SJB | Korschenbroich, 22.09.2015. Fallende Kurse schrecken Peter E. Huber nicht – kein Wunder, dass der gerade mit einem Sauren-Award geehrte Gründer von Starcapital sowohl in China als auch in Goldminenaktien investiert. Wo er sonst noch gute Chancen an den Aktien- und Rentenmärkten sieht, verrät Huber im Interview mit DER FONDS.
StarCap SICAV Winbonds +
DER FONDS: Positive Kommentare zum Thema Gold oder Goldminenaktien sind in diesen Wochen extrem rar. Sie dagegen machen Anlegern Mut – vor welchem Hintergrund?
Peter E. Huber: Gold hat, wie viele andere Rohstoffe auch, eine starke und mehrjährige Abwärtsbewegung hinter sich. Der Goldminenindex hat inzwischen mehr als 80 Prozent seines Wertes eingebüßt. Der jüngste Kurseinbruch erfolgte zudem unter extrem hohen Umsätzen, was auf einen finalen Ausverkauf und Panik hindeutet. Für Antizykliker ist es relativ risikolos, in solchen Phasen schrittweise Positionen aufzubauen – auch wenn es dafür manchmal einen langen Atem braucht.
Gibt es auch ganz handfeste fundamentale Argumente?
Noch überwiegen zwar an den Kapitalmärkten die deflationären Kräfte, Angesichts der weltweiten Schuldenkrise und der immer dramatischeren Gelddruck-Aktionen der Notenbanken halten wir es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass irgendwann das Vertrauen in Papiergeld verloren geht. Spätestens dann dürften viele Anleger Gold wieder mit anderen Augen sehen.
Auch für chinesische Aktien sind Sie derzeit deutlich weniger pessimistisch gestimmt als viele andere Profi-Anleger. Ist die aktuelle Panik übertrieben?
Langfristig betrachtet ist China sogar unser absoluter Favorit unter den Weltbörsen. China ist nicht nur einer der Hauptprofiteure der schwachen Öl-und Rohstoffpreise, sondern das Land verfügt auch über ein riesiges Entwicklungspotenzial. So besitzt bislang nur jeder zehnte Einwohner ein Auto. Trotz der aktuellen Wirtschaftsflaute liegt das Wachstum immer noch bei deutlich über 4 Prozent – ein Wert, von dem die meisten anderen Länder nur träumen können. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8 ist zudem der von uns favorisierte Hang-Seng-China-Enterprises-Index extrem niedrig bewertet.
Drei weitere in Ungnade gefallene Märkte sind Russland, Brasilien und die Türkei – sehen Sie auch dort Licht am Ende des Tunnels, das andere noch nicht sehen?
Alle drei genannten Länder stehen derzeit unter politischen Vorbehalten, unter anderem wegen der Sanktionen gegen Russland und der jüngsten Entwicklungen nach den türkischen Parlamentswahlen im Juni. Derzeit lässt sich kaum seriös abschätzen, wie lange sich diese Probleme noch hinziehen werden. Bei einer vorzeitigen Auflösung besitzen alle drei Börsen auf heutigem Niveau viel Potenzial. Zu aggressiv würde ich sie derzeit aber nicht spielen.
Die EZB druckt schier ungebremst Geld und kauft jeden Monat Anleihen im großen Stil. Wo und wie verdient man mit Anleihen noch Geld?
Die Renditen für Regierungsanleihen sind durch die Maßnahmen der Notenbanken verzerrt und spiegeln in keiner Weise die mit der steigenden Staatsverschuldung verbundenen Bonitätsrisiken wider. Dagegen haben die deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen und entsprechende Bonitätsabstufungen durch die Ratingagenturen dafür gesorgt, dass viele Unternehmensanleihen – auch solche von größeren Konzernen, etwa aus dem Energie- und Rohstoff-Sektor – mittlerweile wieder mit 7 bis 10 Prozent oder sogar darüber rentieren. Das ist zweifellos attraktiv: Diese Unternehmen werden alles tun, um ihre finanzielle Situation zu sichern, auch wenn dies zum Teil zu Lasten der Aktionäre geht.
Mit fast 65 Jahren kommen Sie allmählich in ein Alter, in dem sich der normale deutsche Bürger zur Ruhe setzt. Ist das für Sie eine Option oder eifern Sie auch in diesem Punkt Urgesteinen wie Warren Buffett oder Mark Mobius nach?
Mich fasziniert die Börse immer noch genauso wie vor 40 Jahren, und bei guter Gesundheit wird sich daran auch nichts ändern. Für mich zählt Erfahrung zu den wichtigsten Faktoren für langfristigen Börsenerfolg. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass ich noch lange konstruktiv zur Wertentwicklung unserer Fonds beitragen kann.
Von: Sven Stoll
Quelle: DAS INVESTMENT.