Das Investment: Fidelity: „Facebook ist sehr teuer“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 06.05.2014. Alter Fonds in neuem Gewand. US-Aktienstrategin Stephanie Sutton erklärt, was seit dem Fondsmanagerwechsel beim Fidelity American Growth Fund anders ist und was sie über heiß gelaufene Social-Media-Aktien denkt.

DAS INVESTMENT.com: Warum liegt der American Growth Fund so deutlich hinter seinem Vergleichsindex?

Stephanie Sutton: Der frühere Manager war nicht so erfolgreich, wie wir uns das gewünscht hatten. Bei längerer Underperformance reagieren wir aber immer. Deshalb managt seit Dezember 2012 Aditya Khowala den Fonds. Es hat drei Monate gedauert, bis der Fonds umgebaut war. Bisher hat sich das ausgezahlt: Seit dem Antritt von Khowala hat der Fonds seinen Vergleichsindex deutlich hinter sich gelassen.

DAS INVESTMENT.com: Was macht der Neue anders?

Sutton: Er verfolgt einen echten Growth-Ansatz, während sein Vorgänger einen Blend-Stil hatte. Khowala sucht nach langfristigen, strukturellen Anlagethemen. Er setzt auf Unternehmen mit Preismacht, die überdurchschnittlich ihre Gewinne steigern können.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie ein Beispiel?

Sutton: Das Biotech-Unternehmen Gilead ist neu im Portfolio und hat schon viel Gutes zur Wertentwicklung beigetragen. Die Pipeline für neue Medikamente ist voll, das Unternehmen wächst hervorragend. Allerdings stieg der Kurs sehr schnell, wie in der gesamten Branche auch. Deshalb hat Khowala die Position wieder reduziert.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es noch weitere Themen außer Biotech?

Sutton: Da wären die alternde Gesellschaft und der Trend zur Mobilität. Damit meinen wir nicht Autos, sondern Daten. Es geht hier um Cloud-Technik, Tablet-PCs und entsprechende Software. Eine Position ist hier Mastercard – führend bei mobilen Bezahlsystemen. Eine weitere Sache ist die Rückkehr der Industrieproduktion in die USA.

DAS INVESTMENT.com: Lassen die USA nicht das meiste neuerdings in Mexiko herstellen?

Sutton: Vieles, ja. Aber es geht auch um Energie, Schiefergas. Um das Gas zu transportieren, müssen sie Bahnlinien, Pipelines und damit eine ganze Infrastruktur aufbauen. Das können Sie nicht in Mexiko machen. DAS

INVESTMENT.com: Mögen Sie Energie-Aktien?

Sutton: Die sind schon ziemlich heiß gelaufen und hoch bewertet. Wir schauen mehr auf die Infrastruktur, zum Beispiel Eisenbahnunternehmen. Insgesamt sehen wir die Energierevolution als sehr positiv für die Wirtschaft an.

DAS INVESTMENT.com: Nun gibt es aber auch eine kleine Technik-Revolution. Manche sehen bei Hightech-Werten schon eine Spekulationsblase. Siehe auch Facebook und Apple.

Sutton: Facebook ist sicherlich schon sehr teuer, aber das sind nur punktuelle Erscheinungen. Es gibt sehr wohl noch immer günstige Werte. Nuance Communications ist ein Betrieb, der die Spracherkennungs-Software für das iPhone liefert.

Das Unternehmen ist langfristig hochinteressant und nicht so teuer. Einige Social-Media-Werte sind dagegen tatsächlich schon reine Wetten auf höhere Bewertungen. Wir aber jagen keine Aktien auf dem Weg nach oben. Wir achten auf die Bewertung.

DAS INVESTMENT.com: Woran machen Sie die fest?

Sutton: An unseren Gewinnerwartungen und denen des Markts. Wenn der Markt eine Entwicklung offensichtlich unterschätzt, ist das für uns interessant, vor allem, wenn wir eine Überraschung kommen sehen. Wir suchen Aktien mit mindestens 30 Prozent Kurschance vom aktuellen Niveau. Manche Werte haben allerdings schon recht hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie da ein K.o.-Limit?

Sutton: Nein, das ist beim Growth-Investieren nicht sinnvoll. Ist nicht auch der breite Markt schon ein bisschen weit gelaufen? Sutton: Zumindest nicht zu weit. Denn der Markt ist bei seinen Gewinnschätzungen wieder sehr vorsichtig geworden Überraschungen nach oben sind wieder sehr gut möglich.

So erwarteten Analysten Anfang 2013 noch ein Gewinnwachstum von 12 bis 14 Prozent für das Jahr. Ende 2013 rechneten sie lediglich noch mit 3 bis 5 Prozent auf zwölf Monate.

DAS INVESTMENT.com: Und was denken Sie?

Sutton: 6 bis 8 Prozent sind gut erreichbar. Sollten sich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse noch ein wenig erhöhen, wären 8 bis 10 Prozent Gewinn im S&P 500 realistisch. Wir erwarten allerdings hohe Kursschwankungen und immer wieder kleinere Markteinbrüche.

DAS INVESTMENT.com: Nun will die US-Notenbank den Geldhahn langsam zudrehen. Sind deshalb für Sie bestimmte Branchen tabu?

Sutton: Nicht direkt. Wir schauen nicht nach Branchen, sondern gehen Aktie für Aktie vor. Allerdings sind wir bei Banken vorsichtig, weil wir noch nicht genau wissen, wie sich das Ganze auswirkt. Und wir fassen anleiheartige Aktien wie Telekom- oder Versorgerwerte nicht an. Sie dürften unter der Konkurrenz durch höhere Anleiherenditen leiden.

Von: Andreas Har

Quelle: DAS INVESTMENT.

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