Das Investment: Lässt der Handelskrieg die Börsen crashen?

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Die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump spitzen den Zollstreit mit China und Europa immer weiter zu. Dadurch steigen die Risiken für die Weltwirtschaft, erklärt Vermögensverwalter Guido vom Schemm, insbesondere für die vielen exportabhängigen Firmen im deutschen Leitindex Dax. Eines muss man US-Präsident Trump lassen: Er lässt seiner Ankündigung „America first“ seit Monaten Taten folgen. Er kündigte das Nafta-Abkommen, eine neue Steuerreform wurde verabschiedet, er löste den Atom-Deal mit dem Iran eigenmächtig auf und jetzt macht er in Sachen Strafzöllen ernst.

Inzwischen artet dieser Aktionismus aber aus, sodass die internationalen Handelspartner und sogar Verbündete verärgert Gegenmaßnahmen ergreifen und sich Trumps einseitiges Vorgehen nicht tatenlos gefallen lassen. Dieser sich zu spitzende Handelskrieg sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Kann eine Verschärfung des Handelskrieges zum Börsencrash führen?

Internationales Pingpong

Seit März spielen die USA und China in Sachen Strafzölle internationales Pingpong. Die Amerikaner führen Strafzölle ein, die Chinesen reagieren, die Amerikaner schlagen zurück, die Chinesen legen nach – getreu dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Zölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar will Trump von China verlangen.

Doch nicht nur das: Erhebt China Gegenzölle, sollen Strafabgaben für Handelsartikel im Umfang von 200 Milliarden US-Dollar folgen. Kontert der rote Riese auch das, will Trump Zölle für weitere 200 Milliarden überprüfen lassen.

Insgesamt also ein Gesamtpaket in Höhe von 450 Milliarden US-Dollar – mathematisch ist es kaum möglich für China gleichzuziehen: Die Volksrepublik importierte im vergangenen Jahr nämlich bloß US-Produkte für 130 Milliarden US-Dollar.

US-Bürger als Verlierer

Es wird nur Verlierer geben, denn die US-Strafzölle gegen China betreffen jetzt die Hälfte aller Waren, welche die Amerikaner in der Volksrepublik einkaufen. Somit leidet nicht nur China unter den Strafzöllen, die USA, insbesondere die Konsumenten spüren die Gegenmaßnahmen auch. Computer, Smartphones, Kleidung, Spielzeug. Diese Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens werden für US-Bürger, und somit auch für Trumps Wähler, ab sofort teurer.

Es stellt sich die entscheidende Frage, ob China mittlerweile so stark ist, um den Amerikanern richtig weh zu tun. So exportabhängig wie noch vor einigen Jahren ist Chinas Volkswirtschaft nämlich nicht mehr. Nur noch etwa 20 Prozent der Wirtschaftsleistung basieren auf Ausfuhren. Dazu treibt China das Megaprojekt „one belt, one road“ (OBOR) massiv voran.

Aber China hat noch ein weiteres Ass im Ärmel. China ist mit 1,18 Billionen Dollar der mit weitem Abstand größte Besitzer von US-Staatsanleihen. Stoßen sie diese massiv ab, wird es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Einen kleinen Vorgeschmack haben Investoren in den letzten Wochen bekommen, hatte Russland nach den neuen US-Sanktionen im April US-Staatsanleihen liquidiert, so hat sich der Bestand in dem Monat quasi halbiert von 96,1 auf 48,7 Milliarden US-Dollar. Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Papiere deutlich gestiegen.

Sorgenfalten immer größer

Wenn China resolut agiert – und glauben Sie uns, sie werden –, würden die Sorgenfalten der Amerikaner deutlich größer. Denn steigende Zinsen wären das Letzte, was die USA gebrauchen könnten. Die US-Neuverschuldung soll nämlich durch Trumps Steuerpolitik auf mehr als eine Billion Dollar pro Jahr explodieren. Dabei liegen die Staatsschulden mit 21,08 Billionen Dollar auf einem Rekordhoch – das sind sagenhafte 107,2 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Doch auch zwischen Europa und den USA kommt es zu ersten „kriegerischen Handelsmaßnahmen“. Zunächst führte Trump Zölle auf Aluminium und Stahl ein. Er wirft den Europäern vor, mit einem hohen Handelsüberschuss der US-Wirtschaft zu schaden. Für den Fall europäischer Gegenzölle drohte er bereits mit Strafzöllen auch auf europäische Autos, was vor allem deutsche Hersteller träfe.

„Ass im Ärmel der EU“

Ab dem 22. Juni erhebt die EU auf Motorräder, Jeans und Whiskey aus den USA ebenfalls Strafzölle. Sie treffen Produkte, die typisch amerikanisch sind. Und sie kommen aus Bundesstaaten, in denen die Republikaner stark sind. Mit Spannung wird erwartet, wie es in den nächsten Wochen weiter geht.

Doch auch Europa hätte noch ein Ass im Ärmel, allerdings nur, wenn die europäischen Staaten gemeinsam vorgehen. Die großen US-Unternehmen wie Apple, Google oder Facebook versteuern den Großteil ihrer Gewinne sehr steuergünstig in Irland. Hier könnte ein angebrachter Steuersatz diese US-Firmen deutlich treffen.

Die USA kann den Handelskrieg gegen China und Europa kaum gewinnen. Die Vereinigten Staaten repräsentieren nur noch 15 Prozent des Welt-BIPs, wie sinnvoll ist es, die anderen 85 Prozent vor den Kopf zu stoßen? Die Risiken für die Weltwirtschaft, den S&P 500 und gerade den Dax mit seinen vielen exportabhängigen Firmen nehmen signifikant zu. Anleger sollten auf der Hut sein und frühzeitig in Deckung gehen. Jetzt heißt es „defense first“!

Von: Guido vom Schemm

Quelle: Das Investment

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