Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, hat für die nächste Ratssitzung im Dezember frische Konjunkturmaßnahmen in Aussicht gestellt. Eine Möglichkeit sei eine weitere Senkung des Einlagensatzes.
Der Wechselkurs des Euro gab nach, als Draghi erklärte, der EZB-Rat habe auf seiner Sitzung in Malta am Donnerstag den Auftrag erteilt, das Für und Wider verschiedener geldpolitischer Vorgehensweisen zu untersuchen. Auf einer Pressekonferenz sagte er, es habe eine “gehaltvolle Diskussion” über die Instrumente gegeben, die zum Einsatz kommen könnten. Draghi deutete an, dass noch vor dem Jahresende frische Stimulierungsschritte folgen könnten.
“Das Ausmaß der geldpolitischen Akkommodierung wird bei unserer Dezember-Sitzung untersucht werden müssen, wenn neue makroökonomische Prognosen vorliegen”, sagte Draghi. “Wir wollen wachsam sein, wie man früher zu sagen pflegte.”
Draghis Amtsvorgänger Jean-Claude Trichet bediente sich der Vokabel “wachsam”, um bevorstehende Änderungen anzukündigen.
Konjunkturabschwächung und Preisrückgang haben den Druck erhöht
“Die Besorgnis bezüglich der Wachstumsaussichten in den Schwellenländer-Märkten und mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaft aus den Entwicklungen an den Rohstoffmärkten signalisieren Abwärtsrisiken für den Ausblick für Wachstum und Inflation”, sagte Draghi gegenüber Journalisten am Donnerstag auf Malta nach der Sitzung des EZB-Rates.
Die internationale Konjunkturabschwächung und ein erneuter Rückgang der Euroraum-Verbraucherpreise haben den Druck auf die EZB erhöht, ihr Bondkaufprogramm auszuweiten, wobei die meisten Ökonomen in einer Bloomberg-Umfrage bereits prognostiziert haben, dass die Notenbank dies vor Jahresende tun wird.
Die Währungshüter hatten zuvor die Leitzinsen unverändert belassen. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde bei 0,05 Prozent beibehalten und der Einlagensatz bei minus 0,2 Prozent, beide auf Rekordtiefs.
Bloomberg-Umfrage: Das meinen die Ökonomen
Mehr als 80 Prozent der Ökonomen brachten in einer Bloomberg-Umfrage vom 9. – 15. Oktober die Erwartung zum Ausdruck, dass die EZB letztlich die Aktivakäufe ausweiten wird. Derzeit erwirbt die Notenbank monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen des privaten und öffentlichen Sektors. Das Programm soll plangemäß bis September 2016 laufen oder bis die Inflationsrate sich auf einem nachhaltigen Pfad in Richtung des Ziel von knapp 2 Prozent befindet.
Von den Ökonomen, die neue Stimuli erwartet hatten, rechneten 2 Prozent mit einer Ankündigung am Donnerstag, 56 Prozent bis zum Ende des Jahres und 86 Prozent bis Ende März. Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB ist für den 3. Dezember vorgesehen.
Draghi bekräftigte, dass die Bondkäufe bezüglich Länge, Umfang und Zusammensetzung angepasst werden können.
Von: Bloomberg
Quelle: DAS INVESTMENT.