Das Investment: So wurde das Angstbarometer Vix angeblich manipuliert

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Ein Brief sorgt in der Aktienwelt für Wirbel. Die Fieberkurve des Marktes, der Volatilitätsindex Vix, ist angeblich manipuliert. Nur wie sollte das eigentlich gehen? Und warum ist der Vix so wichtig? Hier sind Antworten.Eigentlich soll der CBOE Volatility Index (Vix) anzeigen, mit welchen Kursschwankungen Marktteilnehmer rechnen. Und zwar beim US-amerikanischen Leitindex S&P 500 für die kommenden 30 Tage. Doch nun ist der Verdacht entstanden, dass der Vix seine Arbeit nicht so präzise und fair erledigt, wie er sollte.Der Washingtoner Jurist Jason Zuckerman behauptet in einem Brief an die Börsenaufsicht, dass der Vix manipuliert sei.

Dabei beruft er sich auf seinen Klienten, einen Insider mit „hochrangigen Positionen in einigen der größten Investmentfirmen der Welt“. In dem Brief heißt es: „Die Marktmanipulation führte zu Gewinnen in Milliardenhöhe, die unmoralische elektronische Market Maker institutionellen und privaten Anlegern wegnahmen und einkassierten.“ Das Schreiben ging an die Börsenaufsicht SEC und die Commodity Futures Trading Commission, die die Options- und Futures-Märkte in den USA überwacht, mit der Aufforderung zu ermitteln und zu handeln.

Nicht die echte Vola zählt, sondern die erwartete

Um die Manipulationstechnik zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie der Vix entsteht. Der Preis für eine Option, also ein Termingeschäft, richtet sich immer zu einem großen Teil danach, wie stark der zugrunde gelegte Wert während der Laufzeit voraussichtlich schwankt. Rechnet der Optionshändler mit starken Kursschwankungen (Volatilität), steigt der Preis für die Option und umgekehrt. Diese in Optionen eingepreiste Volatilität heißt auch „implizite Volatilität“.

In den Vix fließt die implizite Volatilität für Optionen auf den S&P 500 für die kommenden 30 Tage ein. Er zeigt also, mit welchen Turbulenzen Marktteilnehmer in naher Zukunft rechnen – oder eben nicht rechnen. Verantwortlich ist die Optionsbörse Cboe in Chicago.

In seinem Schreiben behauptet Zuckerman, dass Optionshändler über spezielle Algorithmen Preise für Optionen auf den S&P 500 stellten, ohne dass die Optionen jemals gehandelt wurden. Einfach nur durch Angebot und Nachfrage. Damit konnten sie die implizite Vola in bestimmte Richtungen lenken. Übrigens stellten Forscher angeblich schon vor fast einem Jahr fest, dass sich Vix-relevante Optionen gern mal auffällig verhalten.

Einem normalen, geduldigen Aktienanleger kann das alles herzlich egal sein. Allerdings gilt der Vix als wichtiges Instrument, um sich vor Markteinschlägen zu schützen. Andere Anleger versuchen Gewinne zu erzielen, indem sie gezielt mit Volatilität handeln, also auch mit Derivaten auf den Vix. Denn wenn es an der Börse kracht, schnellt die Vola in die Höhe, und daran kann man verdienen. So geschehen Anfang Februar, als sich der Vix in ein paar Tagen vervielfachte. Wer über Futures oder Optionen auf einen steigenden Vix gesetzt hatte, konnte so Verluste am normalen Aktienmarkt zum Teil ausgleichen. Allerdings verloren Anleger, die über Short-ETFs auf einen (noch weiter) fallenden Vix gesetzt hatten, eine Menge Geld. Zu viel Geld? Das ist noch unklar. Immerhin musste die Credit Suisse einen Indexfonds (ETF) schließen, der voll mit Vix-Futures war.

Außerdem behauptet der Insider, dass der manipulierte Vix Fehlsignale auslöste und damit den Börsenkrach in den vergangenen Wochen mitverursachte. In der Tat wird der Vix auch „Angstbarometer“ genannt. Und wenn das zu stark ausschlägt, könnten Investoren verschreckt und über Domino-Effekte und Automatismen zu weiteren Verkäufen gezwungen werden. Ob das nun sinnvoll ist oder nicht.

Cboe zweifelt Wahrheit an

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, hat sich die Cboe schon geäußert. „Der Brief ist voll mit ungenauen Angaben, irrigen Meinungen und Faktenfehlern, inklusive einem grundsätzlichen Missverständnis darüber, wie Vix, Vix-Futures und Volatilitäts-ETFs zusammenhängen. Angesichts dieser Fehler halten wir die in diesem Brief enthaltenen Schlussfolgerungen für unglaubwürdig“, zitiert Bloomberg die Börse.

Von: Andreas Harms
Quelle: Das Investment

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