Das Investment: Brexit – besser ein Ende mit Schrecken

Wie lange sollen sich Anleger und Märkte eigentlich noch mit dem Hin und her um den Brexit beschäftigen, fragt sich Uwe Zimmer. Denn ob Großbritannien nun in der EU bleibt, sie mit oder ohne Vereinbarung verlässt oder eine Zwischenform findet: Die Sache soll endlich zu einem Ende kommen, fordert der Geschäftsführer des Kölner Vermögenverwalters Fundamental Capital.

Die Schwäche der europäischen Märkte im Vergleich zu den USA wird immer wieder gerne mit dem Trubel um den Brexit begründet. Das ist schlichtweg falsch. Denn auch wenn der Brexit den ein oder anderen Investmentbanker in Wallung versetzen sollte, liegt das eher daran, dass er nicht weiß, ob er nach Frankfurt oder Paris umziehen soll oder nicht. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit sind überschaubar und bei allen handelnden Personen werden nach dem Verhandlungsgetöse Pragmatismus und Kompromissbereitschaft im konkreten Handeln einsetzen.

Insofern ist es gut, wenn endlich ein wie auch immer gearteter Schlussstrich unter das Kapitel Brexit gezogen werden kann. Ein Ende mit Schrecken mag das werden, aber dieser Schrecken wird dann schnell vergessen sein. Grenzen, Zölle oder auch nicht, all dies wird sich finden und dann wird der ohnehin nicht allzu hohe Anteil des Handels mit dem Vereinigten Königreich eben an ein paar Stellen ein wenig teurer. Vielleicht schrumpft er auch ein wenig, aber weh tut das nicht wirklich – von Einzelfällen abgesehen.

Die Börsen haben ganz andere Dinge, an denen sie sich abarbeiten müssen. Dazu gehört die italienische Regierung, die mehr Sprengkraft für Europa entwickeln könnte als der ganze Brexit. Dazu gehört aber auch der wachsende Zinsunterschied zwischen den USA und Europa.

Dazu kommen weit in die Zukunft reichende Fragestellungen wie die nach der dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit der Europäer.

Und gerade im letzten Punkt ist der Optimismus nicht allzu groß. Der Konflikt zwischen den USA und China wird vordergründig um Handelspraktiken ausgetragen. Eigentlich aber geht es um die Vorherrschaft in der Weltwirtschaft. Die USA sind die führende Macht zum einen wegen ihrer technologischen Stärke, zum anderen aber auch weil der Dollar immer noch für die Welt das Maß aller Dinge ist.

China ist dabei, auf beiden Gebieten anzugreifen. Technologisch wird staatlicherseits sehr viel investiert, viel Druck gemacht und vor allem auf Zukunftsbereiche wie Robotik, Künstliche Intelligenz oder Blockchain gesetzt. Renmimbi oder Yuan spielen aber immer noch keine entscheidende Rolle im weltweiten Konzert der Währungen. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. Wenn sich aber Blockchain-basierte Zahlungssysteme wie etwa Kryptowährungen mehr und mehr durchsetzen, was sicher geschehen wird, könnte der Dollar seine Vormachtstellung verlieren.

Ersetzt wird er dann aber sicherlich nicht vom Euro. Und das ist es, was europäischen Regierungen viel mehr Sorge machen sollte als der Brexit: es geht darum, nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Und für Investoren wird das heißen: Es geht darum, weltweit nach Unternehmen zu suchen, die dauerhaft gutes Geld verdienen können, egal wie einzelne Staaten oder Staatenbünde sich aufstellen.

Von: Uwe Zimmer

Quelle: Das Investment

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