Pressemitteilung Invesco: Fünf Dinge, die wir im April gelernt und im Mai im Blick haben sollten

Invesco | Frankfurt, 26.04.2018.

Marktkommentar von Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist: Im April hat sich ein klareres Bild der geldpolitischen Pläne der Zentralbanken, der wachsenden Sorgen über den Protektionismus und vieler weiterer Entwicklungen herausgebildet. Im Mai werden sich die Blicke der Marktteilnehmer vor allem auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne sowie mögliche Entscheidungen über Schutzzölle und den Atom-Deal mit dem Iran richten. Ich werfe heute einen genaueren Blick auf jeweils fünf Dinge, die wir im April gelernt und im Mai im Blick haben sollten.

Im zurückliegenden Monat haben wir wichtige Einblicke in die künftige Ausrichtung der Geldpolitik, die wachsenden Sorgen über den Protektionismus und die Sensibilität der Märkte für Änderungen wichtiger Indikatoren erhalten. Im Folgenden werfe ich einen genaueren Blick auf fünf wichtige Erkenntnisse, die uns der April gebracht hat, und fünf Dinge, die wir im Mai im Auge behalten sollten. Fünf Dinge, die wir im April gelernt haben

1. Zentralbanken auf unterschiedlichem Kurs

Die Bank of Japan (BOJ) hat die Märkte mit ihrer jüngsten Erklärung überrascht, in der sie erstmals darauf verzichtet hat, einen Zeitrahmen für das Erreichen ihres Inflationsziels zu nennen. Damit wollte die BOJ die Erwartungen der Märkte besser steuern, da diese den Zeitrahmen zunehmend als harte Deadline und nicht als Prognose zu betrachten schienen. Bei der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) war eine Anpassung der Geldpolitik offensichtlich ebenfalls kein Thema. Wie EZB-Präsident Mario Draghi erklärte, hat sich der Zentralbankrat in der vergangenen Woche vor allem mit der Lage der Wirtschaft in der Eurozone beschäftigt. So sei deutlich geworden, „dass es seit unserer letzten Sitzung zu einer gewissen Mäßigung des Aufwärtstrends gekommen ist, der in praktisch allen Ländern spürbar ist, wenn auch natürlich in unterschiedlichem Masse.“

Was uns das sagt: Obwohl BOJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda betont hat, dass Japans Inflationsziel bis zum Haushaltsjahr 2019 erreicht werden könne, will die BOJ offensichtlich keine zu großen Erwartungen an eine Zinsstraffung bis Ende 2019 wecken. Dass sich die Bank mehr Flexibilität wahren will, ist verständlich, zumal ihr Inflationsausblick weiter mit Abwärtsrisiken behaftet ist. Daher könnte die BOJ auch noch länger an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten. In der Eurozone ist noch nicht absehbar, bis wann die EZB ihre Anleihenkäufe komplett zurückgefahren haben will — eine Zinserhöhung liegt damit in noch weiterer Ferne. Dagegen verfolgen andere Zentralbanken einen gänzlich anderen Kurs. Die Bank of China hat die geldpolitischen Zügel angezogen und die US-amerikanische Notenbank (Fed) scheint ihre Zinserhöhungen mit Volldampf umsetzen zu wollen. Damit zeichnet sich ab, dass einige Zentralbanken für ein deutlich günstigeres Umfeld für Risikoanlagen sorgen als andere.

2. Protektionismus bereitet weiter Sorge

Obwohl das Thema zuletzt nicht mehr für so viele Schlagzeilen gesorgt hat wie zuvor, bleibt die mögliche Einführung von Schutzzöllen ein erheblicher Sorgenfaktor — für die Unternehmen genauso wie für die Zentralbanken. Im Anschluss an die EZB-Sitzung der letzten Woche sagte Draghi, welche Folgen der zunehmende Protektionismus haben werde, sei aktuell unklar, da bislang vor allem Drohungen lanciert worden seien. Wie der EZB-Präsident warnte, könne der Protektionismus „schnell gravierende Auswirkungen auf das Geschäftsklima und das Vertrauen von Unternehmern und Exporteuren haben … und das wiederum kann sich negativ auf die Wachstumsperspektiven auswirken.“ Aus dem im April veröffentlichten Protokoll der März-Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed wissen wir zudem, dass der Protektionismus der US-amerikanischen Notenbank ebenfalls Sorgen bereitet. Im ihrem jüngsten Konjunkturbericht, dem Beige Book, berichtet die Fed, dass die amerikanischen Unternehmen steigende Inputkosten durch Importzölle fürchten. Dass das keine grundlose Sorge ist, bestätigt ein vor einigen Wochen von der Brookings Institution veröffentlichter Artikel über die potenziell negativen Folgen eines US-chinesischen Handelskrieges. Darin verweisen die Autoren David Dollar und Zhi Wang auf das Risiko steigender Kosten, da einige der Produkte, die mit Importzöllen belegt werden sollen, „Komponenten“ sind, d.h. Vorprodukte, die für die Herstellung von Endprodukten benötigt werden.

Was uns das sagt: Der Protektionismus könnte nicht nur zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen, sondern auch dazu, dass derartige Endprodukte weniger konkurrenzfähig sind. Nichts davon ist förderlich für den Freihandel oder das Wirtschaftswachstum.

3. Die Unternehmensgewinne könnten den Zenit erreicht haben

Die Unternehmensgewinne steigen seit mehreren Quartalen und die aktuelle Berichtssaison erweist sich noch einmal als besonders erfreulich. Die Märkte plagt aber eine unterschwellige Sorge — wann ist es mit dem Gewinnwachstum vorbei? Wann haben die Gewinne ihren Höchststand überschritten?

Was uns das sagt: Ich rechne bis auf weiteres mit einer anhaltenden Nervosität an den Märkten, da die Marktteilnehmer nach Signalen Ausschau halten werden, die dafür sprechen, dass die Gewinne den Zenit erreicht haben. Dabei wird sich die Aufmerksamkeit natürlich vor allem auf die neuesten Prognosen der Unternehmen richten.

4. Das Wachstum verliert an Dynamik

Der ersten Schätzung zufolge ist die US-amerikanische Wirtschaft im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 2,3% gewachsen,(1) was eine deutliche Abschwächung gegenüber dem vierten Quartal wäre. Dies könnte lediglich die Fortsetzung eines in der Vergangenheit typischen Musters darstellen, wonach das Wachstum im ersten Quartal zumeist schwächer ausfällt als in den Folgequartalen. Allerdings scheint die Wirtschaft auch in der Eurozone und Großbritannien an Fahrt verloren zu haben. In Großbritannien war das Wachstum zuletzt sogar so schwach wie seit mehreren Jahren nicht mehr, was darauf hindeutet, dass die britische Wirtschaft durch den näher rückenden Brexit-Termin zunehmend unter Druck steht.

Was uns das sagt: In der vergangenen Woche haben Ergebnisberichte von Unternehmen für gewisse Kursturbulenzen gesorgt. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Märkte ähnlich empfindlich auf Hinweise auf eine Verlangsamung des globalen Wachstums reagieren, da derzeit so viel von einem anhaltend soliden Wirtschaftsumfeld abhängt. Ich glaube, dass die jüngste Abschwächung in den meisten Volkswirtschaften nur eine temporäre Abweichung von ihrem Wachstumspfad darstellt. Bei jeglichem Hinweis auf einen Verlust an Dynamik sollte aber mit negativen Marktreaktionen gerechnet werden.

5. In der letzten Woche ist die 10-Jahres-Rendite in den USA über die 3-Prozent-Marke gestiegen (2)

Obwohl die 10-jährige Treasury-Rendite im Anschluss wieder unter diese Marke zurückfiel, war das eine wichtige Entwicklung mit mehreren Implikationen (siehe auch meinen letzten Blog: Anleiherenditen: einen wichtigen Marktindikator richtig lesen).

Was uns das sagt: Die Märkte reagieren empfindlicher auf Entwicklungen wie Änderungen der 10-jährigen US-Staatsanleiherendite. Daran dürfte sich bis auf weiteres nichts ändern. Das spricht für eine anhaltend erhöhte Volatilität.

Fünf Dinge, die wir im Mai im Blick haben sollten

1. Eine höhere Marktsensibilität

Wie bereits erwähnt, glaube ich, dass die Märkte zunehmend empfindlich auf jeglichen Hinweis reagieren werden, der dafür spricht, dass das globale Wachstum und/oder die Unternehmensgewinne ihren Höchststand überschritten haben könnten. Das gleiche gilt für Änderungen der 10-jährigen Treasury-Rendite. Daher sollten wir uns darauf einstellen, dass die Aktienmärkte mit unverhältnismäßig starken Kursausschlägen auf Wirtschaftsdaten, Kommentare von Unternehmen und andere scheinbar unbedeutende Entwicklungen reagieren könnten.

2. Fed-Entscheidung

Bei seiner anstehenden Sitzung in dieser Woche wird der Offenmarktausschuss der Fed vermutlich vor allem die Inflationsentwicklung diskutieren. Mehrere Indikatoren haben zuletzt auf eine anziehende Teuerung hingedeutet. Dazu gehört der von der Fed am meisten beachtete Inflationsindikator, die PCE-Kerninflation, die im März auf 1,9% angestiegen ist.(3) Vor diesem Hintergrund rechne ich in diesem Jahr mit drei weiteren Zinserhöhungen der Fed. Der Offenmarktausschuss könnte diese Entwicklung sogar zum Anlass nehmen, die Bilanznormalisierung zu beschleunigen. Das hätte erheblich dramatischere Auswirkungen an den Märkten als eine zusätzliche Zinserhöhung. Wir werden nicht nur bei den in dieser Woche anstehenden Ankündigungen genau hinhören (die Fed wird vermutlich erwähnen, dass sich die Inflation ihrem Zielwert weiter genähert hat), sondern auch das Sitzungsprotokoll kritisch lesen, um ein besseres Bild der Stimmung im Offenmarktausschuss zu erhalten.

3. Entscheidungen über Schutzzölle

US-Präsident Donald Trump wird über die Anwendung 25-prozentiger Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Europäischen Union entscheiden, für die bislang eine vorübergehende Ausnahmeregelung gilt. Das ist eine Entscheidung von potenziell erheblicher Tragweite, da sie das Wirtschaftswachstum in der Eurozone bremsen könnte – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Wirtschaft ohnehin bereits an Fahrt verloren hat, wie die jüngste Verlangsamung des Wachstums der breiten Geldmenge M3 erneut bestätigt hat. Außerdem könnte eine Aufhebung der Ausnahmeregelung die weltweiten protektionistischen Tendenzen noch weiter anfachen. Wir werden die diesbezüglichen Entwicklungen genau beobachten, da die Märkte, zumindest in Europa, sehr negativ reagieren könnten.

4. Iran

In Kürze – voraussichtlich bis zum 12. Mai – wird der US-Präsident zudem über die Zukunft des Nuklearabkommens mit dem Iran entscheiden. Mit seinem Besuch in den USA hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in der vergangenen Woche versucht, den Deal zu retten, bevor er im Anschluss Bereitschaft signalisiert hat, mit dem Iran über ein neues Atomabkommen zu verhandeln. Macron selbst aber zweifelt daran, dass es ihm gelungen sein könnte, eine Aufkündigung des Atomdeals durch die USA zu verhindern. Das könnte zu noch mehr Verunsicherung führen und den Aufwärtsdruck auf den Ölpreis – sowie den Abwärtsdruck auf die Aktienkurse – erhöhen.

5. US-chinesische Handelsgespräche

In dieser Woche wird sich eine US-amerikanische Handelsdelegation mit chinesischen Regierungsvertretern in Beijing treffen. Im Moment spricht viel dafür, dass China bei diesen Verhandlungen eine harte Haltung einnehmen wird. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels hatte China die zwei drastischsten Forderungen der USA – eine verbindliche Rückführung des Handelsdefizits der USA mit China sowie eine Obergrenze für chinesische Investitionen in die amerikanische Technologieindustrie – vehement zurückgewiesen. Wir werden die diesbezügliche Entwicklung genau verfolgen, da die Wahrscheinlichkeit eines negativen Verhandlungsergebnisses – und damit einer protektionistischen Abwärtsspirale – zuzunehmen scheint.

Abschließend möchte ich allen Betroffenen der Amokfahrt in Toronto, bei der ein Invesco-Mitarbeiter starb und ein weiterer verletzt wurde, mein Mitgefühl ausdrücken. Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden.

 

Quellen
(1) Quelle: US Commerce Department, Stand 27. April 2018
(2) Quelle: Bloomberg, L.P.
(3) Quelle: The US Department of Commerce’s Bureau of Economic Analysis.

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Wichtige Informationen: Dieses Marketingdokument richtet sich ausschließlich an professionelle Anleger und Finanzberater. Daten vom 30. April 2018, sofern nicht anders angegeben. Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Marktaussichten sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Diese Publikation ist nicht Bestandteil eines Verkaufsprospektes. Sie enthält lediglich allgemeine Informationen und berücksichtigt keine individuellen Erwartungen, steuerliche oder finanzielle Interessen. Anleger werden darauf aufmerksam gemacht, dass der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus sowohl steigen als auch fallen können und es möglich ist, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.

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