Das Investment: Afrika-Fondsmanager im Interview: „Investoren unterschätzen Ägypten“

Malek Bou-Diab managt mit dem BB African Opportunities (ISIN: LU0433847240) von Bellevue einen Außenseiter. Im Interview mit “Das Investment” erklärt er, warum Afrika heute in jedem Portfolio vertreten sein sollte und Ägypten sein Lieblingsland ist.

Herr Bou-Diab, warum ist Afrika für Anleger interessant?

Malek Bou-Diab: Afrika ist eine riesige Wirtschaftszone, die global kaum integriert ist. Aus weltumspannender und lokaler Perspektive wäre es  vorteilhaft, wenn sich das ändert. Chinas Interesse, afrikanische Länder einzubinden, ist wegweisend. Der Erfolg Asiens zeigt, was mit internationalen Handelsketten wirtschaftlich möglich ist.

Mit dem BB African Opportunities investieren Sie schwerpunktmäßig in Ägypten. Was sind die Gründe?

Bou-Diab: Bei Investitionen in Afrika sind schlagkräftige Reformen der öffentlichen Hand die Basis, um wirtschaftliches Potenzial in konkrete Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen umzuwandeln. Das hilft auch Anlegern. Ohne Reformen kann sich Potenzial nicht materialisieren. Nicht alle afrikanischen Regierungen sind in der Lage, kurzfristig schmerzhafte, aber langfristig vorteilhafte Reformen durchzuführen. Ägyptens Regierung sticht diesbezüglich heraus und hat in den vergangenen Jahren viel getan, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.

Und zwar?

Bou-Diab: Ägyptens Währungskopplung an den US-Dollar und die höhere Inflation haben dazu geführt, dass das Land auf internationaler Ebene wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig war. Deshalb hat es 2016 seine Währung abgekoppelt und radikal abgewertet. Mit dem neuen System ist auch ein neuer wirtschaftlicher Ansatz entstanden. Es ist für Unternehmen interessanter, lokal zu produzieren, anstatt zu importieren. Dadurch entstehen Arbeitsplätze und das Wachstum beschleunigt sich. Auch ausländische Firmen finden günstige Bedingungen vor und verlegen ihre Produktion nach Ägypten. Diese neue Dynamik zieht das Interesse von  Investoren wie uns auf sich.

Ägyptens Wirtschaftswachstum wird auch immer wieder von Terroranschlägen gebremst. Was tut die Regierung dagegen?

Bou-Diab: Anschläge sind weltweit ein Risiko. Ägypten wurde Opfer grausamer Anschläge mit verheerender Auswirkung auf den Tourismussektor. Die Regierung bekämpft Terrororganisationen und extremistische Ideen mit voller Härte und reformiert auch den religiösen Diskurs. Es ist eine gewisse Ruhe eingekehrt.

Was sagen Sie zur omnipräsenten Rolle der ägyptischen Armee in der Wirtschaft?

Bou-Diab: Die Armee ist tatsächlich in gewissen Bereichen sehr präsent. Dazu zählt der Infrastrukturbau und die Versorgung der ärmeren Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Diese Sektoren hatten nach der Revolution eine strategisch wichtige Bedeutung, da Mangel herrschte. Die Armee ist aber nur in ausgesuchten Bereichen aktiv. Ägyptens Regierung legt Wert darauf, dass die Privatwirtschaft Raum zur Entwicklung hat.

Die Abkopplung des ägyptischen Pfunds vom Dollar war sicher erst mal hart, oder?

Bou-Diab: Ja natürlich, und es brauchte politischen Mut vor allem vor dem Hintergrund, dass das Land gerade erst eine Revolution erlebt hatte. Das Pfund hat gegenüber dem Dollar über 50 Prozent seines Wert verloren, was zu einer Inflation von über 30 Prozent geführt hat. Die Preissteigerung wurde auch angeheizt, weil die Treibstoffsubventionen gekürzt wurden.

Was hat Ägyptens Regierung in den letzten Jahren konkret für Investoren getan?

Bou-Diab: Präsident Abd al-Fattah as-Sisi weiß, dass Stabilität und Sicherheit von zentraler Bedeutung für Investoren sind. Entsprechend hat er Rahmenbedingungen geschaffen, die überbewertete Währung korrigiert und Staatsschulden reduziert. Fremdwährungen sind aus dem Schwarzmarkt verschwunden und Devisen fließen jetzt wieder in den Bankensektor. Außerdem hat Abd al-Fattah as-Sisi die Energiekrise bewältigt. Neue Gesetze schützen Fremdkapital und verkleinern bürokratische Hürden für Investoren.

Welcher Wirtschaftszweig ist für ausländische Investoren in Ägypten besonders interessant?

Bou-Diab: Der Gesundheitssektor ist eine Goldgrube. Er befindet sich zwar noch nicht ganz auf dem europäischen Niveau, ist aber im afrikanischen Vergleich führend. Viele Afrikaner reisen für Behandlungen und Kuren nach Ägypten. Mit dem BB African Opportunities  investieren wir in die Cleopatra Hospital Group. Ihr Management baut eine hochwertige Marke für private medizinische Versorgung in Ägypten auf.

Neben der Gesundheitsbranche ist auch die Finanzindustrie in Ägypten lukrativ. Im Moment haben nur 8 Prozent der Haushalte dort ein Bankkonto, das Potenzial ist enorm und die Margen sind sehr hoch. Auch die Nachfrage nach Immobilienkrediten ist hoch und wurde bislang noch gar nicht adressiert.

Wo ist das der Fall?

Bou-Diab: In neuen Wohnquartieren in großen Städten, die für zahlungskräftige Kunden interessant sind. Hier sind die Besitzverhältnisse klar geregelt, weil der Staat von Anfang an Planungssicherheit hatte. Das ist ja in Ägypten nicht immer der Fall.

In welchen afrikanischen Ländern außer Ägypten investieren Sie?

Bou-Diab: In Ruanda, Südafrika und Marokko. Marokko setzt wie Ägypten seine Steuergesetze immer besser durch. Die Digitalisierung der Steuerunterlagen zwingt die Unternehmen zur Disziplin und dürfte die Einnahmen deutlich erhöhen. Außerdem genießt die Energiewirtschaft in Marokko einen guten Ruf. Das Land will bis 2030 50 Prozent seines Bedarfs mit erneuerbaren Energien decken.

Ich investiere auch in Kenia. Die Wirtschaft ist breit aufgestellt und kenianische Start-ups aus der Mobile-Payment-Branche sind in Afrika führend. Viele Kenianer haben schon Smartphones. Das macht das Angebot weiterer Dienstleistungen einfacher und bringt die Wirtschaft voran.

Aus welchem Staat halten Sie sich fern?

Bou-Diab: Aus Nigeria. Präsident Muhammadu Buhari hat nach dem Absturz der Ölpreise im Jahr 2015 mit allen Mitteln versucht, die Landeswährung Naira gegenüber dem Dollar stabil zu halten, was die Marktwirtschaft in eine Schieflage gebracht hat. Nigerias Bruttoinlandsprodukt wächst kaum über 2 Prozent und ist geringer als das Bevölkerungswachstum. Die nigerianische Zentralbank verfolgt eine höchst unkonventionelle Geldpolitik und ist nicht transparent, da sie seit Jahren ihre Bilanz nicht offenlegt. Wir vermeiden auch Investitionen in Tunesien. Die Regierung bläht den Staatsapparat dort personell auf, um Arbeitsplätze zu schaffen. Vielversprechender wäre es, Privatunternehmen zu fördern.

Zum Abschluss: Für welchen Investorentyp eignet sich der Bellevue African Opportunities?

Bou-Diab: In erster Linie für langfristig denkende Investoren. Der Zeithorizont sollte mindestens fünf Jahre betragen. Wie gesagt, der Erfolg des Fonds hängt von der Durchsetzungskraft politischer Reformen in Afrika ab. Und die brauchen nun mal ihre Zeit. Wir sehen den Fonds als Beimischung in ein breit aufgestelltes Schwellenländer-Portfolio. Wenn die Wirtschaft an Fahrt aufnimmt, ist die Gewinnmarge hoch. Afrika hat ja makroökonomisch betrachtet noch sehr viel Nachholbedarf.

Außerdem gibt es unseres Erachtens gute Gründe für eine Anlage in chinesische Staatsanleihen: Zehnjährige Papiere rentieren bei rund 3,5 Prozent und könnten noch weiter nachgeben. China finanziert sich weitgehend intern aus den hohen Spareinlagen seiner Bürger. Die Auslandsverschuldung ist verglichen mit anderen Ländern gering, folgt einem ähnlichen Muster wie in Japan.

Zugleich empfehlen wir bei Schwellenländerwährungen größere Vorsicht. 2019 hat dieser Anlageklasse der starke US-Dollar zu schaffen gemacht. Und obwohl die Fed die Zinsschraube gelockert hat, schwächt das den Greenback kaum, da weltweit auch andere Länder die Zinsen senken. Zudem reagierten Währungen aus Schwellenländern historisch stets empfindlich auf eine Konjunkturabkühlung, wie wir sie für 2020 erwarten, auch wenn es nicht zu einer Rezession kommen dürftet.

Quelle: Das Investment

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