T. Rowe Price | Baltimore, 17.10.2018
• Erste Anzeichen eines schwächer werdenden US-Wirtschaftswachstums
• Eurozone hat sich stabilisiert
• Renditen von Bundesanleihen könnten steigen
Neigt sich die Outperformance der US-Wirtschaft gegenüber der Eurozone ihrem Ende entgegen? Dafür gibt es Anzeichen. Einige Überraschungsindizes, die die Abweichung zwischen erwarteten und tatsächlichen Wirtschaftsdaten widerspiegeln, stellen die USA erstmals seit Jahresbeginn wieder schlechter dar als die Eurozone. Dies bedeutet eine schwächere Konsensprognose für die US-Wirtschaft als für die europäische Wirtschaft. Zwar haben sich andere Überraschungsindizes noch nicht zugunsten der Eurozone verschoben.
Dennoch zeigen sie, dass sich die Kluft zwischen den USA und Europa verringert. „Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf den US-Dollar und die Bundesanleihen haben“, sagt Ken Orchard, Co-Portfoliomanager, Diversified Income Bond Strategy bei T. Rowe Price.
Während das europäische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zunächst unter den Erwartungen der Ökonomen blieb, übertrafen in den USA Steuersenkungen und fiskalische Impulse die Erwartungen für das US-Wachstum. Jetzt nähern sich die Daten der beiden Regionen einander an. In der Eurozone zeigt sich ein stabiles Wachstum. Zugleich ist der Beginn einer Abschwächung der US-Daten erkennbar.
US-Wachstumsniveau schwierig aufrechtzuerhalten
Die jüngste Enttäuschung über die US-Daten ist schwierig zu erklären. „Kapazitätsengpässe sind wahrscheinlich ein wichtiger Faktor. Der jüngste Bericht des US-Einkaufsmanagerindex PMI (Purchaising Managers’ Index) zeigt die Probleme der US-Unternehmen, das rasante Wachstum der Auftragseingänge in der ersten Jahreshälfte aufrechtzuerhalten“, erläutert Orchard. Dies sei im Zuge des endenden Zyklus und der geringen Arbeitslosigkeit aber kaum verwunderlich. Der Wohnungsmarkt sei ebenfalls etwas schwächer als erwartet, was zum Teil auf die Verschlechterung der Erschwinglichkeit, aber auch auf ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zurückzuführen sei.
„Was können wir nun von den Zentralbanken erwarten? Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits signalisiert, dass sie die Zinsen erst im September oder Oktober nächsten Jahres anheben wird“, so der Portfolioexperte. Obwohl sich das Wachstum in der Eurozone in einem robusten Tempo stabilisiert habe (etwa 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr), sei es nicht stark genug, um bei der EZB eine Planänderung zu bewirken. Andererseits ließen die schwächeren Aussichten für die USA Zweifel daran aufkommen, wie lange die US-Notenbank (Fed) ihren Weg der sukzessiven Zinsanhebung fortsetzen wird.
Abschwächung des Greenback erwartet
Es gebe jedoch eine interessante Diskrepanz zwischen den Zinsen und den Devisenmärkten. Der Dollar habe seinen Leidensweg noch vor sich. Dies bedeute, dass die Devisenmärkte immer noch an die Story der „starken US-Wirtschaft und dem schwachen Rest der Welt“ glauben. Ken Orchard: „Da sich der Greenback in der Regel mit Veränderungen der kurzfristigen Forward-Zinsdifferenzen bewegt – und wir glauben, dass die Fed die Leitzinsen im kommenden Jahr irgendwann nicht mehr erhöhen wird und die EZB die Zinsen erhöhen wird – könnte dies dazu führen, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro abwertet.“
Auch die Renditen von Bundesanleihen könnten steigen, wenn sich der ökonomische Überraschungsindex der Eurozone weiter verbessert. Derzeit preisen die Forwardkurse am Geldmarkt ein, dass die EZB die Zinsen in den nächsten fünf Jahren kumulativ nur um rund 100 Basispunkte anheben wird. „Dies erscheint allerdings mit dem potenziellen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts unvereinbar. Selbst ein moderater Anstieg der Zinsen würde dazu führen, dass die Renditen der Bundesanleihen um rund 25 Basispunkte steigen. Dies veranlasst uns, Bundesanleihen unterzugewichten – trotz unzähliger geopolitischer Sorgen und Problemen der Schwellenländer“, sagt Ken Orchard.
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