Wo liegen die 100 Fonds-Klassiker im Konkurrenz-Vergleich, wie sind sie aktuell aufgestellt und was treibt ihre Manager gerade um? Antwort gibt das regelmäßige Update von DER FONDS. Dieses Mal: der Ethna-Aktiv von Luca Pesarini.
1. Der Konkurrenz-Vergleich
Auf Sicht der vergangenen fünf Jahre wurde Ethenea-Gründer Luca Pesarini seinem Ruf, einer der besten Mischfonds-Manager Deutschlands zu sein, durchaus gerecht: Mit seinem seit Anfang 2015 global ausgerichteten Flaggschiff-Fonds Ethna Aktiv erzielte er seit Anfang November 2010 einen Wertzuwachs von 22,7 Prozent – deutlich mehr als die FWW-Vergleichsgruppe Mischfonds defensiv Welt.
Die bis Ende 2014 maßgebliche Vergleichsgruppe Mischfonds defensiv Europa kam im gleichen Zeitraum auf ein Plus von 17,9 Prozent. Vor allem im zweiten Halbjahr 2012 und im ersten Halbjahr 2013 zeigte sich Pesarini in Top-Form. „2012 waren Aktien, Anleihen und im weniger großen Maße Devisen wichtige Performancetreiber. Ab Mitte des Jahres konnten wir dank der rechtzeitigen Erhöhung der Aktienquote von steigenden Aktienkursen profitieren“, kommentiert der Wahl-Schweizer das gute Ergebnis in dieser Marktphase.
Im ersten Halbjahr 2013 habe der Fonds ebenfalls durch die Aktien-Engagements und vor allem durch Devisen gewonnen, ergänzt Pesarini. Das bescherte dem Fonds über drei Jahre ein durchschnittliches Plus von 4,89 Prozent per anno und einen soliden 75. Platz von über 470 defensiven Mischfonds. Die Schwankungen an den Aktienmärkten habe der Fonds zudem durch den Einsatz von Futures zur Absicherung gut überstanden.
Weniger rund lief es für den Fonds hingegen in den vergangenen zwölf Monaten, in denen der Fonds im Gruppenvergleich lediglich Rang 243 belegt. „Die Märkte waren in diesem Zeitraum durch zunehmende Volatilität geprägt“, sagt Pesarini und benennt unter anderem die Abwertung des Renminbi und die ausbleibende Zinsentscheidung der Fed als Ursachen für die unruhigen Märkte.
Der Fonds hat zwar auch die heftige Korrektur im August mitgemacht, konnte diese aber gut bewältigen, urteilt Pesarini. „Wir haben das Portfolio nahezu täglich taktisch angepasst, bleiben weiter vorsichtig und sind jederzeit bereit zu handeln“, erläutert er.
2. Die aktuelle Positionierung
Im Vergleich zum Frühjahr hat Pesarini seinen Fonds defensiver aufgestellt. „Wir waren im April noch deutlich optimistischer. Die US-Wirtschaft entwickelte sich robust, Europa profitierte stark vom schwächeren Euro und China war noch nicht so extrem im Fokus der Märkte“, fasst er die damalige Situation zusammen. Dementsprechend lag die Aktienquote bei knapp 35 Prozent, Ende September waren es nur noch 4 Prozent. Bis Ende Oktober hat Pesarini die Aktienquote dann allerdings wieder bis auf knapp 27 Prozent heraufgefahren (siehe Grafik). „Sollte die Fed die Zinsen doch noch in diesem Jahr erhöhen, wäre dies ein klares Zeichen, die Aktienquote noch einmal aufzustocken“, bekräftigt er.
Für wahrscheinlicher hält es Pesarini allerdings, dass ein solcher Schritt frühestens im März 2016 erfolgt. Deshalb sieht er das lange Ende der Zinskurve auf dem derzeitigen Niveau als relativ stabil an: „Ich bevorzuge daher auf der Anleihe-Seite momentan US Dollar-denominierte Papiere mit einer Laufzeit von sieben bis zwölf Jahren. Aufgrund der attraktiven Renditeaufschläge sind dort Unternehmensanleihen vom Risiko-Rendite-Profil her deutlich attraktiver als in anderen Währungen.“ In Europa ist der Ethna-Aktiv daher derzeit über alle Anleihe-Klassen hinweg wenig investiert.
Mehr Anleihen, weniger Liquidität
3. Drei Fragen an Luca Pesarini
DER FONDS: Seit Anfang April hat der Ethna-Aktiv rund 6 Prozent an Wert verloren – im Durchschnitt etwas weniger als andere Fonds Ihrer Vergleichskategorie. Sind Sie damit zufrieden?
Luca Pesarini: Nein, und das können wir auch nicht sein. Unser Anspruch ist es nicht, etwas weniger als andere Fonds zu verlieren, sondern gar nichts beziehungsweise so wenig wie möglich. Unser oberstes Ziel ist nämlich der Kapitalerhalt. Wenn man einem Anleger erzählen würde, dass wir zwar etwas verloren haben, aber weniger als unsere Vergleichsgruppe, würde er sich natürlich auch nicht darüber freuen. Wir hatten sehr volatile Märkte, was natürlich für unsere Strategie nicht gut ist.
In einem Capital-Interview haben Sie jüngst als Gefahr für die Finanzmärkte heraufbeschworen, dass irgendwann einmal die Bloomberg-Terminals mit den Kurs-, Handels- und Nachrichtensystemen gehackt werden. Wie gehen Sie mit diesem Risiko um?
Die ganze Branche wäre von Schwierigkeiten bei Bloomberg getroffen. An den Märkten läuft nämlich inzwischen fast alles über Bloomberg. Händler und Fondsmanager würden plötzlich in der Luft hängen, wenn sie keinen Zugang mehr zu Bloomberg haben. Die eigentliche Frage ist aber vielmehr, wie Bloomberg sich auf solche Risiken vorbereitet.
Auch mit Blick auf China sind Sie momentan eher skeptisch gestimmt – die Lage ist ernster als so manch einer vielleicht erwartet, haben Sie jüngst in einem Marktkommentar geschrieben. Was droht Anlegern 2016 vom China-Syndrom 2.0?
China ist als Markt für uns nicht so relevant. Der Anlageschwerpunkt unseres Fonds liegt auf den Ländern der OECD. Die Abwertung des Renminbi Mitte August hat aber natürlich die weltweiten Börsen nicht kaltgelassen. Generell gesehen kann man sagen, dass das gesamte Weltwirtschaftswachstum direkt oder indirekt auf China zurückzuführen ist. Die schrittweise Verlangsamung des Wachstums in China, von der gerade jeder spricht, wird sich allerdings fortsetzen und die Wachstumsprognosen weiter dämpfen. Das legen schwächelnde Exporte aus den USA und der Eurozone bereits nahe.
Von: Claudia Lindenberg
Quelle: DER FONDS.