Fidelity Markteinschätzung: Wie prekär ist die Lage an Chinas Aktienmarkt?

teaser_fondsverwalter_m-sutherland-fidelity_300_200
Matthew Sutherland, Head of Product Management Fidelity Asien

Zum Auftakt der neuen Handelswoche sind Chinas Börsen erneut um rund fünf Prozent eingebrochen. Die Talfahrt des Shanghai A Index sowie des CSI 300 hält an. Einen Lichtblick gibt es hingegen am chinesischen Währungsmarkt, wo sich der chinesische Yuan nach seinen jüngsten Kursverlusten zum US-Dollar etwas erholen konnte. Wie prekär ist die Lage an Chinas Aktienmarkt? In Anbetracht der hohen Volatilität gibt Marktexperte Matthew Sutherland, Head of Product Management von Fidelity in Asien, eine aktuelle Einschätzung der Situation ab. Erhalten Sie eine fundierte Markteinschätzung sowie eine aktuelle Analyse zu China aus erster Hand.

Um den Kursrutsch in Shanghai und Shenzhen, wo vorwiegend chinesische A-Aktien gehandelt werden, richtig einordnen zu können, verweist Fidelity-Marktexperte Matthew Sutherland zuerst auf die besondere Struktur des chinesischen Aktienmarktes. Anlegern, die durch den seit Jahresbeginn andauernden, teils sehr drastisch ausgefallenen Kursrutsch bei China-Aktien besorgt sind, hält er entgegen: Der Markt für chinesische A-Aktien, an dem der heftige Kursrücksetzer mit Tagesverlusten von bis zu 5 Prozent stattfand, ist kein Spiegelbild der Lage der chinesischen Wirtschaft. Denn am Markt für A-Aktien sind überwiegend chinesische Privatanleger aktiv, es ist ein einheimischer, auf Kleinanleger fokussierter Markt.

Diese Investoren orientieren sich kaum an den chinesischen Wirtschaftsdaten und besitzen schon gar keine Detailkenntnisse über fundamentale Entwicklungen der chinesischen Wirtschaft. Vielmehr handelt es sich hier um chinesische Privatanleger, die durch Werbeprogramme von Chinas Regierung dazu animiert wurden, zur Stärkung ihrer Altersvorsorge verstärkt in Aktien zu investieren. Zudem ist das A-Aktien-Segment, wie Marktspezialist Sutherland betont, kein Bestandteil der MSCI-Indizes, die die Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes abbilden.

Die Quintessenz: Der Kurseinbruch oder gar „Crash“ in China, der in vielen westlichen Medien beschworen wird, findet an Märkten statt, die fast ausschließlich von Privatanlegern ohne besondere Finanzexpertise genutzt werden. Über eine geänderte Verfassung von Chinas Ökonomie sagt dieser Umstand gar nichts aus. Während die Kurse an Chinas Onshore-Börsen abstürzen, sind die institutionellen Investoren fast ausschließlich an den Offshore-Märkten wie in Hongkong unterwegs, die sich den Turbulenzen weit besser entzogen haben. Fidelity-Stratege Sutherland betont: Der Kursgewinn von +119 Prozent, der im vergangenen Jahr am Shanghaier A-Aktienmarkt erzielt wurde, war eine Blase und könnte vollständig egalisiert werden, ohne dass man sich deswegen Sorgen um die Verfassung von Chinas Wirtschaft machen müsste.

Nach einem Kursrutsch des Shanghai A Aktienindex um -43 Prozent in 2015, der sich im Anschluss an das Erreichen des Jahreshochs bis Ende August vollzog, kam es durch das Eingreifen staatlicher Stellen zu einer Gegenbewegung, die rund ein Drittel der vorangegangenen Verluste wieder kompensierte. Damit ist der Index aber immer noch weit entfernt davon, seinen steilen Kursanstieg des Vorjahres vollständig wieder abzubauen, was aus Bewertungssicht eigentlich vonnöten wäre. Denn mit einem KGV von derzeit 11,3 ist der Onshore-Markt immer noch deutlich höher bewertet als der Offshore-Markt, der über ein KGV von 9,5 verfügt. Längerfristig erwartet Fidelity International, dass sich das Bewertungsniveau chinesischer A-Aktien dem des MSCI China anpassen wird.

Matthew Sutherland betont abschließend: Der Kursrutsch bei chinesischen A-Aktien steht mit einer veränderten Situation von Chinas Wirtschaft in keiner Beziehung, neue Fundamentaldaten, die die sinkenden Kurse hätten rechtfertigen können, hat es zu Jahresbeginn 2016 keine gegeben. Dabei ist es kein Geheimnis, dass sich die Wirtschaft der Volksrepublik China in ihrem Wachstumstempo verlangsamt, allerdings befindet sich das „Reich der Mitte“ in keiner dramatischen Situation. Während sich die Einkaufsmanagerindizes aus dem verarbeitenden Gewerbe abschwächen, sind die Einkaufsmanagerindizes aus dem Dienstleistungssektor weiter solide im positiven Bereich um rund 54 Punkte.

Fazit:
So kritisch, wie es viele Medien suggerieren, ist es um die Lage der chinesischen Wirtschaft und Aktienmärkte keinesfalls bestellt. Auch der abschließende Blick auf die Währungsentwicklung unterstreicht diese Diagnose, denn es gibt keine explizite Schwäche von Chinas Valuta. Während der chinesische Yuan seit einem Jahr rund 5,8 Prozent zum US-Dollar verloren hat, sind es beim japanischen Yen 23 Prozent oder beim Euro 22 Prozent. Damit sind Fonds wie der Fidelity China RMB Bond Fund (WKN A1JY1A, ISIN LU0740036131) oder der Fidelity China Consumer Fund (WKN A1JH3G, ISIN LU0594300096) weiter erste Wahl, wenn es um Anleihe- bzw. Aktieninvestments im Reich der Mitte geht. Der Aufbau erster Positionen auf dem aktuell niedrigen Kurslevel könnte gerade für antizyklische Investoren eine gute Kaufgelegenheit sein!

Siehe auch

FondsAnalyse: SJB FondsEcho. Magna New Frontiers Fund G EUR (WKN A1W8A6, ISIN IE00BFTW8Z27).

Aktien aus den Grenzmärkten starteten überwiegend erfolgreich ins neue Jahr, wobei sich die Börsen in Vietnam sowie in Saudi-Arabien positiv hervortaten – beides Länder, die im Magna New Frontiers Fund von FondsManager Stefan Böttcher überdurchschnittlich hoch gewichtet sind. Als Folge dieser geographischen Positionierung konnte der Grenzmärkte-Fonds eine Outperformance zum MSCI Emerging Markets von 8,1 Prozent …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert