Wo lässt sich im Zinstief und bei einem Aktienmarkt, der in weiten Teilen überbewertet ist, heute gewinnbringend investieren?
Vermögensverwalter Wolfgang Juds nennt hier drei Anlagemöglichkeiten, die Renditen unabhängig von den allgemeinen Marktbewegungen versprechen.
Während sich die Zinsen in der Eurozone auf einem historischen Tief befinden und die Aktienmärkte in weiten Teilen nicht mehr günstig bewertet sind, stellen sich viele Anleger in diesen Tagen die Frage, wo sie ihr Geld noch sinnvoll investieren können.
Eine Möglichkeit bieten die liquiden alternativen Investmentanlagen, die zuletzt stark an Bedeutung gewonnen haben. Was steckt dahinter und wie kann der Privatanleger in diese Anlageklasse erfolgreich investieren?
Anleger müssen umdenken
Früher waren Alternativen Investments wenig liquide. Die Fonds wurden auf den Cayman-Inseln aufgelegt und waren wenig transparent. Sie galten als „Heuschrecken“ und hatten einen Ruf wie „Gordon Gekko“. Seit die liquiden Alternativen Investments in die Regulierung von Investmentfonds einbezogen wurden und es verfügbare Angebote gibt, ist die Nachfrage nach dieser Anlageklasse sprunghaft gestiegen.
Institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen stehen unter starkem Druck, in diesem Kapitalmarktumfeld positive Renditen zu erwirtschaften. Auch Stiftungen und private Anleger können ihr Kapital nicht mehr überwiegend in Anleihen investieren, da sie damit ihre Anlageziele nicht mehr erreichen können. Die Investoren sind gehalten, sich mit dieser Anlageklasse auseinanderzusetzen.
Neue Renditequellen erschließen
Der Kerngedanke der alternativen Investmentstrategien besteht darin, Renditequellen zu erschließen, die unabhängig vom Zinsniveau und nach Möglichkeit auch unabhängig von den allgemeinen Entwicklungen an den Aktienmärkten erwirtschaftet werden können. Dabei haben sich einige Konzepte gerade in den letzten Monaten bewährt, von denen drei Fonds kurz vorgestellt werden sollen:
Long-Short-Equity: Ein Beispiel für diese aktienorientierte Strategie ist der R Parus Fonds aus dem Hause Rothschild (WKN A1W5PY). Das Anlageziel ist es, langfristig und unabhängig vom Gesamtmarkt eine positive Rendite zu erwirtschaften. Die Basis für die Aktienauswahl ist ein fundamentaler Auswahlprozess. Was den Fonds flexibel macht, ist, das sowohl Long- als auch Short-Positionen eingegangen werden können. Die Nettoposition an Aktien kann je nach Marktumfeld flexibel gestaltet werden. Die Schwankungen sind deutlich niedriger als bei reinen Aktienanlagen. Der R Parus Fonds wird von Fabrice und Edouard Vecchioli seit vielen Jahren erfolgreich gemanagt. Traditionell investiert der Fonds stark in US-amerikanische Werte.
Rentenersatzstrategien: Mit einer Risikokombination aus Aktien und Absicherungsstrategien lassen sich stetige aktienbasierte Erträge generieren. Ein Beispiel dafür ist der LuxTopic Systematic Return (WKN A14M9N). Dieser defensive Fonds strebt eine langfristige Rendite von drei bis fünf Prozent an und plant eine Ausschüttung von drei Prozent. Der Fonds wird von Robert Beer gemanagt, der sich bereits seit vielen Jahren nicht nur mit Aktien, sondern auch mit systematischen Optionsstrategien beschäftigt.
Multi-Asset-Strategien: Erfolgreich in diesem Segment ist der ebenfalls von Rothschild aufgelegte R CFM Diversified Fonds (WKN A14NFD). Das Ziel dieses Fonds besteht darin, einen langfristigen Kapitalzuwachs über Handelsstrategien zu erreichen, die ein von den herkömmlichen Anlageklassen, wie Aktien und Anleihen, abweichendes Renditeprofil aufweisen. Dieser Fonds soll eine absolute Performance mit geringer Korrelation zu traditionellen Anlageklassen bei einer Zielvolatilität in der Größenordnung von sieben Prozent bieten. Erreicht werden soll dies über das Vereinnahmen von Risikoprämien. Capital Fund Management (CFM) gehört mit einem verwalteten Vermögen von USD 4,2 Milliarden zu den weltweit führenden Unternehmen im quantitativen Management, ist in Paris ansässig und beschäftigt insgesamt rund 150 Mitarbeiter, von denen mehr als 30 im Research tätig sind.
Möglichkeiten und Grenzen alternativer Investmentstrategien
In Kern handelt es sich bei allen Konzepten um Handelsstrategien, die seit vielen Jahren erfolgreich erprobt sind und seit kurzem als UCITS-Fonds verfügbar sind. In einem Fondsmantel sind möglicherweise nicht alle Strategien so umsetzbar wie vorher, als die Fonds noch nicht reguliert waren. Auch ist nicht gesagt, dass alle Strategien in einem Umfeld niedrigster Zinsen erfolgreich sind. Aber andererseits werfen die herkömmlichen Anlageklassen kaum noch positive Renditen ab, so dass Alternativen unbedingt erforderlich sind.
Da diese Fonds ein anderes Chance-Risiko-Profil aufweisen als die traditionellen Anlageklassen, ergänzen sie die bestehenden Portfolios in idealer Weise und bieten einen guten Diversifikationseffekt. In diesem Umfeld sollten Anleger neue Wege gehen, da es für die traditionelle gemischten Renten- und Aktienkombinationen in Zukunft deutlich schwerer werden wird, angemessene Renditen zu erwirtschaften.
Die wichtigste Aufgabe für die Anleger besteht darin, ein stabiles und robustes Depot aufzubauen, dass sich in möglichst vielen Marktsituationen als bewährt – trotz aller Schwankungen an den Märkten! Liquide Alternative Investmentfonds können trotz aller Risiken und Unwägbarkeiten dazu beitragen, die Stabilität von Depots als Ganzes betrachtet zu verbessern – womit in der heutigen Zeit schon viel erreicht wäre!
Von: Wolfgang Juds
Quelle: DAS INVESTMENT.