Das Investment: “Asien übernimmt bald die Vorherrschaft”

sjb_werbung_das_investment_300_200

Fernost-Kenner Karl Pilny ist vom weiteren Aufstieg Chinas, Indiens & Co. fest überzeugt. Im Interview erklärt der promovierte Jurist und Buchautor, warum sich eine Asienkrise aus seiner Sicht nicht wiederholen kann und wann Asiens Hoffnungsträger den Westen überholen werden.

DAS INVESTMENT: Wenn Sie 20 Jahre zurückblicken, wie schätzen Sie die Asienkrise ein?

Karl Pilny: Ich habe die Geschehnisse vor Ort miterlebt. In den 90er-Jahren traten Tigerstaaten wie Indonesien, Malaysia und Thailand in Japans Fußstapfen und entwickelten sich rasch zu erfolgreichen Exportnationen. Der ungezügelte Aufschwung stand aber auf tönernen Füßen. Die Börsen überhitzten, während gesellschaftliche Probleme ungelöst blieben. George Soros erfolgreicher Angriff auf den thailändischen Baht stürzte auch andere Währungen ins Bodenlose und pulverisierte auf breiter Front die Aktienkurse.

Wirkt diese Katastrophe immer noch nach?
Pilny: Ja, damals entstand in Asien mehr als nur ein materieller Schaden, nämlich ein tiefes Misstrauen gegenüber westlichen Institutionen wie dem IWF. Dieser half zwar punktuell, etwa in Indonesien, unter dem Strich herrschte aber das Fazit vor, dass die Interessen des Westens immer im Vordergrund stehen. Dieses Urteil hält sich. Die Chinesen misstrauen der Weltbank ebenso wie der westlich dominierten Asiatischen Entwicklungsbank. Deswegen haben sie ihre eigene Asian Infrastructure Investment Bank gegründet.

Warum hat das 20 Jahre gedauert?
Pilny: Abgesehen von massivem Gegenwind seitens der USA musste sich China auch erst einmal hinreichend konsolidieren. Wie die übrigen Schwellenländer wirtschaften sie inzwischen weit sorgfältiger und legen mehr Wert auf ordentliche Handelsbilanzen und solide Schuldenquoten. In Asien erfüllen mehr Länder die Maastricht-Kriterien als in Europa.

In China allerdings nehmen vor allem die privaten Schulden rasant zu. Wie gefährlich ist das?
Pilny: Trotz allem Fortschritt fehlt nicht nur im Reich der Mitte nach wie vor ein Sozialsystem, was eine teure private Vorsorge bedingt. Hinzukommen hohe Immobilienpreise und steigender Konsum. Allerdings hat China nach wie vor eine hohe Sparquote von mehr als 30 Prozent und ein Blick nach Westen zeigt, dass hohe Schuldenstände kein rein asiatisches Problem sind. Und unabhängig von kurzfristigen Hürden wird China in zwei, drei Jahrzehnten die USA als größte Weltmacht ablösen, auch militärisch und kulturell. Zugleich wird Südostasien Europa verdrängen. Die transatlantische Vorherrschaft ist eine historische Anomalie und wird enden.

Welches Land ist Ihr aktueller Geheimtipp?
Pilny: Das wunderschöne Myanmar, zugleich auch mein nächstes Reiseziel. Nach dem Ende der dortigen Militär-Diktatur sollte der Weg nun endlich frei sein. Ich habe Thailands Aufschwung seit den 70er-Jahren verfolgt und zweifle nicht, dass Myanmar den gleichen Weg einschlagen wird. Die demographische Ausgangslage ist vielversprechend. Und das Land kann sogar noch größere Bodenschätze vorweisen.

Von: Marc Radke
Quelle: Das Investment

Siehe auch

e-fundresearch: Deutschland: Wege aus dem Stillstand

Im besten Fall sollte das deutsche Wirtschaftswachstum 2024 konstant geblieben sein. Die aktuellen Konsensprognosen gehen von einem Anstieg um 0,6% im Jahr 2025 aus. Dies ist zwar eine Verbesserung, bleibt aber enttäuschend schwach. Kürzlich hat die Bundesbank ihre Prognosen drastisch nach unten korrigiert und rechnet nun für 2025 mit einem Wachstum von nur noch 0,2% …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert