SJB | Korschenbroich, 30.07.2015. Trotz der letzten Korrekturen an den Börsen in Shenzhen und Shanghai sehen einige Fondsmanager unter chinesischen Firmen attraktive Gelegenheiten. Die Interventionen an der Börse durch die Regierung in Peking wirken für sie dagegen abschreckend.
Das A-Aktiensegment der auf dem chinesischen Festland notierten Unternehmen eilte erst von Kurshoch zu Kurshoch. Doch dann kam die massive Korrektur, die Aktien, die an den chinesischen Festlandsbörsen in Shenzhen und Shanghai notiert sind, brachen innerhalb weniger Wochen bis zu 30 Prozent ein. Auch das H-Segment in Hongkong stürzte in die Tiefe.
Um den Aktiencrash zu stoppen, intervenierte die chinesische Regierung mit Zinssenkung, Aufhebung von Limits für kreditfinanzierte Aktienkäufe und einem Stopp für Börsengänge. Zeitweilig wurde sogar der Handel von großen Teilen der in Shenzhen und Shanghai gelisteten Aktien ausgesetzt.
Pictet hat Korrektur erwartet
„Dass eine Korrektur kommt, haben wir erwartet, nicht aber ihre Breite und Schärfe“, sagt Investment Manager Stephen Burrows von Pictet Asset Management gegenüber dem Analysehaus Morningstar. Zu Beginn der volatilen Phase habe man in einigen A- und H-Shares-Positionen Gewinne mitgenommen, zuletzt habe man aber im Zuge der Kursrückgänge einige Positionen wieder aufgebaut.
Für Borrows zählen die A-Aktien zum investierbaren Universum, auch wenn A-Aktien nicht in der Benchmark des Pictet Emerging Markets oder Pictet Asian Equities Ex Japan enthalten seien. „Wir sind der Meinung, dass A-Aktien einen diversifizierten Zugang bieten und die chinesische Wirtschaft besser widerspiegeln als die in Hongkong gelisteten H-Aktien“, sagte der Manager. Derzeit ist der Pictet Asian Equities Ex Japan mit 8,1 Prozent des Fondsvermögens in A-Aktien investiert.
Robeco achtet auf Kurs-Gewinn-Verhältnis
Wim-Hein Pals, Manager des Robeco Emerging Markets Equities, achtet bei seinen Investitionen in China auf Bewertungen und geht deshalb bei A-Aktien sehr selektiv vor. Man jage nicht den modischen Firmen hinterher, die viel zu hoch bewertet seien, so Pals.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien, die im Fonds landeten, schwanke zwischen 5 und 12. Zwar seien diese Titel nicht so stark gestiegen wie der gesamte Markt, die Verluste seit Ende Mai hielten sich dementsprechend aber auch in Grenzen. Der Fonds hatte per Ende Mai 8,5 Prozent in A-Aktien investiert.
Carmignac setzt auf attraktive Firmen
Auch David Park, Fondsmanager des Carmignac Emergents ist sich über die Risiken eines Investments bewusst. Deshalb setzt er bei seinem Fonds nicht auf das A-Segment als solches, sondern stellt die attraktiven Firmen in den Vordergrund. Besonders im globalen Vergleich sieht Park Aktien von Shanghai Airport, Qingdao Haier oder Yutong Bus als attraktiv bewertet an. Sein Fonds war bis Ende Juni zu rund 9 Prozent in A-Aktien investiert.
Von den Marktmanipulationen durch die chinesische Regierung hält Park wenig. Das sei für ihn ein Zeichen nicht in diesen Markt zu investieren. Allerdings gibt er sich zuversichtlich, dass derartige Eingriffe nicht von langer Dauer sein werden. „Die chinesische Führung muss sich damit abfinden, dass die Märkte aufgrund der überbordenden Liquidität zu weit gelaufen sind und die Korrektur eine Rückkehr zu fundamental besser zu rechtfertigenden Bewertungen bedeutet“, erklärt Park.
Fidelity baut Analysten-Team für China aus
Nick Price, Fondsmanager der beiden Fonds Fidelity Fast Emerging Markets und Fidelity Emerging Markets, sieht es ähnlich. „Solche Interventionen verzerren die Märkte“, kritisiert Price. Allerdings sei er langfristig positiv gestimmt für chinesische Aktien. Ob man investiere, hänge vom Unternehmen ab, so Price.
Um diese Gelegenheiten besser identifizieren zu können, hat Fidelity sein Aktien-Analysten-Team für chinesische Unternehmen ausgebaut. So könne man besser potenzielle Outperformer im A-Aktiensegment erkennen. Price-Fonds sind zu einem Prozent in A-Aktien investiert.
Von: Oliver Alegiani
Quelle: DAS INVESTMENT.