Die derzeitige Niedrigzinspolitik der EZB würde die Sparer enteignen, so die allgemein verbreitete Meinung. Reiner Populismus, meint Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Denn das Problem der deutschen Sparer ist ein ganz anderes.Null- beziehungsweise Minuszinsen bedeuten eine schleichende Enteignung der Sparer. Davon sind die meisten Finanzexperten überzeugt. Aber nicht Marcel Fratzscher. Für den Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind die Vorwürfe, die Politiker und Ökonomen dem EZB-Chef Mario Draghi wegen seiner expansiven Geldpolitik machen, reiner Populismus.
Das Kernproblem der deutschen Sparer seien nicht die Niedrigzinsen, erklärt der DIW-Chef im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir Deutschen sparen zu schlecht“. So würden deutsche Anleger zu viel Geld auf Sparkonten parken. Aktien hingegen, die in den vergangenen Jahren – auch dank der Geldpolitik – einen Boom erlebt haben, würden gemieden.
Und es gibt laut Fratzscher ein noch größeres Problem. „Ungefähr 40 Prozent der Bevölkerung haben gar kein Vermögen, die können nicht sparen, selbst wenn sie wollten.“
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: Das Investment