon die Zinswende? Und was bedeutet das für Rentenfonds? Wir haben Andreas Marnett, Leiter Fondsresearch bei Sal. Oppenheim, gefragt.

Auf dem deutschen Anleihemarkt findet zurzeit der größte Preisverfall seit Jahrzehnten statt. 10-jährige Bundesanleihen haben in den vergangenen zehn Wochen etwa 10 Prozent an Wert verloren.

Was das für Rentenfonds bedeutet, haben wir bereits ausführlich analysiert (In 5 interaktiven Grafiken: Anleihen-Crash – welche Rentenfonds am stärksten fallen). Zudem haben wir die 18 Rentenfonds herausgefiltert, die in diesem Zeitraum mehr als 10 Prozent verloren haben. Im Folgenden gibt Andreas Marnett, Leiter Fondsresearch bei Sal. Oppenheim, Antworten auf fünf akute Fragen.

DAS INVESTMENT: Euro-Zinsen auf Rekordtiefs und Vorboten einer Zinswende: Wie sehen Rentenfonds aus, die Sie zurzeit niemals ins Portfolio nehmen würden?

Andreas Marnett: Wir schauen uns generell Fonds an, die zu unserer aktuellen Einschätzung der Märkte passen. Daher ist eine klare und für uns nachvollziehbare Strategie des Fondsmanagers unerlässlich. Da wir unsere Anlagestrategie jeden Monat taktisch ändern können, setzen wir in der Regel Bausteinkonzepte in den Portfolios ein. Daher finden im Long-only-Bereich in unseren Vermögensverwaltungs-Mandaten sogenannte All-Wetter-Fonds mit maximalen Freiheiten tendenziell keine Berücksichtigung.

Auf welcher Einschätzung hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Anleihemärkte basiert Ihre derzeitige Fondsauswahl?

Unsere derzeitige Einschätzung: Stabile Nachfrage nach Staatsanleihen durch die EZB, rückläufige Inflation, leicht ansteigende Konjunktur, schwacher Euro sowie eine Einengung der Emerging Markets-Spreads. Daher finden sich derzeit beispielweise Fonds mit Fremdwährungsanleihen & Emerging Market Hardcurrency im Portfolio wieder.

Und Andersherum: Welche Rentenfonds kommen für Sie auf Sicht der kommenden 1 bis 2 Jahre in Frage?

Zu nennen wären hier aus unserer Sicht aktuell Fonds mit Fokus auf die Peripherie, Kurzläufer wie US High Yield Short Duration, Inflation linked Bond Fonds, Fonds mit Fremdwährungsanleihen sowie Emerging Market Hardcurrency. Das kann sich allerdings im Zeitablauf ändern.
Im Absolute Return Segment bevorzugen wir marktneutrale und konservative Rentenfonds (sogenannte Credit Long/Short Produkte), die unabhängig von den Rentenmärkten in nahezu allen Phasen ein positives Ergebnis erzielen.

Was ist ihre Einschätzung: Wie flexibel sind die Manager klassischer Rentenfonds? Inwieweit können sie ihre Portfolios im Rahmen ihrer Anlagerichtlinien wetterfest machen? Und wie stark nutzen die Manager ihre Freiheiten?

Eine Vielzahl von den klassischen Rentenfonds sind Benchmark-Konzepte. Das heißt die Produkte orientieren sich an einem Index und bewegen sich in der Regel innerhalb ihrer Anlagerichtlinien und Handlungsspielräume. Diese Fonds sind per Definition und Verkaufsprospekt per se etwas limitiert in ihren Möglichkeiten, sich „wetterfest“ zu machen.

Daher können sie oftmals keine hohen Abweichungsrisiken gegenüber der Benchmark eingehen. Innerhalb des Rahmens nutzen aktive Fondsmanager die ihnen gegebenen Möglichkeiten aus und versuchen eine Mehrrendite gegenüber dem Index zu erzielen, indem sie bewusst unter anderem außerhalb des Indexuniversums beispielsweise durch Beimischung von Fremdwährungsanleihen, Unternehmensanleihen oder Anleihen aus dem Subinvestmentgrades-Bereich anlegen.

Eine weitere Alternative wäre die Duration des Fonds aktiv zu steuern, um sich gegen unerwartete Zinsbewegungen zu schützen. Das geschieht allerdings im relativen Vergleich zum Index und schützt nicht vor absoluten Verlusten.
Andere Konzepte wie beispielsweise Total Return Fonds nennen oftmals keine explizite Benchmark und bewegen sich völlig frei hinsichtlich Laufzeiten-, Durationsmanagement oder mischen Unternehmens- oder Fremdwährungsanleihen oder anderen Instrumente bei.

Wie bereits gesagt, verwenden wir in unseren Portfolios keine Allwetterfonds oder Mischfondskonzepte im Rentenbereich, da diese Produkte möglicherweise unsere hauseigene Anlagestrategie konterkarieren könnten.

Würden Sie aus Rendite-Risiko-Gründen auf Rentenfonds mit Fremdwährungen ausweichen? Welche sind das und warum?

Wir mischen in der Vermögensverwaltung aus Diversifikationsgründen explizit Anleihen in Fremdwährungen bei. Dies lässt sich sehr elegant über eine Fondslösung (hauseigener Fonds: SOP Non-Euro Qualitätsanleihen) umsetzen. Hier können, für eine komplexe Vermögensverwaltung sehr effizient und schnell, aktive Währungsentscheidungen in einem Fondskonzept umgesetzt werden. Weiterhin setzen wir monatlich Geldmarkt-ETFs in bestimmten Märkten wie derzeit USD und Sterling ein, um auch hier schnell und effektiv Währungsbewegungen umzusetzen.

Von: Oliver Alegiani

Quelle: DAS INVESTMENT.

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