Das Investment: Aberdeen-Starmanager über seine Asien-Favoriten: „Chinas Kursrally ist von Spekulationen getrieben“

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 SJB | Korschenbroich, 11.06.2015. Hugh Young ist kein China-Fan. Der Leiter für asiatische Aktien bei Aberdeen Asset Management und Manager des Aberdeen Asia Pacific Equity erklärt, warum er viel lieber in Indien investiert, dort aktuell aber auch Gewinne mitnimmt.

DER FONDS: Sie haben begonnen, indische Aktien zu verkaufen. Haben Sie den Glauben an Premierminister Narendra Modi verloren?

Hugh Young: Indische Aktien sind super gelaufen. Deshalb wurde es schwieriger, die Kurse auf dem bestehenden Niveau zu rechtfertigen – außer wenn es Verbesserungen bei den Unternehmensgewinnen gab. Ein wichtiger Teil unseres Anlageprozesses ist es, gute Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen. Daher nehmen wir regelmäßig aus sehr stark gelaufenen Aktien Gewinne mit, um sie in andere Unternehmen zu investieren, die zu Unrecht vernachlässigt werden. Die Verkäufe bedeuten aber nicht, dass wir unser Exposure in Indien reduzieren.

Ihr Ausblick für das Land bleibt also positiv?

Zwar kommen die Reformen nicht ganz so schnell voran, wie es sich einige gewünscht haben. Die Wirtschaft ist aber in viel besserer Form und das langfristige Potenzial des Markts ist nach wie vor intakt. Wir waren bereits große Fans von indischen Unternehmen, bevor es Mode wurde, und wir sind immer noch Fans. Als langfristige Investoren denken wir, dass ein Jahr – solange ist Modi nun Premierminister – zu kurz ist, um seine Leistung zu beurteilen.

Wo sehen Sie in Indien noch interessante Anlagemöglichkeiten?

Auch wenn Indien zurzeit mit einem Leistungsbilanzdefizit, einer erdrückenden Bürokratie und einer schlechten Infrastruktur zu kämpfen hat, so zählen doch einige Unternehmen zu den besten der Region in Sachen Eigenkapitalrendite und Gewinnwachstum. Wir halten Aktien von Unternehmen wie Infosys Technologies, Hero Moto Corp und ICICI Bank – einfach weil es sehr gute Unternehmen sind. Die besseren indischen Gesellschaften arbeiten hart im Interesse ihrer Aktionäre. Das würden wir uns von mehr Unternehmen in Asien wünschen.

Auch chinesische Aktien sind wieder im Fokus der Investoren, und ihre Kurse sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.

Die treibenden Kräfte hinter dieser Rally waren chinesische Privatinvestoren. Ihre Erwartung, dass Regierung und Notenbank weitere stimulierende Maßnahmen für eine weiche Landung der Wirtschaft verkünden, hat geholfen, die Aktienkurse auf die höchsten Stände seit Jahren zu drücken.

Gibt es noch Potenzial nach oben?

Es ist kaum vorhersagbar, wie es kurzfristig weitergeht, da die Kurse spekulationsgetrieben sind und nicht die fundamentalen Daten widerspiegeln. Die jüngsten Unternehmensergebnisse zum Beispiel deuten ein nachlassendes Wachstum an. Solange die Anlegerstimmung jedoch nicht kippt, sind weitere Gewinne möglich. Allerdings kann das Geld, das in chinesische Aktien geströmt ist, beim ersten Schock auch schnell wieder abgezogen werden.

Chinesische Unternehmen interessieren Sie also nicht?

Uns interessieren keine kurzfristigen Handelschancen. Chinas Bemühungen, die Wirtschaft neu auszurichten, werden aber letztlich Unternehmen hervorbringen, die effizienter, kompetitiver und besser auf das heimische Konsumverhalten eingestellt sind. Solche Unternehmen würden uns durchaus interessieren.

In welchen Ländern sehen Sie schon jetzt bessere Chancen?

Indonesien ist interessant. Wie in Indien ist die Regierung dort pro Reform und pro Wirtschaft eingestellt. Allerdings hat Präsident Joko Widodo nicht so viel politische Macht wie Modi in Indien. Indonesien hat zwar bereits beachtliche Erfolge erzielt, zum Beispiel wurden die meisten Treibstoff-Subventionen gestrichen und somit wurden Gelder für den Ausbau der Infrastruktur frei. Der starke Verfall der globalen Rohstoffpreise trifft Indonesien als Exporteur von Bodenschätzen jedoch hart.

Was sich am Leitindex IDX Composite durchaus ablesen lässt.

Richtig, aber auf dem aktuellen Niveau sehen wir neue Gelegenheiten, um unsere Beteiligungen in günstig bewerteten Unternehmen guter Qualität aufzustocken. Wir rechnen zudem damit, dass das Vertrauen der Anleger im späteren Jahresverlauf zurückkehren wird, da die Dynamik bei den Infrastrukturausgaben zunimmt.

Was sind die größten Risiken für asiatische Aktien 2015 und 2016?

Asien steht vor einigen Herausforderungen. Die größte ist Chinas abflauende Wirtschaft. Die Gefahr einer Kreditkrise bleibt bestehen. Wir glauben aber, dass die Regierung über genügend Mittel verfügt, um eine systemische Krise in den Finanzmärkten abzumildern. In Indien und Indonesien ist das Tempo der Reformen ermutigend, allerdings könnten Investoren schnell verärgert sein, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. In Thailand ist nach dem Militärputsch im vergangenen Jahr wieder Stabilität eingekehrt, das Kriegsrecht wurde aufgehoben. Der frühere Premierminister Thaksin Shinawatra hat jedoch immer noch glühende Anhänger, und jede Panne der Militärmachthaber könnte wieder politische Unruhen entfachen.

Und wo liegen die Chancen?

Asiatische Unternehmen sollten von der wirtschaftlichen Erholung in den USA profitieren. Das gilt vor allem für exportorientierte Unternehmen. Zuhause kommen den asiatischen Verbrauchern und Unternehmen die günstigen Ölpreise zugute. Wir erwarten in dem zurzeit herausfordernden Umfeld ein Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich für 2015. Trotz der höheren privaten Verschuldung ist Asiens langfristige Story intakt, gestützt durch zunehmenden Wohlstand, eine junge Bevölkerung und steigende Nachfrage nach Wohnraum, Konsumgütern, Transport und Finanzdienstleistungen.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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