SJB | Korschenbroich, 13.09.2012. Viele Leserfragen waren bei MyInterview an Christoph Bruns von der Fondsgesellschaft Loys gerichtet. DAS INVESTMENT.com bat den Anwalt der Aktien daher zum Interview. Seine Meinung über Gold, Inflation und mögliche Auswirkungen der Eurokrise auf Fondsanlagen.
Christoph Bruns ist Chef der Oldenburger Investmentboutique Loys und managt unter anderem den Aktienfonds Loys Global (WKN: 926229)
DAS INVESTMENT.com: Alle Experten empfehlen nur noch Gold und Aktien. Wenn das Weltfinanzsystem tatsächlich zusammenbricht, welche Wert haben dann noch Aktien?
Christoph Bruns: In einem solchen Fall dürften Aktien zu den besten Anlagen gehören, die man sich wünschen kann. Denn Aktien verbriefen dem Anleger einen Anteil an einem realen Produktionsvermögen. Auch im Krisenfall müssen Nahrungsmittel und viele andere Bedarfsgüter hergestellt werden. Daran einen Anteil zu haben, ist viel wertvoller als nominale oder unproduktive Anlagen zu besitzen.
DAS INVESTMENT.com: Sehen Sie neben Aktieninvestments eine stärker kommende und zwingend notwendige Rolle von Investments in Private Equity?
Bruns: Der große Nachteil im Private-Equity-Bereich besteht in der fehlenden Liquidität und Verfügbarkeit für Anleger. Zudem ist der Sektor recht intransparent. Deshalb bleibt die klug betriebene Aktienanlage die Königsdisziplin im Investmentmanagement.
DAS INVESTMENT.com: Wieso stagnieren die Mittelzuflüsse bei Publikumsfonds? Liegt es an der aktuell durchschnittlichen Performance?
Bruns: Es gibt mancherlei Gründe, die für die schwachen Mittelzuflüsse bei Publikumsfonds sorgen. Dabei dürfte das Thema Performance noch am unwichtigsten sein.
Von Bedeutung ist die Diskriminierung gegenüber schlechteren, aber steuergeförderten Anlageformen. Auch die staatsmediale Erziehung der Bürger zur Unmündigkeit in Kapitalanlagefragen trägt zum Phlegma der Deutschen in Sachen Fondsanlage bei. Gleichwohl steht der Industrie eine Renaissance der Aktienfondsanlage bevor.
DAS INVESTMENT.com: Wie erfolgt die Umstellung von Aktien-/Misch- und Rentenfonds, wie bei in- und ausländische Fonds, wenn eine Währungsreform kommt?
Bruns: Obwohl eine Währungsreform nicht wahrscheinlich ist, wäre der Umtausch nur ein rein technischer Akt. Wie schon bei der Einführung des Euro. Vermögen und Schulden werden gleichermaßen dann zum selben Satz umgerechnet.
DAS INVESTMENT.com: Kommt die Vermögenssteuer in Deutschland?
Bruns: Nein, eine Vermögenssteuer würde vom Verfassungsgericht abgelehnt. Die Diskussion über eine Vermögenssteuer ist als Zeichen des bevorstehenden Bundestagswahlkampfes zu sehen. Im Übrigen hat Deutschland kein Einnahmeproblem, wohl aber ein Ausgabenproblem.
DAS INVESTMENT.com: Dax oder M-Dax – wo sehen Sie in naher Zukunft das größere Potential?
Bruns: Es folgt geradezu einer naturwissenschaftlichen Logik, dass kleine Unternehmen ceteris paribus (Anm. d. Red.: unter gleichbleibenden Bedingungen) schneller wachsen können als große. Weil sich das ETF- und Indexgeld überproportional über die großkapitalisierten Titel verteilt und dies zu einer relativen Unterbewertung kleinerer Aktien führt, dürfte der M-Dax auch in den kommenden 25 Jahren besser performen als der Dax.
DAS INVESTMENT.com: In welchen Zeitraum werden sich die Aktienmärkte erholen?
Bruns: Die gegenwärtige Hausse begann im März 2009 und dürfte sich fortsetzen, sofern die Zinsen auf Niedrigstniveaus verharren.
DAS INVESTMENT.com: Werden wir es in der näheren Zukunft eher mit Deflation oder eher mit Inflation zu tun bekommen?
Bruns: Wir gehen von einem inflationären Verlauf in der Zukunft aus. Seit dem Wegfall der Unterlegung von Währungen und der Einführung von Fiat-Geld ist die Inflation ständiger Begleiter. Angesichts der enormen Geldmengenvermehrung der letzten Jahre dürfte sich die inflationäre Entwicklung der vergangenen 40 Jahre fortsetzen.
DAS INVESTMENT.com: Welcher Markt wird vermutlich in den nächsten Jahren die höchste Stabilität bieten? Europa, USA/Canada, Skandinavien oder die Emerging Markets?
Bruns: Angesichts der monolithischen Strukturen in den Vereinigten Staaten (Zweiparteien-System, hoher Homogenisierungsgrad et cetera) dürften die USA auf absehbare Zeit die stabilste Region bleiben.
DAS INVESTMENT.com: Laufen wir Gefahr in eine Sachwerteblase (Aktien, Rohstoffe, Immobilien, Edelmetalle) hineinzulaufen?
Bruns: Bei Rohstoffen gehören eratische Kursbewegungen zum Alltag, weil sie nicht rational bewertbar sind. Aktien sind derzeit die günstigste Anlagegattung, während Staatsanleihen einiger als krisenfest geltender Länder längst spekulativ überbewertet sind.
Bei Immobilien gilt es, die Preisavance der vergangenen Jahre in Deutschland mit Vorsicht zu begleiten. Andere Länder erholen sich gerade erst von ihrer geplatzten Immobilienblase (USA, Großbritannien, Irland, Spanien et cetera)
Von: Ansgar Neisius
Quelle: DAS INVESTMENT.