FondsPerle: Managersichten Greiff „Special Situations“ Fund (WKN A0F699) Oktober 2018

Dirk Sammüller, FondsManager des Greiff „Special Situations“ Fund

Im Oktober 2018, einem der schlechtesten Börsenmonate der letzten 10 Jahre, musste notgedrungen auch der Greiff ‚Special Situations‘ Fund eine negative Wertentwicklung verkraften. Der globale Handelsstreit, die nicht Maastricht-konformen Haushaltspläne der italienischen Regierung sowie die Angst vor einem unkontrollierten Brexit drückten massiv auf die Stimmung der Investoren. Mit -2,60 Prozent auf Eurobasis konnte der Fonds für Firmen in besonderen Situationen ein vergleichsweise moderates Minus verzeichnen. Dirk Sammüller, FondsManager des Greiff „Special Situations“ Fund (WKN A0F699, ISIN LU0228348941) berichtet in seinem aktuellen Monatsreport für Oktober, welche wichtigen Marktereignisse es im betreffenden Sektor gab. SJB FondsInvestoren erfahren hier alles Wissenswerte zu Performance und Marktausblick direkt von dem Greiff-Marktexperten.

Ein Blick auf die nackten Performancezahlen der marktbreiten Indizes DAX (-6,53%), S&P-500 (-6,84%) und NIKKEI 225 (-9,12%) sagt mehr als tausend Worte (alle Performancedaten für den Berichtszeitraum 28.09.2018 – 31.10.2018). Einer der schlechtesten Börsenmonate der letzten 10 Jahre liegt hinter uns! Handelsstreit, Italien, Brexit sowie eine straffere Geldpolitik der Notenbanken sind zwar schon seit Monaten Dauerthemen, fanden aber immer nur temporäre Beachtung. Nun aber hat das Bild einer robusten Weltkonjunktur erste Risse bekommen, wichtige Sektoren wie die Halbleiterindustrie oder der Automobilsektor haben in den letzten Wochen mit Gewinnwarnungen und verhaltenem Ausblick die Sorgenfalten der Börsianer immer größer werden lassen. Crashartige und irrationale Kursverläufe prägten vielfach das Tagesgeschehen am Handelstisch. Auch der GREIFF special situations Fund hatte unter den Kursturbulenzen zu leiden und verbuchte im Berichtszeitraum (28.09.2018 – 31.10.2018) ein Minus von 2,60% (R-Tranche) bzw. 2,52% (I-Tranche).

Dennoch gab es aus Sicht des Portfoliomanagements auch Positives zu berichten. „Ende gut, alles gut“, so könnte man den Fall Linde/Praxair zusammenfassen. Die erforderlichen Freigaben der Wettbewerbshüter (China, USA und EU) für den Merger zum weltgrößten Industriegase-Konzern wurden alle noch rechtzeitig vor Ablauf der Fristen erteilt. Zugleich hat der beauftragte externe Bewertungsgutachter den Betrag für eine angemessene Barabfindung bei einem verschmelzungsrechtlichen Squeeze Out auf 188,24 EUR je Linde-Aktie berechnet. Hier kam dem Fondsmanager das miserable Börsenumfeld zupass und es wurde eine größere Position in der „alten“ Linde gekauft. Die Chancen auf eine Erhöhung des Abfindungspreises im Spruchstellenverfahren schätzten wir als gut und attraktiv ein, umso mehr da es die Option mehr oder weniger „umsonst“, sprich ohne nennenswerte Prämie zu kaufen gab.

Hinter den Kulissen geht der Kampf um Uniper in die nächste Runde, da sich Spekulationen um ein abermaliges Übernahmeangebot des finnischen Großaktionärs Fortum verdichten. In der gegenwärtigen Konstellation mit einem Anteil von ca. 47% haben die Finnen nicht die volle Kontrolle über den Kraftwerksbetreiber. Bei einem Überschreiten der 50%-Hürde würde Fortum jedoch gegen die Auflagen der Regulierungsbehörde verstoßen, die ein Asset in Russland verbieten. Als Bedingung der Aktienanteilsaufstockung müsste demnach Unipers Wasseraufbereitungswerk im westsibirischen Surgut veräußert werden. Spannend bleibt der Fall in jeder Hinsicht, da auch der Aktivist Eliott den Anteil inzwischen auf ca. 10% aufgestockt hat. Kursschwächen wurden in den letzten Monaten immer wieder für Zukäufe genutzt. Vor dem Hintergrund neuerlicher Zukäufe des Großaktionärs zählte Uniper zu den relativ stabilen Aktien im Segment der Special Situations.

Die Nidda Healthcare, Großaktionär der Stada Arzneimittel, möchte das Bad Vilbeler Unternehmen von der Börse nehmen und hat dazu ein Delisting-Erwerbsangebot an alle Aktionäre unterbreitet. Das Pflichtangebot über 81,83 EUR entspricht dem durchschnittlichen gewichteten Börsenkurs der letzten sechs Monate und bedeutet, bezogen auf den Angebotspreis zum Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (74,40 EUR), eine Prämie von ca. 10%. Da der Hedgefonds Eliott dem Verkauf seines 12%-igen Anteils bereits im Vorfeld zugestimmt hat, wuchs der Anteil an Stada auf rund 77%. Die nächsten Wochen werden uns einige wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf Stada bringen. Werden wir nach dem Delisting weiterhin eine Börsennotiz haben, wie hoch wird die Annahmequote sein und reicht es möglicherweise gar für einen Squeeze Out?

Die Aktie zählt aus bekannten Gründen zu den Kernpositionen des GREIFF special situations Fund. Bis zum Ende der Angebotsfrist wird sich das Portfoliomanagement-Team entscheiden, wie der Anteil an Stada sowohl unter taktischen als auch strategischen Aspekten disponiert wird.  Wie irrational die Verhaltensweise der Marktteilnehmer sich im Oktober 2018 dargestellt hat, zeigt das Beispiel Data Modul. Der in München beheimatete Anbieter für innovative Displaylösungen konnte mit sehr erfreulichen Vorabzahlen für das dritte Quartal 2018 aufwarten. Umsatz, EBIT und Auftragseingang konnten gegenüber dem Vorjahresquartal im zweistelligen Bereich gesteigert werden. Die Zahlen wurden im Tagesverlauf zuerst mit einem satten Kursplus von ca. 5% honoriert, bevor die Aktie am Tagesende mit einem Kursverlust von ca. 1% aus dem Handel ging. Solche Kursbewegungen waren an der Tagesordnung und wurden unter bestimmten Bedingungen – unter anderem dass die Quartalszahlen die Erwartungen mindestens getroffen haben und am Ausblick festgehalten wurde – auch für Zukäufe genutzt.

Das Jahr 2018 bleibt, wie erwartet, ein schwieriges Börsenjahr. Mit dem Blick auf die letzten Wochen könnte sich aber nunmehr eine Korrektur auf Gesamtportfolioebene zu Ende neigen! Der Baustein SAFETY (BuG) hat deutlich an Stabilität zurückgewonnen. Die Marktbereinigungsprozess durch Fondschließungen, Fondsmanager-, bzw. Strategiewechsel, der uns im Frühling und bis Ende September beschäftigt hat, scheint abgeschlossen. Im zweiten großen Baustein SPECIAL SITUATIONS, dem Sammelbecken für potenzielle Strukturmaßnahmen, kam es seit Mai/Juni 2018 zu teils heftigen Kurskorrekturen, die im Oktober ihren (vorläufigen?) Höhepunkt fanden. Letztlich eine kleinere, aber nicht unwesentliche Rolle nimmt der Block an EVENT-Aktien ein. Sehr oft ist dieser die Eintrittsbarriere und das Performancesprungbrett durch weitere Strukturmaßnahmen. Die Pipeline bleibt hier gut gefüllt, historisch ist der Baustein aktuell betrachtet sogar recht deutlich übergewichtet. Aber im Gegensatz zu den beiden Segmenten SAFETY und SPECIAL SITUATIONS zeichnet sich dieser Baustein durch eine hohe Liquidität und durch eine positive Performance in 2018 aus. Viele dieser Formulierungen finden sich in unseren Kommentaren in 2008 und 2011 wieder und auch der Verlauf der Korrektur hinsichtlich der Bausteine weist viele Ähnlichkeiten auf. Auch hier war am Ende der Korrektur EVENT deutlich höher als üblich gewichtet, was zugleich der Startschuss für eine mehrmonatige Aufwärtsphase dieser Strategie war.

Siehe auch

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