Von Öl-Titeln bis hin zu ökologischen Investments: Welche Geldanlage sich angesichts historisch niedriger Ölpreise lohnen, erklären sechs von DAS INVESTMENT.com befragte Vermögensverwalter. Wie sollen Anleger auf den sinkenden Ölpreis reagieren? Welche Papiere gehören aus, welche ins Depot? Sechs Vermögensverwalter beantworten diese Fragen.
Uwe Zimmer, Vorstand der Meridio Vermögensverwaltung in Köln:
„Ab 25 US-Dollar/Barrel kann man Ölunternehmen kaufen. Am besten direkt mehrere über einen ETF. Verkaufen muss man jetzt nichts mehr, wenn man Energietitel hat. Die Spekulanten und Hedgefonds können jeden Tag ihre Meinung ändern.“
Frank Wieser, Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf:
„Am besten meidet man für längere Zeit den gesamten Ölsektor. Unternehmen, die allerdings Vorprodukte auf Rohölbasis beziehen wie die chemische Industrie und Konsumpapiere sind die großen Gewinner. Der Verbraucher hat immerhin deutlich mehr in der Tasche und gibt mangels Alternativen derzeit das Geld gerne aus.“
Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung beim Freiburger Vermögensmanagement:
„Momentan sorgt der niedrige Ölpreis für mehr Geld in den Taschen der Verbraucher und Konsumwerte gehören ins Depot. Insbesondere bei der Zulieferindustrie der Ölbranche, da jetzt weniger Geld für Investitionen da ist, kann es auch zu Kreditausfällen kommen. Anleihen solcher Unternehmen sind jetzt riskant. Langfristig kann es aber eine rentable Idee sein, antizyklisch zu investieren und jetzt Aktien gut aufgestellter Ölwerte zu kaufen – etwa Total.“
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter der I.C.M. Independet Capital Management Vermögensberatung Mannheim:
„Der Anleger sollte sich von Hochzinsfonds trennen, die in Frackingunternehmen investiert haben. Wenn er Zertifikate auf fallenden Ölpreis erworben hat, sollte er über Gewinnmitnahmen nachdenken. Der risikobewusste Anleger könnte sogar erste Käufe klassischer Ölaktien ins Auge fassen. Aus Währungsgesichtspunkten denke ich zunächst an Royal Dutch und Total, die zudem noch eine weit überdurchschnittliche Dividende ausweisen. Allerdings sollten hier Dividendenkürzungen einkalkuliert werden.“
Andreas Görler, Weatlhmanager bei Wellinvest -Pruschke & Kalm in Berlin:
„Wenn man sich die die Entwicklung von Rohstoffpreisen und die dazugehörigen Charts mit den vorhandenen Mehrjahrestiefs ansieht, erscheint ein Einstieg verlockend. Hier kann man mit ETF-Lösungen relativ direkt auf den Ölpreis spekulieren. Analog dazu haben sich die Aktien von großen Unternehmen aus der Ölbranche, beispielsweise Statoil, teilweise mehr als halbiert. Rohstoffinvestments bleiben trotz neuer Chancen risikoreich. Zur Jahrtausendwende lag der Ölpreis schon einmal bei unter 10 US-Dollar. Ursprünglich wurden Rohstoffe Portfolios beigemischt, weil keine starke Korrelation zwischen den klassischen Anlagekategorien Aktien oder Anleihen bestand. Seitdem man daraus eine echte Anlageklasse gemacht hat und entsprechend viele Wertpapiere auf dem Markt sind mit denen jeder in Rohstoffe investieren kann, ist dieser Effekt nicht mehr vorhanden. Anleger sollten daher prüfen, ob sie gleich in ökologische und nachhaltige Anlagen investieren. In den letzten Jahren haben Fondsgesellschaften hier knapp 400 Produkte auf den Markt gebracht.“
Uwe Eilers, Vorstand von Geneon Vermögensmanagement in Königstein:
„Fast alle Aktiengesellschaften, die ihr Geld mit der Ölförderung ihr Geld verdienen, haben massiv an Wert verloren. Diejenigen, die wie ich, darauf setzen, dass die Förderländer sich auf eine Drosselung der Förderung verständigen werden, können in diese Werte oder in entsprechende Rohstofffonds antizyklisch investieren“.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.