Björn Drescher, Gründer der Beratungsgesellschaft Drescher & Cie., über die neue digitale Fondsvermögensverwaltung von Fidelity, ungerechtfertigte Kritik daran und die Notwendigkeit, sich stets weiterzuentwickeln. Vom Angebot einer digitalen Fondsvermögensverwaltung unter dem Label „Fidelity Wealth Expert“ kann niemand überrascht sein, der sich auch nur ein bisschen mit der Historie des Hauses Fidelity, seinen Geschäftsmodellen und seinen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland beschäftigt hat.
Welcher Wettbewerber kann schon von sich sagen, dass er über eine eigene Fondsplattform mit Banklizenz verfügt, deren tägliches Geschäft die Administration von Vermögensverwaltungsdienstleistungen ist – regulierte elektronische Antrags-/Beratungsstrecken und Service Center inklusive. Dieses Asset auch für sich selbst zu nutzen, erst recht, wenn man auf 50 Jahre Praxiserfahrung im Management von Wertpapierportfolios zurückschauen kann und sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters stellen muss, liegt auf der Hand. Kritischer Unterton eher ungerechtfertigt
Dass es einen vielfach kritischen Unterton in der Berichterstattung und Kommentierung dieses Ereignisses geben würde, war ebenso klar. Druck bei den Assets under Management, die Personalwechsel in letzter Zeit und die Tatsache, dass das Unternehmen seit Jahren ein Direktgeschäft mit Selbstentscheidern betreibt, werden in den Kontext gestellt.
Und so klingt denn immer wieder einmal unterschwellig die Frage mit: „Warum machen die das?“ Denkbare Antworten darauf aus meiner Sicht: „Weil sie es können“. „Weil es andere auch tun würden, wenn sie über die gleichen Möglichkeiten verfügen würden“. „Weil ein solches Angebot noch lange nicht heißen muss, dass man sich gegen seine bestehenden Geschäftspartner positioniert“. „Weil es keineswegs automatisch impliziert, andere Geschäftsbereiche zu vernachlässigen“.
Immer weiterentwickeln
Wer in einer modernen digitalen Finanzdienstleistungsindustrie überleben will, muss sich weiterentwickeln, darf wenig unversucht lassen, muss mehrgleisig fahren und sich dem Wettbewerb stellen. Manch andere Kapitalverwaltungsgesellschaft hat sich übrigens auch an Robo-Advisorn und anderen Vertriebswegen beteiligt, geht weniger transparent vor und erntet dafür nicht so viel Kritik.
Von: Björn Drescher
Quelle: Das Investment